Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 94
einen Antrag geschrieben, den er politisch zu verantworten
hatte, und darin geht es dann unter anderem um diese Kommission, und dazu heißt
es:
Der Kommission gehören an: ein Vertreter des amtsführenden
Stadtrats für Kultur, der auch den Vorsitz führt und der ein Dirimierungsrecht
hat, ein Vertreter des amtsführenden Stadtrats für Finanzen, Wirtschaftspolitik
und Stadtwerke, ein Vertreter der Wirtschaftskammer und ein bis zwei
unabhängige Fachleute aus dem Bereich Kino, Film und Medien, die vom
amtsführenden Stadtrat für Kultur ernannt werden.
Auch
in dem heutigen, dort liegenden Akt steht das. Das ist eins zu eins übernommen,
mit einer kleinen Unterschiedlichkeit, nämlich, dass das Wort "unabhängig"
vor dem Wort "Fachleute" verschwunden ist. Das haben wir im Ausschuss
auch des Langen und Breiten diskutiert, und dort wurde uns auch zugesichert,
dass das ohnehin stellvertretend mit zum Ausdruck gebracht sei, denn
Mailath-Pokorny sei ja quasi Triple-A der Unabhängigkeit, und wenn er das Wort
"Jury" in den Mund nimmt, dann sei ohnehin immer Unabhängigkeit damit
gemeint.
Interessant ist, dass es heute noch immer nicht drinnen
ist, trotz - ich weiß das - wirklich bemühter Versuche, dieses Wort dort wieder
hineinzubringen. Aber irgendwie geht das nicht. Jetzt habe ich mich erkundigt,
wie so etwas möglich ist, und da gibt es in unseren Reihen Gott sei Dank einen
auch international anerkannten ehemaligen Bundesvorsitzenden der Datenverarbeiter.
Der hat mir gesagt, es gibt in solchen Situationen Würmer, Viren und Trojaner.
Seiner Meinung nach ist es am ehesten ein Virus, der so etwas auslösen kann.
Der befällt quasi ein Programm und offensichtlich wurde der auf das Wort
"unabhängig" angesetzt und hat dieses Wort einfach von der Festplatte
getilgt. (Heiterkeit bei Gemeinderäten
der ÖVP.) Und trotz intensivster Bemühungen ist es bisher nicht gelungen,
dieses Wort wieder hineinzubringen.
Daher starte ich hier heute mit Kollegin Ringler,
quasi im Sinne eines kostenlosen Anti-Viren-Programms, den Versuch, das einfach
wieder überall hineinzubringen, wann immer das kommt, und bringe folgenden
Antrag ein:
"Zu diesem Zweck wird seitens der MA 7 eine
unabhängige Kommission eingerichtet, die die Einreichungen der Förderbewerber
entgegennimmt, die Ansuchen prüft, die einzelnen Förderungen vorschlägt und
nach Genehmigung durch die zuständigen Organe die Auszahlung durchführt."
Bitte darf ich Ihnen dieses Virenprogramm, also diesen
Antrag, übergeben. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben auch einen historisch bewanderten Kollegen
in unseren Reihen, den Kollegen Neuhuber, und ich habe versucht, mich bei ihm
schlau darüber zu machen, wie man so etwas in der Vergangenheit gelöst hat. Er
hat mir gesagt, die alten Ägypter, die haben das noch besser gemacht, denn die
haben ihre Botschaften in Steinquader hineingemeißelt und wenn dann ein neuer
Pharao gekommen ist, der mit dem alten Pharao nicht zufrieden war, dann konnte
man das locker wieder übermeißeln, ohne dass irgendjemand etwas davon gemerkt
hätte. Daher war es damals viel einfacher, derartige Veränderungen vorzunehmen.
Nun, die Zeiten sind komplexer geworden, aber die
alten Ägypter haben ja auch ihre Möglichkeiten gefunden. In diesem Sinne glaube
ich, dass wir versuchen sollten, in Zukunft dieses
"Anti-Independence-Virus", das ja offensichtlich nach wie vor seit
der letzten Gemeinderatswahl da und dort durch das Rathaus grassiert, wie das
Phantom des Rathauses, vielleicht gemeinsam zu erlegen und mit gemeinsamer Unterstützung
wieder herauszubringen, damit auch jeder Bürger und vielleicht auch ein
zukünftiger Stadtrat weiß, dass vor dem Wort "Jury" immer das Wort
"unabhängig" und vor dem Wort "Fachleute" auch immer das
Wort "unabhängig" zu stehen hat. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau GRin Mag Unterreiner, bitte.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich
glaube, es ist ganz unbestritten, dass Kinos, ebenso wie andere Institutionen,
wie etwa Beisln, kleine Geschäfte, Handwerksläden und so weiter, sehr wichtig
für das Zusammenleben in einer Stadt sind. Deshalb haben wir uns sicher alle gefreut,
wie man damals vor drei Jahren, als noch StR Marboe Kulturstadtrat war, darüber
nachdachte, was man machen könnte, um diesem Dahinsiechen und diesem Sterben
der Kinos Einhalt zu gebieten. Ich glaube, es ist mit dieser Kinoförderung auch
gelungen, einen Teil dieses Problems zu lösen; aber dass jetzt ein großer Teil,
und zwar diese City Cinemas, in Konkurs gehen, das ist - wie soll ich sagen? -
eigentlich in meinen Augen nicht unbedingt die Schuld von StR Marboe - jetzt
muss ich doch glatt einmal etwas für ihn sagen!
Es könnte ja auch sein - und das ist ein Blickwinkel,
der hier noch gar nicht aufgerollt wurde -, dass das nicht unbedingt nur einem
Politiker in die Schuhe geschoben werden muss. Es kann auch sein, dass es
Betreiber gibt, die ganz einfach dahinter sind, dass ihr Betrieb in Ordnung ist
- und einige dieser Kinos haben das ja auch bewiesen -, und andere, die das
vielleicht nicht sind. Auch darüber sollte man einmal nachdenken. Man sollte
das auch, wenn man eine neue Kinoförderung macht, in die Überlegungen mit
einbeziehen, und deshalb werden wir auch einen Zusatzantrag in diesem Sinne
einbringen.
Aber das noch viel größere Problem - und auch das ist
unbestritten, und das haben, glaube ich, auch alle Fraktionen hier gesagt - ist
der Wildwuchs dieser großen Megazentren, die in den Randbezirken herangewachsen
sind, und die Tatsache, dass man dieser Entwicklung nicht rechtzeitig Einhalt
geboten hat. Da hätte man sehr wohl etwas machen können und da muss schon der
rot-schwarzen Koalition der Vorwurf gemacht werden. Das war wirklich ein ganz
großes Versäumnis. Da hätten sowohl der Planungsstadtrat als auch der Wohnungsstadtrat
etwas machen können. Stattdessen hat man
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