Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 94
hat ein bisschen länger gedauert - die Verantwortung dafür
natürlich ausschließlich immer bei SPÖ-Verantwortlichen gelegen ist. Ich habe
das auch nicht geglaubt, aber wir haben hier ein umfassendes Papier von den
City Cinemas. Wenn man sich das ein bisschen genauer anschaut, dann ist das
schon unglaublich, wie die Förderung der Stadt nach diesem Verkauf zugestanden
wurde. - Nur ein Detail am Rande: Mietverträge sind natürlich eine wichtige
Frage gewesen. Beim Flotten-Kino, da übernehmen die sozusagen das Gebäude, und
man garantiert ihnen als Stadt schriftlich, dass die Bank Austria die Mietverträge
nicht erhöhen wird - was sie ja bei einem Eigentümerwechsel kann. Die spielen
das natürlich ein bisschen cleverer: Sie verkaufen das nach einem halben Jahr
und die Mieten werden um das Zehnfache erhöht. - So viel dazu. Das ist übrigens
in der Nach-Marboe- und Nach-Görg-Ära passiert.
Wenn man sich dieses Papier - ich kann es nur jedem
empfehlen - ein bisschen genauer ansieht, dann werden einem die Hintergründe
dieses Konkurses wohl doch etwas deutlicher. Die blinde Marktideologie der
Zulassung der Multiplex-Standorte war Politik der gemeinsamen
SPÖ-ÖVP-Stadtregierung und der Hintergrund dieser blinden Marktideologie war
ganz simpel: dass es weltweit einen Strukturwandel beim Kinobesucherpublikum
gegeben hat. Wenn wir und die Medien heute auch noch so viel vom Kinosterben
schreiben, so ist eines ein Faktum: dass es heute deutlich mehr Kinobesucher
gibt, als das vor zehn Jahren der Fall gewesen ist, und die haben eben von
ihrer Struktur her einfach auch ein anderes Nutzerverhalten, um das einmal so
zu sagen.
Die Behauptung, dass die Multiplex-Kinos schuld am
Kinosterben in Wien wären, erscheint mir auch als etwas einseitig, denn sonst
könnte es den Constantin-Kinos eigentlich nicht so gut gehen. Wer den heutigen
"Standard" liest, wird feststellen, dass die Dinge durchaus etwas
komplexer sind.
Festzuhalten ist jedenfalls: Die ganze
wirtschaftliche Situation dieses Konkurses ist von der damaligen verantwortlichen
StRin Ederer verhandelt worden. Die Tatsache, dass man dem Betreiber nicht
geholfen hat, sondern ihm alles in den Weg gelegt hat, was man ihm nur in den
Weg legen kann, und dass man ihm auch jetzt in der entscheidenden Situation, wo
es darum gegangen ist, einen letzten Rettungsversuch zu machen, nicht geholfen
hat, liegt eindeutig in der Verantwortung der Sozialdemokraten und von sonst
gar niemandem - und daraus können Sie sich auch nicht herausstehlen! (Beifall bei der ÖVP.)
Wirtschaftspolitisch war nie der damalige VBgm Görg
oder der StR Marboe zuständig - der war kulturpolitisch verantwortlich, und
kulturpolitisch hat er auch etwas getan. (GR
Mag Christoph Chorherr: Wer war Planungsstadtrat?) - Dazu komme ich noch,
keine Sorge. Das war übrigens Dr Görg. - Kulturpolitisch hat Dr Marboe damals,
um die regionale Absicherung in Wien zu gewährleisten und auf der anderen Seite
die Qualität der Kinos zu erhalten, das Kinoförderungsgesetz gemacht, das wir
auch heute beschließen und bezüglich dessen Kollege Woller ja zu Recht sagt,
dass das eine wichtige Maßnahme der Ära Mailath-Pokorny ist - was ich nur unterschreiben
kann: Wann immer er Maßnahmen von Dr Marboe verlängert, ist das eigentlich ein
sehr positives Zeichen. Da ist er bis jetzt ganz gut damit gefahren.
Zur Planungspolitik bin ich auch gerne bereit, etwas
zu sagen: Der damalige Planungsstadtrat hat in Übereinstimmung mit der
damaligen Stadtregierung gesagt, wir können nicht Wien als einzige Großstadt
der Welt quasi gegen einen Strukturwandel des Besucherpublikums positionieren.
Wir müssen das zulassen, aber unter bestimmten Bedingungen. - Er wollte auch
als Planungsstadtrat - und er hat auch die Initiative gesetzt - hier bestimmte
Kriterien einführen. Diese Kriterien waren, zusammengefasst dargestellt,
folgende drei:
Erstens: eine Verkehrsverträglichkeitsprüfung - wobei
man dazusagen muss: Die meisten neu gebauten Multiplex-Center in der Ära Görg
hätten dieses Kriterium eigentlich erfüllt, weil sie an U-Bahnen oder sonst
sehr günstig liegen. (GR Mag Christoph
Chorherr: ... Auhof?) - Ich
sagte: Die meisten!
Das Zweite war die architektonische Qualität: Diese
haben die meisten meiner Meinung nach nicht erfüllt. (Heiterkeit des GR Mag Christoph Chorherr.)
Das Dritte war die Nachnutzungsgarantie: Die haben
die meisten auch nicht erfüllt.
Das ist nicht zu Stande gekommen. Warum ist es nicht
zu Stande gekommen? - Übrigens: Die Verantwortung für einen Beschluss dieser
Maßnahmen wäre auch nicht bei Dr Görg gelegen, sondern bei StR Faymann, der für
Baumaßnahmen zuständig ist. - Das ist aus juristischen Gründen nicht zu Stande
gekommen, weil die Juristen der Meinung waren, das könne man nicht als Auflagen
fixieren.
Kurz und gut: Im Prinzip handelt es sich hier sicher
um ein Versäumnis, dass man nicht versucht hat, mehr für die City Cinema Kinos
zu tun und hier noch einen Anlauf zu nehmen, um diese Struktur zu fördern, weil
es sicher im Interesse der damaligen Stadtregierung war, keine Monopolsituation
herbeizuführen. Aber jetzt zu sagen, das waren die beiden in der Causa nicht
zuständigen StRe Marboe und Görg, die dafür verantwortlich waren, dass es zur
heutigen Situation gekommen ist, damit machen Sie es sich ein bisschen einfach,
und das glaubt Ihnen, ehrlich gesagt, auch überhaupt niemand, wie Sie
feststellen können, wenn Sie die heutigen Zeitungen lesen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube, es ist dies jetzt auch nicht der Anlass
für eine große Kinodebatte; ich wollte das hier nur einmal sagen, um das
klarzustellen.
Jetzt möchte ich noch einmal einen gemeinsam mit Frau
Kollegin Marie Ringler gestellten Antrag einbringen. Es geht um dieselbe Causa,
aber in diesem Fall möchte ich es ein bisschen dokumentieren, denn in diesem
Fall ist es ein bisschen spannender, als vorher beim Dramatikerstipendium.
In der Zeit von Dr Marboe, wie er damals dieses Kinoförderungsgesetz
konzipiert hat, haben die Beamten
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