Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 94
nicht das geboten haben, was man immer wieder so gerne
behauptet, dass nämlich dort, wo man die Differenzierung aufhebt und wo man die
Gesamtschule organisatorisch verwirklicht, das pädagogische Gelbe vom Ei zu
finden ist und dass dort möglicherweise die individuelle, die persönliche
Zufriedenheit am größten ist, aber dass die Lernleistungen da wahrlich nicht
mithalten können.
In diesem Sinne, glaube ich, ist Herr Dir Israiloff
auch ein wenig rehabilitiert. Ich hoffe, dass auch die Bildungspolitik
dementsprechende Konsequenzen daraus zieht.
Für Wien, muss ich gestehen, bin ich ein wenig
hoffnungsarm geworden, denn da hat man sich darauf reduziert, ein so genanntes
dynamisches Begabungsförderungsmodell aufs Papier zu schreiben. Allein, es wird
im Schulwesen nicht gelebt. Das heißt, die Differenzierung und
Individualisierung ist wohl etwas, womit die Sozialdemokratie auf Grund ihrer
ideologischen Wurzeln offensichtlich solche Schwierigkeiten hat, dass man alles
andere probiert, nur um nicht wirklich zu einer begabungsfördernden
Differenzierung zu kommen.
Ich bin aber auch, und deshalb stimmen wir diesem Akt
zu, nicht sehr glücklich über die Haltung der Frau Unterrichtsministerin oder
Bildungsministerin Gehrer. Denn die macht da wohl sehend, dass wir uns in Wien
ein bisschen schwer tun, einen breiten Konsens zu finden, was diese Frage
betrifft, nicht so richtig mit. Und da ist das Bundesland Salzburg voran, denn
die Salzburger sind im Bereich der Begabungsförderung den Wienern um Längen
voraus und wir würden lange brauchen, um dorthin zu kommen, wo die schon sind!
Das sollte der SPÖ eigentlich zu denken geben, die für sich so gerne in
Anspruch nimmt, in Wien immer das pädagogische Mekka zu sehen.
Daher sind wir durchaus auch guten Mutes, wenn wir
hier von Wien aus immer wieder Signal geben, dass das auf Bundesebene auch
übertragen wird, denn hier nur Anstöße zu geben, ist zu wenig. Das ist eine
Diskussion, die ja nicht erst zwei Jahre alt ist, sondern das ist eine
Diskussion, die wir schon über die Jahre hinweg führen. Ich würde mich freuen,
wenn es den Kolleginnen und Kollegen der ÖVP gelingen würde, hier auch der Frau
Unterrichtsministerin die Begabungsförderung und zwar eine vertiefte Begabungsförderung
schmackhaft zu machen, denn dann kommen wir möglicherweise dort hin.
Das ist vielleicht der einzige Punkt, wo ich Frau
Kollegin Jerusalem Recht gebe, dass wir hier nicht in der Situation verbleiben,
diese leider notwendigen Subventionen geben zu müssen, denn das wäre
tatsächlich eine Aufgabe, die hier vom Unterrichtsministerium für ganz
Österreich wahrzunehmen wäre. Was kann denn ein Kind dafür, dass es in Wien
möglicherweise die Chance hat, die Sir-Karl-Popper-Schule zu besuchen oder dass
es das Glück hat, in Salzburg zu sein, wo man der Begabungsförderung offen
gegenübersteht? - Die Kinder in den anderen Bundesländern, die auch Begabungen
haben, haben meines Erachtens auch das Recht, dementsprechend gefördert zu
werden.
Daher, meine Damen und Herren von der ÖVP, würde ich
Sie bitten, sich politisch auch ein paar 100 Meter weiter stark dafür
einzusetzen, ich meine konkret am Minoritenplatz, dass es hier mit der
Begabungsförderung österreichweit stärker vorangeht, als das in den vergangenen
Jahren der Fall war. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Barbara Novak-Schild: Danke. - Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Ich möchte mich in die ideologische Debatte nicht
einmischen, aber ich darf sagen, dass ich Sie trotz einem umfassenden
Bekenntnis meiner Person und meiner Fraktion zur Gesamtschule um Unterstützung
für diesen Akt und um Zustimmung bitte. - Danke.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ich möchte, bevor wir abstimmen lassen, mitteilen,
dass die Abgen Görg, Salcher und Strobl nicht mitstimmen werden, weil sie im
"Verein zur Förderung der Sir-Karl-Popper-Schule" tätig sind. Ich
möchte das dann bei der Abstimmung zu bedenken geben.
Ich teile auch mit, dass es keinen Gegen- oder
Abänderungsantrag gibt.
Ich
bitte jetzt die Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen wollen, die Hand
zu erheben. - Dies ist mehrheitlich ohne die Stimmen der GRÜNEN der Fall.
Es gelangt nunmehr Postnummer 20 (00048/2002-GJS) der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft Subventionen an Wiener Landesverbände der diversen
Österreichweiten beziehungsweise Wiener Jugendorganisationen.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Wutzlhofer,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Jürgen Wutzlhofer: Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich
erteile es ihr. (StRin Karin Landauer:
Frau GRin Jerusalem!)
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Ganz kurz nur, damit kein Missverständnis entsteht.
Wir haben die getrennte Abstimmung verlangt, und zwar
wollen wir 1, 5, 9 und 18 getrennt abgestimmt haben. Das sind die
Parteijugendorganisationen. Und jetzt füge ich hinzu, weil das wichtig ist: Wir
wollen selbstverständlich, dass auch diese Parteijugendorganisationen das Geld
bekommen. Sie sollen es kriegen, aber nicht aus diesem Budgettopf. Das ist
Parteienförderung und gehört dort hin, wo sich die Parteienförderung befindet.
Und weil ich jetzt schon seit vielen Jahren weiß, was dann immer als Argument
kommt, denn da wird mir dann immer gesagt: Ja, Frau Kollegin, das ist aber
ganz, ganz schlecht, und zwar deswegen, weil ja dann möglicherweise die
Parteien das Geld den Jugendlichen nicht weitergeben, möchte ich dazu zwei
Dinge bemerken:
Erstens. Dieses Geld kann ein Mascherl tragen. Das gehört
dann der Jugend und nur der Jugend, und zweitens
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