Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 94
schaut es derzeit so aus, dass Wien 44 Prozent hat,
Niederösterreich 44 Prozent und Burgenland 12 Prozent. Hier hat sich
Wien wieder herunterverhandeln lassen. Es ist wieder weniger. Wien hat nicht
das Mehrheitsgewicht, obwohl Wien wirklich die größten Infrastrukturprojekte in
Wien selbst hat, wo mehr Verkehr in den kommenden Jahren auch wirklich am
meisten für Wien bedeutet. Die Belastungen sind die größten für Wien und nicht
für die umliegenden Bundesländer. Also ich bin gespannt, wie dieses
Verhandlungsergebnis wirklich ausgehen wird, aber das ist das, was ich derzeit
höre, wie der Stand der Verhandlungen ist.
Meine Damen und Herren! Der Verkehrsminister oder der
Bund hat hier in keinem Fall den Ausstieg erklärt, hat nicht gesagt, die
Finanzierung nicht mehr durchzuführen. Das könnte der Bund ja auch gar nicht,
denn das steht in diesem Bundesgesetz drinnen, das unter Verkehrsminister Einem
beschlossen worden ist, nämlich dass die Finanzierung jedenfalls zumindest in
derselben Höhe aufrechtzuerhalten ist.
Also, Sie brauchen sich da keine Sorgen zu machen. Es
kann durchaus sein, dass dieses Gesetz in Vergessenheit geraten ist bei Ihnen.
Schauen Sie es sich einfach noch einmal an, dann haben Sie die Gewissheit, dass
in Zukunft auch hier diese Finanzierung sichergestellt werden wird.
So lassen Sie mich, meine Damen und Herren, nun zum
Schluss kommen. Es ist nunmehr eindeutig klar, dass dieses Positionspapier kein
Positionspapier ist, das sich die Wienerinnen und Wiener wirklich wünschen,
sondern das ist ein Positionspapier, das nicht Wünsche darstellt, sondern ein
Positionspapier, das offensichtlich eine zukünftige Verliererposition für Wien
festschreibt.
Eine solche Verliererposition wollen wir nicht, denn
wir wollen nicht einen Looserplan, sondern wir wollen wirklich einen
Masterplan. Der ist für uns wichtig. Einen solchen soll Wien bekommen und Wien
soll nicht auf der Strecke bleiben. Und darum bitte ich Sie, dass sich auch der
Herr Landeshauptmann persönlich einsetzt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Als Nächster ist Herr StR Herzog zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Vorsitzende!
Die tief gehenden und durchaus lebhaften Debatten und
Diskussionsbeiträge können aber eine Tatsache, wie ich glaube, nicht verdecken,
nämlich dass erstmalig ein gesamtösterreichischer Generalverkehrsplan vorgelegt
wurde, und dies von einer Freiheitlichen, einer blauen Ministerin. (Beifall bei der FPÖ.)
Es hat kurzfristig unter der Regierung Klima einen
solchen Versuch gegeben, der aber Stückwerk geblieben ist, da er sich nur mit
der Schiene und nicht mit den anderen Verkehrsträgern beschäftigt hat.
Ich darf also feststellen, dass alle sozialdemokratischen
Allein- und rot-schwarzen Koalitionsregierungen in vielen Jahrzehnten dieses
Werk nicht zusammengebracht haben, dass sie Jahrzehnte dazu Zeit gehabt haben,
ohne dass irgendetwas geschehen ist, dass nichts koordiniert wurde, dass es
nicht möglich war, die verschiedenen Verkehrseinheiten zu koordinieren, dass es
nicht möglich war, das Stückwerk über die Ländergrenzen hinaus in irgendeiner
Form zu einer Gesamtkonzeption zu entwickeln.
Es liegen Jahrzehnte einer versäumten Verkehrspolitik
hinter uns, die wir nun in einem kurzfristigen und recht erfolgreichen Anlauf
im Rahmen des nunmehrigen Generalverkehrsplans zu sanieren trachten.
Natürlich bietet ein solcher Generalverkehrsplan ganz
eindeutig Raum für Einzelkritik. Alles in allem aber, glaube ich, ist es ein
gelungener Versuch und ein gelungenes Werk, im Hinblick auf eine Gesamtkonzeption,
eben über die Landesgrenzen hinweg, ein notwendiger Ausgleich der
Länderinteressen, wobei es natürlich bei diesen Ländern Sieger gibt und weniger
Sieger und solche, die sich besser durchgesetzt haben, und manche, denen es
weniger gelungen ist. Als wirklich erfolgreich kann man, glaube ich,
Niederösterreich bezeichnen. Von Wien, glaube ich, wird man das nicht behaupten
können. Wir haben hier unsere Interessen sicherlich nicht optimal vertreten.
Die sozialistische Stadtregierung hat hier deutliche
Verhandlungsmängel gezeigt. Sie hat zwar massivste Kritik an Frau Minister
Forstinger seit ihrem Amtsantritt geübt, sie ist in einem Sperrfeuer gestanden
und man hat kein gutes Haar an ihr gelassen, aber die Erfolge des Verhandelns
der sozialistischen Stadtregierung sind ausgeblieben.
Wenn ich nur die Überschriften von diversen Pressediensten
der Sozialdemokratischen Partei der letzten Zeit passieren lasse, sagt zum
Beispiel GR Reiter: Vehemente Kritik an weiterer Verzögerung. Umfahrungsring
für Wien gefährdet. SPÖ-Schicker fordert Klarstellung über Bahnhofsprojekte in
Wien. SPÖ-Schicker befürchtet Zertrümmerung des öffentlichen Verkehrs durch die
FPÖ/ÖVP-Bundesregierung - im Februar 2001.
Der Strategieplan für Wien soll die Zukunft der Stadtregion
sichern. Häupl und Görg mit heftiger Kritik an der Infrastrukturministerin
Forstinger - am 13. Februar 2001.
GR Reiter sagt: Schluss mit dem Stauwahnsinn. Am
Wiener Umfahrungsring führt kein Weg vorbei. Gleichzeitig Ausbau der
öffentlichen Verkehrsmittel. Kritik an der Infrastrukturinvestmentbremse der FPÖ/ÖVP-Bundesregierung.
Und so geht das weiter bis ins neue Jahr. Hier ist am
25. Jänner 2002 die Feststellung getroffen worden: Schicker erneuert
Kritik am Generalverkehrsplan Österreich. Und dann weiter der Abg Eder - am
25. Jänner 2002 -: Der Generalverkehrsplan ist völlig unausgereift.
Interessanterweise dann vier Tage später, am 29.1.2002, eine
völlige Umkehrung sozialdemokratischer Positionen. Da steht auf einmal:
"Wien hat nur einen Grund zur Klage - Bahnhöfe müssen warten. Diesmal hat
das Rote Wien kaum Grund, auf die schwarz-blaue Bundesregierung böse zu sein.
Der Generalverkehrsplan von FPÖ-Infrastrukturministerin Monika Forstinger sorgt
für einen Straßenbaugeldregen, den sich die Stadt kaum zu
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