Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 94
nach Simmering.
In Simmering gibt es ja an sich schon mehr als genug
Belastungen. Für die, die da nicht so informiert sind: Es gibt die Entsorgungsbetriebe
Simmering, wo 70 Prozent des Sondermülls, der dort verbrannt wird, nicht
aus Wien stammt. Wir haben die Kläranlage. Wir haben den Verschiebebahnhof. Wir
haben die Ostautobahn und die Südosttangente, die uns unmittelbar belasten. Wir
haben die Einflugschneisen des Flughafens Schwechat. Und wir bekommen eben
jetzt auch noch eine zusätzliche Müllverbrennungsanlage.
Ich bin überzeugt, dass die SPÖ diese Leidensfähigkeit
der Simmeringer Bevölkerung etwas überschätzt hat und dass die Simmeringer
Bevölkerung das nicht so in Kauf nehmen wird, dass hier alles hineingestopft
wird, was andere Bezirke nicht haben wollen oder was sogar andere Bundesländer
ablehnen und man sagt: Gut, also stellen wir das dorthin, dort ist noch gerade
Platz und das ist ein Gebiet, das muss sich entwickeln, und entwickeln tut sich
offenbar am besten etwas, indem man dort Müll verbrennt.
Die eigene Gesundheit zu verkaufen, am Rande schwingt
dann immer so ein bissel mit: Na, das ist ja auch ein Geschäft. Also, man kann
ja damit auch wirtschaftlich etwas erreichen. Das ist ein besonders zynisches
Argument, denn natürlich, wenn man seine Gesundheit verkauft, kann man damit
immer viel Geld verdienen. Aber logisch weitergedacht, könnte man dann auf Jahrhunderte
hinaus eigentlich Simmering mit guten Einnahmequellen bestücken, indem man zum
Beispiel ein Atommüllendlager macht, denn das wäre sicherlich das beste
Geschäft. Platz genug wäre. Also, vielleicht kommt noch jemand auf diese Idee.
Das ist noch nicht gefallen. Aber wie gesagt, das ist die logische Konsequenz. (GR Franz Ekkamp: Das ist eine Qualität!)
Na ja, das ist die logische Konsequenz, dass man ein Geschäft macht damit, dass
man die Gesundheit der Simmeringer Bevölkerung verkauft. Und das ist Qualität,
das stimmt, das ist Qualität.
Die Rolle des Bezirksvorstehers war also da auch, wie
ich schon eingangs angeführt habe, nicht sehr klar. Zuerst wurde uns definitiv
gesagt, das kommt nicht nach Simmering. Das wurde immer gesagt: Es gibt keine
weitere Belastung für die Simmeringer. Und wenn das keine weitere Belastung
ist, gut, dann hat er Recht gehabt. Aber das stelle ich eindeutig in Abrede. Er
hat gesagt: Ich werde das verhindern. Es wird keine weiteren Belastungen geben.
Jetzt heißt es nur noch: Wir werden die Bürger einbinden, was immer das heißt.
Ich bin also schon auf die Volksabstimmung gespannt, die in Simmering
stattfindet. Also, es werden die Bürger eingebunden. Und dann haben wir gehört:
Also, nur wenn der Flötzersteig nicht zugesperrt wird, sind wir dafür. Das hat
alles nichts damit zu tun, dass die Simmeringer Bevölkerung zusätzlich belastet
wird und dass er hier eindeutig nicht das gehalten hat, was von Anfang an
besprochen wurde.
Ein Bonmot am Rande. Gestern war ein Kabarett in
Simmering, "Pepi Hopf und die Buben", und ein Zitat aus diesem
Kabarett war dann: "Lieber es stinkt wo ordentlich, als überall ein
bissel." - Prominente Zuhörer waren meines Wissens der Herr Kollege Hatzl
und der Herr BV Brix. Ob sie gelacht haben, wurde mir nicht mitgeteilt.
Schön wär’s, Herr GR Hatzl, wenn Sie Ihr Gewicht, das
Sie bestimmt haben in der SPÖ, dafür einsetzen, dass Simmering nicht zum
Mistkübel Wiens wird, und dass Sie dazu beitragen, dass die Simmeringer nicht
noch zusätzlich belastet werden. Ich bin ganz sicher, die Simmeringer
Bevölkerung wird eine neuerliche Verschlechterung der Lebensqualität nicht
unwidersprochen hinnehmen, und in uns Freiheitlichen werden die Simmeringer
dabei einen verlässlichen Partner haben.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Als Nächster hat sich zum zweiten Mal
der Kollege Maresch zum Wort gemeldet. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er
noch 10 Minuten Restzeit hat.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Vielen
Dank! - Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich habe heute in einer Gratiszeitung ein Bild vorgefunden,
mit dem Text "Müllofen soll nach Simmering", und oben kommt
Hundertwassers Geburtshaus, wenn man so will, denn das schaut so aus wie alle
seine netten Hauserln, und unten ist die Frau Stadträtin als Heizmeisterin
abgebildet. Jetzt weiß ich nicht, wenn das nicht ein programmartiges Foto ist,
würde ich einmal sagen, sie präsentiert den Müllofen in der Spittelau, in fünf
Jahren will sie eine neue Hightech-Anlage eröffnen.
Dazu noch einmal der Herr Bezirksvorsteher aus dem
11. Bezirk. Er meint, die Bürger befürchten Belästigung durch Geruch und
Lärm. Sie planen bereits Protestmaßnahmen. Entschuldigung, das ist die Zeitung,
aber er original, und er mahnt Parteikollegin Kossina, ohne die Bürger wird gar
nichts gehen, sie müssen in die Planung eingebunden werden. Und die Anlage muss
die höchsten Umweltstandards erfüllen. Das wird ein sehr langer Bauprozess.
Jetzt weiß man natürlich nie genau, ob das, was da
steht, auch wahr ist, ob das auch so gesagt wurde. Aber Faktum ist
offensichtlich, und das ist uns ein wichtiger Kritikpunkt an der ganzen Sache:
Also, zunächst einmal einen Ofen zu konzipieren, dann zu sagen, er wird soundso
ausschauen, dann sage ich, welcher Ort es sein wird und dann reden wir darüber.
Ich bin mir nicht sicher, ob das der Demokratie letzter Schluss ist. Erster
Punkt.
Zweiter Punkt. Unsere Position zur Müllverbrennung
überhaupt oder generell und Flötzi muss sterben oder so ähnlich. Wie war das in
der Preislage?
Also, Punkt 1: Ich bin nicht die Frau Kollegin Weber.
Wir haben damals die Müllverbrennung bekämpft, aus gutem Grund. (GR Kurth-Bodo Blind: Das war beim Strom
auch schon!) Also, ihr wart auch schon gegen alles. Und gleichzeitig seid
ihr für nichts. Oder wie ist das? - Da
müssen Sie einmal nachdenken, was ich jetzt gesagt habe, gelt? Macht aber
nichts. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Kurz
nachdenken, Kollege Blind, und dann sich ärgern. Lange Leitung. (Neuerliche Heiterkeit bei
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