Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 124 von 138
bedenkt, steht hier drin:
"Bei einer entsprechenden Dimensionierung der Anlage wäre es auch hier denkbar,
zur besseren Auslastung der Anlage brennbare Abfälle aus den benachbarten
Bundesländern zu akquirieren." Was heißt das? - Das heißt ganz eindeutig:
Mülltransporte nach Wien, damit es sich auszahlt!
Auch weitere
interessante Dinge werden darin angesprochen. Sie setzen dort auf die
Müllsplittinganlage. Unter anderem steht drin, dass der Kessel sowohl in der
Spittelau als auch am Flötzersteig kaputt ist und einer Reparatur bedarf. Aber
Sie werden uns das auch noch erklären.
Als
allerletzten Punkt sage ich noch einmal, was wir von Ihnen verlangen.
Erstens. Wo
ist das Konzept zur Vermeidung? - Gibt es nicht!
Zweitens. Die
Evaluierung der Vermeidung? - Gibt es nicht!
Drittens. Der
Öko-Kauf zum Beispiel, eines Ihrer Flaggschiffe, wurde im Budget reduziert.
Also: gibt es nicht!
Was passiert
mit den Holzresten und mit dem Holz auf Dauer? - Weiß man nicht!
Unterstützen
Sie Mehrweginitiativen und -veranstaltungen? - Nein!
Biogasanlage zu
klein dimensioniert - was passiert mit dem Kompost? - Sie reden immer von der
Einhausung als der großen technischen Lösung. Da müssen Sie wohl einen Goldesel
haben. Diese kostet nämlich ungefähr eine halbe Milliarde für das Kompostwerk sowohl
in der Lobau beziehungsweise auch am Schafflerhof.
Daher haben
wir in Wirklichkeit drei abgelehnte Anträge der GRÜNEN zur Verbesserung bei der
Vermeidung und überhaupt kein Konzept. Aus genau diesen Gründen lehnen wir es
ab. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Klucsarits zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen
und Herren!
Ein Blick auf
die Uhr zeigt mir: Wenn ich mein Konzept von acht Seiten anschaue, werde ich
mich nicht gerade beliebt machen, indem ich jetzt genau sage, warum wir gegen
den Abfallwirtschaftsplan in der derzeitigen Form sind. Daher werde ich
schauen, dass ich mich beliebt mache. (Beifall
des GR Godwin Schuster. - GR Paul Zimmermann: Bravo!) Es werden zwei, drei
Sätze genügen, um unsere Ablehnung zu dokumentieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Der
Abfallwirtschaftsplan ist grundsätzlich eine sehr gute Sache. In der Koalition
waren insbesondere wir es, die ihn gefordert haben. (GR Godwin Schuster: Das war der erste Satz! - Weitere Zwischenrufe bei
der SPÖ.) Kollegin Bayr, haben Sie meinetwegen gelacht? - Nein. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Den
Abfallwirtschaftsplan haben wir gefordert und er wurde von Experten auch
wirklich sehr gut aufbereitet. Aus meiner Sicht sind für unsere Wiener Umwelt
der Abfallwirtschaftsplan und das KLiP etwas ganz besonders Wichtiges. Frau
Stadträtin, wie haben wir das KLiP verhandelt? - Kollege Hufnagl wird mir da
Recht geben: Wir sind über ein Jahr lang politisch zusammengesessen, da haben
die Freiheitlichen etwas eingebracht, da haben die GRÜNEN etwas eingebracht,
auch die Liberalen haben damals sehr viel eingebracht, und wir haben das KLiP
gemeinsam beschlossen. Die Freiheitlichen sind damals umgefallen, aber ich
glaube, das tut ihnen heute eh schon Leid. (GR
DDr Bernhard Görg: ... sind sie jetzt nicht da!)
Diese
politische Meinungsbildung vermisse ich beim Abfallwirtschaftsplan. Es kann nicht
sein, dass Sie uns an einem Freitag, wenn Gemeinderat ist, diesen Abfallwirtschaftsplan
vorlegen, der so dick ist, und dazusagen, dass er am Montag im Umweltausschuss
verhandelt wird. Das kann ganz einfach kein politischer Stil sein! (Beifall bei der ÖVP sowie des GR Mag
Rüdiger Maresch.)
Aber es geht
noch weiter. Nach unserem Protest im Umweltausschuss wurde uns gesagt: Es wird
ein Hearing geben, bei dem wir mit Fachleuten diskutieren können. - Das Hearing
hat so stattgefunden, dass ich einen Abend vorher eine Einladung für nächsten Abend
um 18 Uhr bei der MA 22 vorgefunden habe, eine schriftliche Einladung
ohne Vorankündigung! Sowohl Kollege Parzer als auch ich hatten bereits fixe
Termine, die wir nicht absagen konnten. Ich glaube, das ist zumindest politisch
unhöflich. So kann man mit uns nicht umgehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Frau
Stadträtin! Was mich ganz besonders stört, ist Ihre Ankündigungspolitik. Sie
treten vor, Sie beugen sich aus dem Fenster und sagen, eine dritte Müllverbrennungsanlage
kommt. Ganz Wien ist verunsichert. Überall, wo man hinkommt, sagt jeder: Hoffentlich
nicht bei uns! Warum haben Sie nicht den Mut und sagen: Da kommt die
Müllverbrennungsanlage hin, wenn sie notwendig ist? - Das erwarte ich mir von
Ihnen! (Beifall bei der ÖVP. - GR Friedrich
Strobl: Der dritte Satz!)
Die gleiche
Ankündigungspolitik geschieht in Bezug auf den Lärm. Wie viele Wienerinnen und Wiener sind vom Lärm betroffen? Da wird
groß eine Pressekonferenz angekündigt, und was ist herausgekommen? - Eine
Internet-Seite! Nichts gegen eine Internet-Seite gegen den Lärm. Aber für eine
effektive Lärmbekämpfung ist das ganz einfach zu wenig! (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Das ist schon der Satz
sechs!)
So ginge es
auf diesen acht Seiten weiter, aber ich komme schon zum Schlusssatz. Da wir in
die politische Entscheidung nicht eingebunden wurden, können wir diesem für
unsere Stadt so wichtigen Schriftstück in der derzeitigen Fassung nicht zustimmen.
(Jawohl-Rufe und Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin
Josefa Tomsik: Als Nächste
ist
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