Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 94
in Bezug auf Zeckenschutz gibt. Dass wir hier trotzdem
unsere Bedenken einbringen und äußern wollen, hat weniger mit dieser Aktion zu
tun, als mit der Tatsache, dass die Zeckenschutzimpfung generell überdacht
werden sollte, und zwar hinsichtlich des Impfintervalls.
Im Beipacktext zum Medikament steht, dass der
Impfschutz alle drei Jahre zu erneuern wäre. Es gibt aber Ärzte - und zwar
Ärzte, die in dieser Hinsicht besondere Fachleute sind -, die sagen, dass es in
den meisten Fällen absolut ausreichend ist, wenn Kinder nur alle fünf Jahre
eine Auffrischung der Zeckenschutzimpfung erhalten. Wir glauben, dass es Sinn
macht, diesen Impfschutz nur in der notwendigen Zeit zu erneuern und nicht zu
überimpfen. Denn eine Zeckenimpfung ist für manche Kinder ein Risiko; es gibt
Kinder, die gegen die Impfung allergisch sind. Es hat keinen Sinn, weder aus
gesundheitlichen noch aus ökonomischen Rücksichten, zu oft zu impfen.
Ich habe zuerst gedacht, es würde vielleicht Sinn
machen, wenn Frau StRin Pittermann eine entsprechende Studie in Auftrag geben
würde, in der erhoben wird, wie lange der Impfschutz wirkt und wann tatsächlich
aufgefrischt werden muss. Denn Frau StRin Pittermann hat in der Debatte zu diesem
Tagesordnungspunkt im Ausschuss mit mir die Meinung geteilt, dass es in vielen
Fällen genügt, wenn man nur alle fünf Jahre nachimpft.
Der Punkt ist nur folgender, und das ist das Fatale
in diesem Zusammenhang. Der Beipackzettel wird von der Firma beantragt, die das
Präparat zur Verfügung stellt. Die Beantragung zur Genehmigung bringt also die
Firma ein und nur diese kann den Beipackzettel wieder abändern lassen. Da kann
es für die Firma verständlicherweise eine Interessenkollision geben, die dann eindeutig
so beantwortet wird, dass man den Beipackzettel nicht zur Diskussion stellt und
keinen Antrag auf Abänderung zu Gunsten einer Verlängerung des Impfintervalls
einbringt. Denn die Firma wäre damit der Feind ihres eigenen wirtschaftlichen
Interesses.
Dass die Ärzte ihrerseits nicht sagen, wir sind davon
überzeugt, dass fünf Jahre auch genügen, daher impfen wir in längeren
Abständen, liegt darin begründet, dass sie mit Recht vermuten, dass sie dann
bei einem Zwischenfall zur Verantwortung gezogen würden und am Ende
Schadenersatzforderungen auf sie zukämen. Daher ist es auch das Interesse der
Ärzte, hier kein Risiko einzugehen.
Diese Situation halten wir für unbefriedigend. Wir
finden, diese Situation ist den Kindern nicht zuzumuten. Es ist wichtig, dass
es Schutz gibt, aber es soll nicht so sein, dass wirtschaftliche Interessen im
Vordergrund stehen und die Kinder zu oft zur Impfung gebracht werden. Das ist
auch der Grund, warum wir dem Antrag auf die Ausweitung im niedergelassenen
Bereich nicht zustimmen werden. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR Dr Hahn hat sich zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm.
GR Dr Johannes Hahn
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Zunächst zu meiner Vorrednerin: Ich kenne auch diese
Bedenken, nur glaube ich, dass der richtige Adressat dafür der
Bundessanitätsrat ist, weil dort die Impfempfehlungen ausgesprochen werden. Es
liegt an uns - und wir sollten es tun -, diese Überlegungen an dieses Gremium
heranzutragen, dass es sich damit beschäftigt.
Zu dem Geschäftsstück als solchem: Die Volkspartei
hat jahrzehntelang die Forderung aufgestellt und vertreten, dass Impfprogramme
speziell dann, wenn es um Kinder und Jugendliche geht, nicht nur im Wege der
Magistratischen Gesundheitsämter umgesetzt werden sollen, sondern auch im Wege
des niedergelassenen Bereichs, weil ja das primäre gesundheitspolitische Ziel
darin bestehen sollte, in bestimmten Impffragen eine maximal hohe
Durchimpfungsrate zu erzielen. Diese hohe Durchimpfungsrate - eine akzeptable
Durchimpfungsrate ist eine von 90 Prozent aufwärts - kann man nur dann
erzielen, wenn die gesamte Bandbreite der Gesundheitsversorgung in Anspruch
genommen werden kann, insbesondere wenn es auch einen Gleichklang in den
Wettbewerbsbedingungen gibt, dass nämlich die Aufwendungen für den Impfstoff
und für die Impfungsverabreichungen im niedergelassenen Bereich gleich hoch
sind, wie bei den Magistratischen Bezirksämtern.
Wir haben dieses Ziel in der letzten
Legislaturperiode im Rahmen der Koalition tatsächlich erreicht, wir hatten in
der vergangenen Periode derartige Impfprogramme sehr wohl auch für den
niedergelassenen Bereich. Dieses Geschäftsstück ist eigentlich ein Beispiel für
den Rückfall in die Zeit vor 1996, wobei ich mich wundern muss, weil die
Budgetposition "Mittel zur ärztlichen Betreuung und
Gesundheitsvorsorge" im Grunde genommen gleich hoch wie im Vorjahr ist,
als das noch stattgefunden hat.
Das ist auch der Grund, weshalb wir diese Position ablehnen.
So sehr wir die Grundintention begrüßen, so sehr kritisieren wir den Umstand,
dass es nicht - wie in den vergangenen vier Jahren - auch jetzt wieder möglich
sein wird, dass diese Impfung zu den gleichen Konditionen auch durch den
niedergelassenen Bereich angeboten wird. - Danke. (Beifall bei der ÖVP. - Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Sie wissen aber schon, dass ... nicht dabei war!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste Debattenbeitrag kommt von Herrn GR Mag
Kowarik. - Bitte.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir müssen froh sein, dass es jetzt endlich auch für die
Kinder eine eigene Zeckenvorsorge - oder besser gesagt: FSME-Vorsorge - gibt.
Bis dato hat es ja nur die Möglichkeit gegeben, den Erwachsenen-Impfstoff mit
einer geringeren Dosis zu impfen. Jetzt liegt endlich ein Impfstoff vor, der
auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten ist.
Es ist auch grundsätzlich erfreulich, dass die Stadt Wien
sich, bevor es noch diese Impfung gegeben hat, damit auseinander gesetzt hat
und bereit war, dies in ihr Impfprogramm hineinzunehmen. Bedauerlich ist aber,
dass diese Vorsorgeimpfung wiederum nur bei den Impfstellen
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