Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 94
dass
hier Zahlen, Fakten, Daten einfach wirklich durcheinander gebracht werden.
Arnoldstein hat eine maximale Jahresauslastungskapazität von
80 000 und nicht, wie zuletzt genannt, von 180 000 Jahrestonnen.
Das war aber nicht der eigentliche Grund für meine
Wortmeldung. Der eigentliche Grund ist: In der Tat ist die Müllgebühr in Wien
eine der längst unverändert gebliebenen, im Gebührenspiegel nachzulesen. Und
wenn man so eine Grundsatzrede als apodiktische Gegenposition hier formuliert,
Kollege Maresch, dann sollte man nachschauen. 1993 wurde das letzte Mal die
Müllgebühr angehoben, daher sind wir im neunten Jahr der Wirksamkeit. Wir
wissen noch gar nicht, wann, in welchem Ausmaß, mit welchen sonstigen Rahmenbedingungen
angehoben wird. Es wird dann vielleicht sogar fast schon im zehnten Jahr sein.
Und als Letztes, und das war wirklich so der Knüller
des Tages schlechthin, das war der letzte Satz vom Mag Chorherr, und er hat
wörtlich gelautet, er wollte uns damit vermitteln: Also, grundsätzlich sind die
GRÜNEN ja eh nicht gegen die Müllverbrennung. Wir haben in Wien, sagt der
Chorherr über seine Position, grundsätzlich nie in Frage gestellt, dass wir
eine neue MVA brauchen. (GR Mag Christoph
Chorherr: Grundsätzlich für Müllverbrennung!) Na, das ist noch besser.
Ja, Kollege Chorherr, rechnen Sie wirklich damit,
dass der Großteil der länger im Haus dienenden Kolleginnen und Kollegen
vergessen hat, mit welchem messianischen Dauereifer die Kollegin Weber, die
Ihre Vorgängerin als Grün-Sprecherin und als Vertreterin im Umweltausschuss
war, den Flötzersteig und die Spittelau geradezu verteufelt hat? - Da hat es
ein Taferl gegeben, in der Zeit, wo Taferln insgesamt Mode wurden, da stand
drauf: "Schließt den Flötzersteig!" Keck wie ich bin, habe ich damals
den Spruch geprägt - das war gerade in der Zeit, wie auf dem Similaun-Gletscher
der Eismann gefunden wurde -: Tirol hat seinen Ötzi, wir haben unsere Flötzi.
Die Frau Weber hat gelacht darüber, hat es aber nie bestritten, dass sie abgrundtief
und phobistisch so wie neben der Autoablehnung der Grünen einfach ein geradezu elementares Ablehnungsverhältnis
zur Müllverbrennung hatte.
Erst jetzt, wo man erkennt, international ist die
Verbrennung einfach nicht mehr zu verhindern, macht man Rückzugsgefechte auf
der Bundesebene der Grünen und
sagt: Jetzt werden auf einmal zu viel Müllverbrennungsanlagen in Österreich
gleichzeitig errichtet. Ja, wenn man sich einer derartigen Technologie, die
unvermeidbar und vernünftig ist, solange so vehement widersetzt, teilweise auch
in den anderen Bundesländern mit dafür gesorgt hat, dass die Anlagen nicht
zeitgerecht errichtet werden konnten, dann gibt es jetzt österreichweit einen
Nachholbedarf.
Der Wiener Nachholbedarf ist nicht so groß wie in den
anderen Bundesländern und der Wiener vorausschauende Bedarf wird durch das
vernetzte System der SUP umgesetzt werden. Daher war es auch unrichtig, wenn
gesagt wurde, dass die Grünen der
Müllverbrennung jemals so etwas wie ein Verständnis entgegengebracht haben. Es
gab gar keinen vehementeren Gegner gegen die Müllverbrennung, als es
bedauerlicherweise und zum Nachteil Wiens die Grünen waren. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster ist Herr GR Mag STEFAN zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
In Simmering haben wir schon länger mit dem gerechnet,
was heute kommt. Es wurde schon immer wieder darüber gesprochen. Diese
Vorahnung war da. Der Bezirksvorsteher, egal, wie er jetzt immer heißt, zurzeit
Brix, hat immer abgewiegelt, das ist alles nicht so sicher, und ihr werdet
schon sehen, und wir machen das, und ich habe ja einen Einfluss in der Partei,
und wir Simmeringer SPÖ, wir sind ja eine besonders starke Fraktion innerhalb
der Wiener SPÖ, wir halten das schon fern von Simmering. Und es wurde uns auch
immer wieder ganz klar gesagt: Für die Simmeringer darf es keine zusätzlichen
Belastungen mehr geben.
Aber wie das halt in Wien so ist, und das ist das besonders
Unangenehme an dieser Vorgangsweise. Es wird also zuerst einmal abgewiegelt.
Obwohl schon alle wissen, was kommt, wird abgewiegelt, wird behauptet, da wird
jetzt ein objektiviertes Verfahren eingesetzt, es werden Gutachten eingeholt.
Und zum Schluss kommt genau das heraus, was alle schon immer erwartet haben und
was eigentlich alle schon gewusst haben. Und so ist es auch hier wieder. Das
ist diese unangenehme Vorgangsweise und da bleibt immer etwas zurück. Und das
ist einmal vorweg, unabhängig jetzt von Simmering, eine sehr unerfreuliche
Sache.
Über die Vorfrage, ob eine Müllverbrennungsanlage in
dieser Form überhaupt notwendig ist, wurde schon viel gesprochen. Es drängt
sich natürlich auf: Warum muss überhaupt in Wien so viel Müll, der von
außerhalb kommt, verbrannt werden? Ist nicht Müllvermeidung oder in Müllvermeidung
zu investieren, viel sinnvoller? - Aber darüber wurde eben schon viel gesprochen.
Es ist natürlich auch die Frage, ob man nicht in diesem
Fall überhaupt mit dem Angebot der Müllverbrennungsanlage Nachfrage schafft,
denn wenn eh genug Kapazität da ist zum Verbrennen, dann können wir ja Müll wieder
produzieren, damit er verbrannt wird.
Aber das sind Überlegungen, da bin ich nicht der
Fachmann. Ich spreche hier in erster Linie als Simmeringer Mandatar, der die
Bürger vertritt, die hier unmittelbar betroffen sind.
Und da drängt sich auf, dass man feststellt: Na ja,
vielleicht hat man sich gedacht, die Simmeringer Bevölkerung ist besonders
leidensfähig. Nicht umsonst hat sie bei den letzten Wahlen die SPÖ mit einer
großen absoluten Mehrheit ausgestattet, und einer Bevölkerung, der so etwas
zuzumuten ist, ist eben auch eine neue Müllverbrennungsanlage zuzumuten. Und da
hat man sich dann gedacht: Gut, also dann stellen wir sie halt wirklich
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