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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 64 von 94

 

Unter den geförderten und prämierten Kinos kann jährlich ein Kinoauszeichnungspreis sowie ein Kinoförderungspreis vergeben werden. Gefördert werden jene Anträge, die den Zielsetzungen am besten entsprechen, und entscheiden wird, wie wir heute schon festgestellt haben, die unabhängige Kommission - für uns vollkommen selbstverständlich.

 

Durch diese gezielte Förderung soll die vielfältige klein- und mittelbetriebliche Struktur der Wiener Kinolandschaft in den dicht verbauten Gebieten der Stadt aufrechterhalten und damit die Lebensqualität in der Großstadt erhöht werden.

 

Der angemeldete Konkurs der City Cinemas ist zweifellos auch für uns bedauerlich. Die privaten Betreiber haben vor zwei Jahren die sieben Kinos von der Kiba übernommen, nicht gezwungenermaßen, sondern sie waren der Ansicht, diese auch wirtschaftlich führen zu können. Bei den auftretenden Problemen wurde von Seiten der Stadt, besonders von unserem Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, mit großem persönlichen Einsatz verhandelt, und es wurden auch großzügige finanzielle Angebote mitverhandelt - leider mit einem negativen Ergebnis.

 

Es kann aber auch nicht so sein, dass man mit verdeckter Wirtschaftsförderung - immerhin sind das 54 Millionen S, die auch nicht EU-konform wären - Abspielstätten für rein kommerzielle Filme unterstützt, die ohnehin von den Verleihern massiv beworben und in den Multiplex-Kinos stereotyp eingesetzt werden.

 

Letztlich bedeutet aber auch der Konkurs eines privaten Betreibers nicht automatisch das Ende aller sieben Standorte. Dass die traditionellen Kinostandorte Metro- und Gartenbau-Kino erhalten bleiben, ist uns allen, aber auch unserem Stadtrat, ein sehr persönliches Anliegen. Entsprechende Verhandlungen werden zu vernünftigen und vertretbaren Bedingungen mit allen möglichen, den alten, den neuen Betreibern intensiv geführt werden. Letztlich werden auch die äußerst erfolgreichen heimischen Filme nur dann eine Chance haben, ihr Publikum zu erreichen, wenn sie in den kleineren und mittleren Traditionskinos zum Einsatz kommen.

 

Eine gerade erst in einer Diplomarbeit von Frau Elisabeth Hammer, die an der WU studiert, erstellte Analyse des Wiener Kinopublikums, weist eindeutig auf den Trend zum Arthouse-Center hin, das eine bestehende Marktlücke schließen und damit den Kinosesselberg in Wien auch abbauen würde. Ein Großteil der Kinobesucher wünscht sich nämlich eine sehr komfortable Atmosphäre, traditionelle Kinos, die bequem zu Fuß erreichbar sind, und anspruchsvolle Streifen mit einem Rahmenprogramm - möglicherweise einem Brunch, einem Filmfrühstück, Gesprächen mit Regisseuren, Fotoausstellungen und vielen anderen Veranstaltungen. Auch hier sollte nicht nur einseitig auf das Abspielen einer Filmrolle gesetzt werden.

 

In diesem Sinne stellen die Entschuldung und Subventionierung des Österreichischen Filmmuseums und die Erhaltung des Wiener Stadtkinos einen Schritt in diese Richtung dar, der aber kein Einzelfall bleiben darf.

 

In einer Zeit der Positionierung und Umstrukturierung der europäischen Film- und Kinolandschaft sollte wenigstens Wien nicht hinten nachhinken, wenn schon auf Bundesebene nur Stagnation festzustellen ist. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Als Nächster ist Herr GR Mag Chorherr zum Wort gemeldet.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!

 

Ich habe mich jetzt kurzfristig nachgemeldet. Wie Sie wissen, habe ich mich in den letzten Jahren hier sehr bemüht, im Bereich der vielfältigen Kinolandschaft etwas zu tun. Das sage ich auch als häufiger Kinogeher.

 

Da hier die Kinoförderung genau zu einem Zeitpunkt diskutiert wird - das sage ich jetzt in Richtung Regierungsfraktion und auch in Richtung des abwesenden Herrn Stadtrats -, wo ein paar Tage zuvor sechs Innenstadtkinos in Konkurs gegangen sind, und Sie diese Diskussion dann so abwickeln, dass Sie sagen, wir haben eine supertolle Kinoförderung und werden ohnedies weiter Gespräche führen, muss ich die Frage stellen: Wo sind denn die Gespräche bisher gelandet, Frau Kollegin? So bemüht haben sich alle? Sie haben sich so sehr bemüht, dass diese Kinos jetzt in Konkurs gehen! - Wie geht das jetzt weiter?

 

Ich nenne Ihnen im Folgenden ein paar Punkte, die darauf hinweisen - und auch Kollege Salcher hat in diesem Fall einiges gesagt, was richtig ist -, dass Görg sehr wohl maßgebliche Mitschuld an dieser Situation trägt, ebenso wie die gesamte damalige Koalition. Ich bin damals hier heraußen gestanden - Sie können sich sicherlich noch erinnern - und habe gesagt: Wenn ihr so viele Multiplex-Kinos zulässt, dann werden Innenstadtkinos eingehen. - Nun, bitte! Es ist fad, Recht zu behalten. - Wenn einmal aus solch einem Kino ein Supermarkt geworden ist, dann kommt nie wieder ein Kino dort hinein. Das ist so! Man kann jetzt sagen: Ist mir auch Wurscht. - Oder auch bei einem Theater: "Ist mir auch Wurscht", "es gibt Wichtigeres im Leben" - ich weiß es, jetzt diskutieren wir über Kinos. - Aber ich kämpfe darum, und ich glaube, dass eine absolut regierende SPÖ jetzt einen Handlungsbedarf hat und dass man hier auch etwas erreichen kann.

 

Was kann man jetzt tun? - Einer der Eckpunkte der Unwirtschaftlichkeit sind die Mietkosten in diesem Bereich. Sie wissen - und Sie haben auch mit den Herren von den City Cinemas gesprochen -, dass es Zusagen gab, dass die Mietkosten nicht erhöht werden. - Sie wurden nicht um 20, 30 Prozent erhöht, sondern sie wurden verdoppelt, verdreifacht oder im Fall des Flotten-Kinos vervielfacht! Ich kann Ihnen jetzt am Beispiel des Flotten-Kinos genau diesen Punkt vor Augen führen und ich würde gerne wissen, wer von der SPÖ sich hier darum kümmert - darum kann man sich kümmern. Wenn die Mietkosten weiterhin so hoch bleiben, wie sie derzeit sind, wird sich an diesem Standort kein Kino rechnen. Daher sollte hier einmal versucht werden, mit dem Liegenschaftseigentümer - das ist die Stiftung des Herrn

 

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