Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 136 von 138
Ich bringe daher namens meiner
Fraktion einen Abänderungsantrag ein, in dem diese Vorgangsweise abgeändert
werden soll und eine bestandsorientierte Flächen- und Bebauungsbestimmung laut
beiliegender Skizze verordnet werden soll. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer. Herr
GR Ing RUDOLPH, bitte schön.
GR Ing
Herbert RUDOLPH (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Berichterstatterin! Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Herr
Kollege Pfeiffer, ich gebe Ihnen Recht, ich gebe Ihnen absolut Recht mit dem,
was Sie hier gesagt haben und daher wird meine Fraktion auch Ihrem Antrag die
Zustimmung geben.
Allerdings
Ihre Argumentation und der Flächenwidmungsakt bringen mich beinahe in eine
ungewohnte, um nicht zu sagen, in eine Verlegenheitssituation, weil ich komme
tatsächlich in die Rolle, den amtierenden Planungsstadtrat ein wenig in Schutz
nehmen zu müssen, denn das vorliegende Dokument ist ja nicht erst jetzt in
dieser Funktionsperiode des Gemeinderats entstanden, sondern dieses Dokument
hat ja eine gewisse Vorlaufzeit. Es ist ja so, dass es nicht nur deshalb etwas
länger gedauert hat, weil wir uns im Bezirk sehr eingehend und einstimmig - das
haben Sie völlig richtig zitiert - damit beschäftigt haben, sondern dieses
Dokument hat seinen Geburtstag, kann man sagen, Mitte 1999.
Mitte 1999
wurde Dipl Ing Deix, der hier als aktführender Beamter ausgewiesen ist, damit
beauftragt, sich mit diesem Dokument zu befassen. Er hat das natürlich getan
und man kann das natürlich auch gut vergleichen. Wenn man den Gründruck mit dem
Rotdruck vergleicht, haben sich auch keine substanziellen Änderungen in diesem
Bereich ergeben. Also, tatsächlich ist es so, dass sich schon der frühere
Planungsstadtrat auch in diesem Dokument in Wahrheit verwirklicht. (GR Gerhard Pfeiffer: Da
irren Sie sich, Herr Kollege!)
Und ich
frage mich natürlich schon, Herr Kollege Pfeiffer, Sie waren ja, wenn ich mich
richtig erinnere, hier doch in einer Regierungskoalition und wenn Ihnen das
hier so ein großes Anliegen ist, könnte man doch eigentlich zu Recht annehmen,
dass Sie die Möglichkeit genutzt hätten (GR Gerhard Pfeiffer: Sie irren sich!), in dieser
Koalition dafür zu sorgen, dass das hier, was Sie hier völlig zu Recht
kritisieren, auch rechtlich saniert wird.
Allein,
Sie haben es nicht getan, oder Sie haben es halt versucht und haben es nicht zu
Stande gebracht. Das eine ist so schlecht wie das andere.
Aber in diesem
Zusammenhang habe ich auch ein paar Zeilen für Herrn GR Hatzl gefunden. Ein
paar Zeilen für Herrn GR Hatzl, die ihm sicherlich sehr gut gefallen werden. Es
sind Zeilen aus dem "Standard" vom Mittwoch dieser Woche.
Es ist
eine Aussage des Restitutionsbeauftragten der Gemeinde Wien und da geht es auch
um Umwidmungen und um Wertverlust, den man mit Umwidmungen erleben kann, genau
das also, was mit diesem Akt passiert, nur ist das in einer viel größeren
Dimension passiert, und nehmen Sie sich bitte auch die Kritik Ihres
Restitutionsbeauftragten zu Herzen.
Scholz
sagt hier, wortwörtlich bezogen auf die Schafberggründe: "Die
Schafberggründe wurden als sündteures Bauland arisiert und nach 1945 als
Grünland zurückgegeben. Widmungsänderungen sind zwar nicht unüblich, diese aber
geschah zum Nachteil des jüdischen Besitzers. Der Wert hat sich um mehrere
100 Millionen S vermindert. Nach Angaben der Erben hat die Gemeinde
Wien dann von ihm Teile des Schafbergs zum Grünlandpreis angekauft und wieder in
teures Bauland rückgewidmet."
Das ist
zwar rechtlich in Ordnung, so wie der Akt auch rechtlich in Ordnung ist,
entzieht sich allerdings nicht einer moralischen Bewertung, und über die muss
man reden.
Meine Damen
und Herren von der Sozialdemokratie! Genau das tun Sie in einem wesentlich
kleineren Ausmaß natürlich auch hier mit diesem Aktenstück, dass Sie hier ganz
einfach mit Mitteln der Umwidmung Wertverschiebungen herbeiführen.
Es ist ja
ein Privatbesitz, da kümmert es vielleicht nicht so sehr, aber Sie tun es, und
das soll Ihnen bewusst sein. Wenn Sie sich schon so historisch
verantwortungsbewusst zeigen, dann muss Ihnen ja auch Ihr eigenes Handeln zu
denken geben.
Ich komme
aber noch zu einem zweiten Bereich aus dieser Flächenwidmung. Da geht es um die
frühere Kinderklinik Glanzing. Da habe ich an Herrn Wohnbaustadtrat Faymann vor
nicht allzu langer Zeit einmal eine Anfrage gestellt, wie es denn jetzt
weitergeht, mit dieser früheren Kinderklinik in Glanzing, was denn jetzt
passieren wird, weil man hat ja diese Kinderklinik Glanzing im Zuge der
Einsparungsmaßnahmen der Stadt Wien im Gesundheitswesen aufgelassen und der
Gemeinderat hat dann am 24. November 1999 die Liegenschaft um
19,1 Millionen S angekauft. 19,1 Millionen S, sicherlich
eine Mezzie, keine Frage.
Nur,
seitdem steht das Haus ungenutzt und Jahr für Jahr muss die Bezirksvertretung
200 000 S investieren, um die gröbsten Bauschäden zu verhindern. Nun
ja, wenn man es sich leisten kann, zuerst ein Objekt um
19,1 Millionen S zu kaufen, um es dann einfach stehen zu lassen oder
vielleicht damit Spekulation zu treiben, dann ist das eine Form, die mir nicht
gefällt und daher habe ich den Herrn Wohnbaustadt gefragt, wie es denn so
weitergeht. Und er hat hier eine ganz interessante Antwort gegeben. Er hat
gesagt: "Es gibt keine zwingenden Vorgaben für die künftige Nutzung und
nach entsprechender Anfrage ist auch von keiner Geschäftsgruppe der Stadt Wien
Bedarf an diesem Areal für die städtischen Einrichtungen bekannt gegeben
worden. Und daher wird nach entsprechender Änderung der Flächenwidmung" -
das ist genau das, was heute hier beschlossen werden soll - "ein Verkauf
der Liegenschaft angestrebt."
Also, um
19,1 Millionen S erworben und jetzt wird
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