Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 94
Wlaschek - Gespräche zu
führen und zu sagen: Hallo, wir als Stadt, als Kulturstadtrat, als Bürgermeister,
als Klubobmann sind daran interessiert, dass die Mariahilfer Straße auch noch
Kinos hat. Könnte man nicht in irgendeinem Rahmen dazu übergehen - Herr
Wlaschek kann sich das, bitte, leisten -, dass dort bei den Kinos bei der Miete
nachgelassen wird? - Wenn man sich darum kümmert und darum schert, dann ist das
möglich!
Wenn hier der Kopf geschüttelt wird, dann erinnere
ich Sie daran, dass Sie das in anderen Bereichen ja auch tun, in sinnvollen
Bereichen, wo das auch zielführend ist. Auch wir tun das, dass man Leute anruft
und sagt: Hallo, das ist interessant für die Stadt. Langfristig hast du auch
etwas davon, also bitte agiere da!
In diesem Bereich müssen Sie etwas tun. Wenn Sie
nichts tun, dann kommt dort irgendein Supermarkt hinein und dann ist es aus -
unwiederbringlich aus. Ich will das jetzt nicht ausschließlich auf das Gartenbau-
und auf das Metro-Kino - sehr geschätzte Kinos, die auch nicht garantiert sind
- beschränken, sondern mir geht es auch um zumindest jene auf der Mariahilfer
Straße und auch um solche in anderen Bereichen. Hier kann man etwas tun! Wie
werden die Gespräche geführt? Ist die geschätzte Kollegin, die jetzt die Rede
gehalten hat, verantwortlich? Oder was passiert da? - Nur zu sagen, die Gespräche
werden fortgeführt, das wird nicht genug sein, denn es gab ja Gespräche!
Wahnsinnig erfolgreich waren die Gespräche, die bisher gelaufen sind, offensichtlich
nicht, denn herausgekommen ist gar nichts. Herausgekommen ist, dass die Kinos
in Konkurs gehen.
Ich glaube, dass die nächsten Wochen sehr relevant
sein werden, dass man mit geschicktem Agieren - dass es also gar nicht primär
Geld kostet - etwas erreichen kann. Es darf in Hinkunft nicht mehr so agiert
werden, wie in den letzten Jahren - das begann schon mit der Zulassung und der
Vorlage von Widmungen, und die hat sehr wohl der Planungsstadtrat zu verantworten,
da sehe ich die Schuld jetzt weniger bei Herrn Marboe, sondern bei Ihnen! (GR DDr Bernhard Görg: Es hat ja gar keine
Widmungskategorien gegeben!) - Ich
bin selbst hier herinnen gestanden, als wir über Widmungen diskutiert haben,
bei denen es sehr wohl darum ging, dass neue Kinos herkommen! Die haben Sie
vorgelegt! Hier wurde auch zugestimmt - das waren Abstimmungen von ÖVP und SPÖ.
Das kann man im Protokoll nachlesen.
Dann ist darüber geredet worden, dass man bei der
Vergnügungssteuer etwas macht. Da war die SPÖ dafür und die ÖVP dagegen.
Gekommen ist nichts.
Und das Ergebnis? - Was heißt: gestiegene Besucherzahlen,
es gehen mehr Leute ins Kino? - Das sind 10 bis 15 Prozent, die Kinosessel
aber haben sich verdreifacht! Für die, die nicht kopfrechnen können: plus
300 Prozent! - Plus 300 Prozent gegenüber 15 Prozent Zuwachs: Da
muss sich irgendetwas nicht ausgehen!
Wenn Kollege Salcher die Constantin anführt, dann
müsste hier auch dazugesagt werden - aber das würde jetzt zu weit führen -,
dass wir auch im Bereich des Vertriebs die Monopolsituationen haben, die dazu
führen, dass gewisse Kinos wichtige Filme bekommen - zum Beispiel die, die zum
Constantin-Konzern gehören - und andere sie nicht bekommen. Das ist
Marktverzerrung eklatanten Maßstabs.
All das zusammen führt dazu, dass fast am selben Tag,
an dem hier fast scheinheilig darüber diskutiert wird: ah! wir verlängern die
Kinoförderung! echt super!, sechs von genau jenen Innenstadtkinos, zu deren
Stärkung diese Kinoförderung vor ein paar Jahren eingeführt wurde, in Konkurs
gehen. - Und wir wickeln das hier herinnen einfach so ab.
Ich freue mich, dass sich der Herr Stadtrat zu Wort
gemeldet hat. Ich würde jetzt gerne wissen - denn die nächsten paar Wochen
werden die Entscheidung bringen -: Wer führt welche Verhandlungen? Was können
vielleicht auch andere dazu tun, dass diese Kinostandorte als Standorte
erhalten und erfolgreich weiter bespielt werden können - unter wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen, die es möglich machen, erfolgreich Kino zu machen?
Noch
einmal: Mit der Miete, die das Flotten-Kino hat - entgegen den Zusagen, die es
ursprünglich gegeben hat -, kann letztlich kein Betreiber an diesem Standort
etwas erwirtschaften.
Da bitte ich um Unterstützung und hoffe, jetzt doch
etwas Erhellendes vom Herrn Kulturstadtrat zu hören. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Erstens
einmal: Obwohl Virenprogramme immer von Vorteil sind, können Sie dieses aber,
glaube ich, eingesteckt lassen - oder wo immer Sie es herhaben. Wir haben dieses
Wörtchen "unabhängig" selbstverständlich eingefügt. - Es ist in
diesem Antrag nicht enthalten, weil der ja im Ausschuss so beschlossen wurde. -
Ich habe überhaupt kein Problem damit, aber ich kann Ihnen dazu nur das sagen,
was ich auch schon im Ausschuss gesagt habe, nämlich dass hier ganz
offensichtlich das Motto des französischen Hosenbandordens zutrifft:
"Honni soit qui mal y pense", also: "Böse ist, wer Schlechtes
dabei denkt".
Wenn ich diese Entwürfe sehe, dann gehe ich, wenn da
von Fachleuten oder von einer Jury die Rede ist, automatisch davon aus, dass
die unabhängig sind. Wenn Sie in diesem Punkt so ein Problem haben und wenn Sie
das so betonen müssen - was ich natürlich verstehe, denn das ist ja auch die
Rolle der Opposition -, dann darf ich Ihnen versichern, dass ich beziehungsweise
wir selbstverständlich überhaupt keine Schwierigkeit haben, dieses Wort da
hineinzuschreiben, und das soll auch geschehen. Mir ist nur, ganz offen
gestanden, dieses Problem gar nicht als ein solches bewusst geworden. Aber es
soll so sein. Es wird hineingeschrieben in all den Bereichen, wo Sie das
moniert haben, und ich unterstütze das sehr. Aber dazu brauchen wir kein
Virenprogramm.
Zur Kinoförderung: Wir werden hoffentlich jetzt ein Programm
zur Förderung kleiner und mittlerer Kinos
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