Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 94
Müllvermeidung massiv forcieren wollen. Die Frau Stadträtin
meint nämlich, sie braucht eine größere Mülldeponie. So ist es nicht, sondern
wir wollen uns nur die internationalen und nationalen Vergleiche anschauen. Und
bei diesem nationalen Vergleich steigt eben Wien nicht so toll aus, wie es
immer heißt.
Es heißt hier immer, zur Müllverbrennung gibt es keine
Alternative. Das war ein "Standard"-Artikel, also nicht von ihr,
sondern von einem Journalisten, der das offensichtlich für die Frau Stadträtin
geschrieben hat.
Wir sagen, es gibt sehr wohl eine Alternative, und
zwar ist das die Müllvermeidung. Und wenn da nichts mehr gemacht werden kann,
dann wird ein Teil wohl verbrannt werden müssen.
Interessanterweise gibt es - ich habe diese Studie
schon einmal zitiert, und zwar von der GUA, das ist eine Gesellschaft, die auch
mitgemacht hat bei der SUP - aus dem März 1999 eine Aussage zum Bau einer
weiteren Müllverbrennungsanlage. Ich möchte sie hier noch einmal vorlesen. Es
heißt: "Der Neubau einer weiteren Müllverbrennungsanlage" - sagte
damals die GUA in weiser Voraussicht - "stellt voraussichtlich die teuerste
Variante dar." So viel jetzt einmal zu den Kosten.
Neben den Kosten stellt sich hier auch die Frage nach
dem Standort. In sehr weiser Voraussicht heißt es hier: "Wie die Erfahrung
sowie die gegenwärtigen Diskussionen um Neuanlagen in Österreich zeigen, sind
derartige Vorhaben auf Grund der umfangreichen Behördenverfahren sowie der zu
erwartenden Anrainerproteste nur mit sehr langen Vorlaufzeiten zu realisieren."
Eine weise Angelegenheit.
Zuerst wurde zitiert: Auch in anderen Bundesländern
gibt es Müllverbrennungsanlagen zuhauf. Auch im sonnigen Kärnten mit seinem
blauen Landeshauptmann gibt es eine Müllverbrennungsanlage demnächst in Arnoldstein.
Man sollte sich nicht wirklich rühmen mit dieser 180 000-Tonnen-Anlage,
denn sie wird den Müll nicht aus Neapel, sondern aus Triest verbrennen. Das ist
klassischer Müllimport von unserem so umweltbewussten Landeshauptmann aus
Kärnten.
Noch etwas muss ich anfügen, und zwar aus dem
Öko-Business-Plan, weil das natürlich auch ein ganz, ganz wichtiger Eckpunkt
ist. Da gibt es zum Beispiel die Firma Josef Eberle Wien, Grafisches
Unternehmen. Geplante Umweltmaßnahmen für 2002. Das möchte ich vorlesen. Allein
die Farbabfälle werden hier zum Beispiel um 50 Prozent verringert. Auf der
nächsten Seite: Die Firma Ricoh - keine kleine Firma -wird im nächsten Jahr die
Kartuschenteile zu 90 Prozent wieder verwenden. Das war bisher nicht so.
Das wurde vor kurzem gefeiert. Die Frau Stadträtin hat eine Rede gehalten,
eingeleitet durch den launigen Herrn Peter Rapp. Ich habe sie ein bisschen zu
launig gefunden, aber bitte, Geschmäcker sind verschieden.
Jetzt am Schluss noch zwei wichtige Sachen als Ergänzung.
Es wird immer gesagt, es soll kein Müll aus Niederösterreich und sonst wo
herkommen. Auf der Seite 9 der Unterlage bei der Festlegung von Eignungszonen,
damals noch sozusagen für die Weihnachtsüberraschung, wird geschrieben, und das
möchte ich vorlesen: "Schlüsse aus den Ergebnissen", steht hier.
"Die Stilllegung der bestehenden Anlage Flötzersteig mit der
Inbetriebnahme neuer Verbrennungskapazitäten und/oder die Einbeziehung des
Umlandes von Wien in die Überlegung würde eine wesentliche Verbesserung der Abwärmenutzung
und dergleichen ermöglichen." Das heißt, das Umland wird mit angedacht.
Auch der Herr Bürgermeister hat in einem Interview über die Wirtschaftlichkeit
gesagt, dass das Umland mit bedacht werden sollte. Okay.
Jetzt zum letzten, und zwar zum allerletzten Punkt,
zumindest in meinem Redebeitrag. Da möchte ich noch sagen: Bei der
Müllvermeidung ist es uns darum gegangen, dass die SUP eigentlich im Dezember
präsentiert wurde, aber im August, nicht nach Ende der Präsentation, sondern im
August bereits, wurden die Studien zur - sagen wir jetzt - Findung des
Standorts begonnen, obwohl eigentlich etwas ganz anderes gesagt wurde.
Wien ist nicht nur die supere Umweltmusterstadt,
sondern es ist so, dass andere Bundesländer weitaus mehr Mülltrennung
betreiben, zum Beispiel was die Kunststoffe und die Metalle betrifft. Da ist
Wien bestenfalls im Mittelfeld, um nicht zu sagen eher weiter hinten.
Müllvermeidungsmaßnahmen insgesamt, das sollte man
nicht verwechseln, sind keine Recyclingmaßnahmen, sondern sind Maßnahmen, bei
denen überhaupt grundsätzlich weniger oder gar kein Müll anfällt. Und da hätten
wir einige Vorschläge, zum Beispiel das RUS zu vergrößern. Ein
Vermarktungszentrum für ökologische Produkte, den ÖkoKauf, haben Sie insgesamt
um 75 Prozent gekürzt, ein horrender Fehler im Grunde genommen. Es gibt
zum Beispiel aus der Stadt Kassel einen stadtweiten Versuch, kompostierbare
Verpackungen einzuführen. Das wird auch an Ihnen nicht vorbeigegangen sein.
Immerhin war in der "Gemeinde-Zeitung" ein langer Artikel über
kompostierbare Verpackungen. Das Ökodesign wäre auch eine Möglichkeit. Das
Gleiche gilt auch für die Postwurfsendungen, die nach wie vor in großer Zahl in
mein Postkastl strömen. Es ist offensichtlich nichts passiert. (GR Dkfm Dr Ernst Maurer: Ein Pickerl
anbringen!) Das Pickerl, ja. Aber alles andere kommt trotzdem.
Und 70 Millionen S zusätzlich für
Müllvermeidungsmaßnahmen haben Sie versprochen. Bis jetzt habe ich keinen
einzigen Antrag dazu im Umweltausschuss vorgefunden. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat
sich Herr GR Hufnagl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. Ich mache ihn aufmerksam:
3 Minuten Redezeit.
GR Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren des
Wiener Gemeinderats!
Ich werde drei Minuten für mehrere tatsächliche Berichtigungen
nutzen und darf chronologisch von hinten beginnen.
Vielleicht ein Versprecher, aus dem Eifer heraus,
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