Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 94
Interessante an der Studie, unabhängig vom Schulsystem
zeigt, und Österreich ist da ein gutes Beispiel dafür, denn Österreich hat
nämlich unter den deutschsprachigen Ländern am besten abgeschnitten.
Wenn man sich jetzt anschaut, dass ausgerechnet in
der Bundesrepublik Deutschland ein sehr gemischtes Schulsystem herrscht, unter
anderem sind dort auch Gesamtschulmodelle faktisch in Funktion und genau diese
Modelle schneiden innerhalb des deutschsprachigen Raums in der BRD am
schlechtesten ab, dann muss ich Ihnen leider sagen, liebe Frau Kollegin
Jerusalem, dann haben Sie die Studie nur mit einem Auge gelesen und das ist
sehr schade.
Ich darf Ihnen aber auch sagen, warum ich - und ich
habe das zu einer anderen Wortmeldung schon einmal angedeutet - enttäuscht bin.
Als Sie, ich weiß nicht, vor ein paar Monaten im Gemeinderat Ihren Antrag zur
w@lz. eingebracht haben, haben wir genau argumentiert und haben gesagt, die
Idee ist gar nicht so schlecht, es ist nur schade, es gibt überhaupt keine
Evaluation dazu. Sie haben es auch nicht der Mühe wert gefunden, irgendeine
politische Konsenssituation herbeizuführen. Das unterscheidet Sie schon einmal
von uns. Wir sind, als die Idee der Popper-Schule geboren wurde, zu allen
Parteien hier in diesem Rathaus gegangen und haben gesagt: Wir würden uns sehr
freuen, so sieht das Modell aus, darum geht es. Sie haben das verabsäumt, Sie
haben mit Ihrer Idee 800 000 S lukriert und wir haben Ihnen gesagt,
warum wir meinen, dass das wahrscheinlich für die Allgemeinheit der Wiener
Schüler nichts bringen wird, wenngleich die Idee interessant ist.
Die Popper-Schule hingegen ist in Wien die einzige
Schule, die als Schulversuch evaluiert wird, und zwar von außen evaluiert wird,
und damit jährlich einen Bericht legt. Sie ist weiters in ihrer
Grundsatzerklärung eine Schule, die mit den Modellen der Begabungsförderung -
und Sie müssten mir sagen, wie Sie sich das anders vorstellen können - die
Absicht hat, alle übertragbaren Überlegungen in das Regelschulwesen hinüber zu
transferieren. Das ist der große Unterschied. Wir sind darauf auch stolz, dass
wir zu den Initiatoren gehören und damals gemeinsam mit unserem
Koalitionspartner, der SPÖ, die Überzeugung auch sozusagen zu Papier bringen
konnten, dass Wien gut beraten ist, neben seiner hohen Kompetenz für die
kompensatorische Pädagogik, also für die Förderung der Schwachen, auch ein
klares, eindeutiges Bekenntnis dafür abzugeben, dass wir zu denen stehen, die
als begabt in dieser Gesellschaft auch sehr viel für diese Gesellschaft leisten
können, wenn man sie entsprechend fördert und ihnen gleichzeitig auch jenes
Rüstzeug mitgibt, damit die soziale Kompetenz dabei nicht zu kurz kommt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf Ihnen abschließend etwas verraten, was Sie
vielleicht schon wissen oder demnächst hören werden: Eine österreichinterne
Studie von Ministerialrat Grogger zeigt ganz deutlich, dass im Bereich der
Schule der 10- bis 15-Jährigen die Schulversuche keine wie immer gearteten
signifikanten Unterschiede gegenüber dem Regelschulwesen erbringen, egal, ob es
sich um die AHS-Unterstufe oder um die Hauptschule handelt. Das heißt, ich
glaube, dass das Geheimnis des österreichischen Schulsystems genau darin liegt
- das zeigt auch in der Summe die geringe Jugendarbeitslosigkeit im
gesamteuropäischen OECD-Bereich -, dass wir mit unserem Schulsystem eine
Durchlässigkeit bieten, wo wir eine Gesamtschule erst gar nicht brauchen. Denn
wenn jeder Schüler, egal in welchen Schultyp er geht, eigentlich selbständig
wählen kann, wo seine Begabungen und Interessen liegen und diese auch jederzeit
angeboten erhält, dann hat Österreich genau das, was Sie als Zwangsbeglückung
gerne ideologisch am Altar hier für Ihre Interessen opfern würden. Und dem
werden wir niemals unsere Zustimmung geben! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Ing RUDOLPH
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Ing Herbert RUDOLPH
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Zuerst schon bei den Ausführungen des Herrn GR Hatzl
habe ich mir gedacht, nicht alles, was hinkt, ist schon ein Vergleich. Ich glaube
auch daher, dass das bei den Vergleichen, die jetzt hier von Frau Kollegin
Jerusalem gezogen wurden, auch zutrifft.
Die höchste Form der Differenzierung, die hier
angesprochen worden ist, wäre der Einzelunterricht für jede Schülerin und jeden
Schüler. Dass dies wohl nicht machbar ist, ist, glaube ich, klar, ohne dass man
darüber weiter diskutieren muss. Daher wird es Schulorganisation in weiterer
Form geben und es wird auch ein differenziertes Angebot geben müssen.
Diese Studie, die hier so viel zitiert wurde, hat aber einen
interessanten Nebeneffekt. Einen Nebeneffekt, mit dem sich vielleicht Teile der
Sozialdemokratie auseinander setzen werden wollen, etwa wenn ich daran erinnern
darf, GR Vettermann wird sich gut daran erinnern: Da gab es oder gibt es immer
noch den Herrn Dir Israiloff, Direktor der HTL Wien 10, der, wenn ich
jetzt einmal sage, eine politisch, also Unikum sage ich nicht, ich sage eine
politisch pointierte Persönlichkeit ist, durchaus mit Ecken und Kanten, an
denen man sich stoßen kann, an denen wir uns gestoßen haben, aber an denen auch
Sie sich, glaube ich, schon gestoßen haben, etwa wie er mit einer Untersuchung,
die er angestellt hat, aber nicht alleine, sondern gemeinsam mit seinen
Direktorenkolleginnen und -kollegen aus Handelsakademien und Höheren
Technischen Lehranstalten, die auch allesamt dem BSA angehören, in die
Öffentlichkeit gegangen ist oder gezerrt wurde und wo er präsentiert hat,
welche Schülerinnen und Schüler abhängig von den Herkunftsschulen welche
Eingangsqualifikationen haben. Das Bild war eines, das der regierenden
Sozialdemokratie natürlich überhaupt nicht gefallen hat, denn es hat gezeigt,
dass die Pflichtschulen, heißt Hauptschulen, aber auch die
Gesamtschulorganisationsformen, sagen wir einmal so, dass hier die Schülerinnen
und Schüler die schlechtesten Qualifikationen mitgebracht haben. Also, wahrlich
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