Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 117 von 138
(StRin Karin Landauer: Ich glaube, du liest die falschen
Zeitungen! Es gibt dort keine Koalition!)
- Ich weiß nicht, Sie hören nicht zu! (GR
Johannes Prochaska: Es gibt keine solche Koalition! Aber der Hatzl hat das
schon wörtlich gesagt!) Ihr hört nicht zu! Ich habe hier
"kooperieren" gesagt! (GR Dr
Matthias Tschirf: Aber was ist in Berlin, im Zentrum des DDR-Terrors? Das ist
das Problem! Verteidigen Sie den Schießbefehl?) Ich glaube, die
Wortmeldungen zeigen, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit zu
beschäftigen! (Beifall bei der SPÖ und
bei den GRÜNEN. - StR Johann Herzog: Ganz genau!)
Sehr geehrter
Herr Dr Tschirf, gar keine Frage, das alte Ost-Berlin, was du meinst, war das
Zentrum des DDR-Terrors. Das ist überhaupt keine Frage. (GR Dr Matthias Tschirf: Mit den Gefängnissen, Irrenanstalten und so
weiter!) Aber ich glaube mich erinnern zu können, dass wir 1989 eine
Wiedervereinigung gefeiert haben. Ich glaube mich erinnern zu können, dass die
Österreichische Volkspartei in der ersten Reihe neben Herrn Dr Kohl gestanden
ist, um diese Wiedervereinigung mitzufeiern (GR
Dr Wilfried Serles: Der Zilk hat die Fahnen am Rathaus aufgezogen!),
genauso wie mein Herr Dr Zilk in der erste Reihe daneben gestanden ist. (GR Mag Hilmar Kabas: Der hat sogar die
Fahnen hier aufgezogen!)
Aber ich
glaube, man kann heute bei einer demokratisch durchgeführten Wahl für den Senat
von Berlin, zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung, wo eine Partei, die eine
Nachfolgepartei ist, dieser Partei ... (GR
Mag Hilmar Kabas: Das ist eine Fortsetzungspartei, keine Nachfolgepartei! Eine
Fortsetzungspartei!)
Ich komme
schon zur Fortsetzungspartei. Ich danke Ihnen, Herr Mag Kabas für den Begriff
der "Fortsetzungspartei", weil das diskreditiert Sie genauso! (GR Mag Hilmar Kabas: Ehemalige SEDler sagen
das!) Sie haben überhaupt kein Problem, sich mit dem Vlaams Blok und mit
anderen rechtsextremen Parteien in Niederösterreich im Jahr 2001 zu treffen!
Das ist genauso Fortsetzung! (Beifall bei
der SPÖ und bei den GRÜNEN. - GR Mag Hilmar Kabas: Sie verteidigen die SED! Das
ist eine Schande sondergleichen!)
Herr Mag
Kabas, warum ich heute hier stehe, kann ich Ihnen persönlich erklären (GR Mag Hilmar Kabas: Das ist wirklich ein
Skandal! Sie verteidigen die SED! Unglaublich ist das!), weil das, was Sie
hier tun, heißt, Geschichte zu negieren, heißt ganz einfach, eine Entwicklung
zu negieren! (GR Mag Hilmar Kabas: Sie
verteidigen das!)
Sehr geehrter
Herr Mag Kabas! Ich hatte einen Vater, der Jahrgang 1908 war. Ich bin ein
Spätling. Mein Vater war sieben Jahre bei der deutschen Wehrmacht eingerückt.
Mein Vater war davon fünf Jahre in Saloniki. Mein Vater war in der gleichen
Einheit wie Herr Dr Waldheim. Ich weiß aus dieser persönlichen Erfahrung, wie
wichtig es ist, dass wir Jungen uns für Geschichte interessieren, dass wir
Jungen uns dafür interessieren, warum in den Jahren 1937, 1938, 1939, 1940
viele damals junge Österreicher gewisse Dinge getan haben, warum junge Österreicher
gewissen Parolen nachgelaufen sind. (GR
Kurth-Bodo Blind: Weil es der Renner gesagt hat!)
Sehen Sie,
Herr Blind, das ist Ihr Geschichtsverständnis! (GR Kurth-Bodo Blind: Das hat aber der Renner gesagt! Euer Renner!)
Glauben Sie mir, Herr Blind, ich bin kein Verdreher der Geschichte, ich weiß,
was Dr Renner gesagt hat! (GR Kurth-Bodo
Blind: Dann sagen Sie es!) Ich weiß es! (GR
Kurth-Bodo Blind: Dann sagen Sie es aber auch!) Aber eines muss Ihnen auch
klar sein, die damalige SPÖ war eine demokratische Partei, die damalige SPÖ war
keine reine Führerpartei, so wie Sie das heute bei den Freiheitlichen sind! (GR Mag Hilmar Kabas: Heute sind wir eine
Führerinpartei!) Die damalige SPÖ hatte einen Pluralismus, das ist gar
keine Frage.
Warum ich mich
heute hier zum Wort gemeldet habe, ist, um auch festzuhalten, wenn man Berlin
kritisiert, wenn man Thüringen kritisiert, wenn man Brandenburg kritisiert,
dann muss man sich auch gefallen lassen, die Koalition im Inland zu kritisieren
(GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch:
Genau!), dann muss man sich die Kritik gefallen lassen, mit jemandem zu
koalieren! (GR Johannes Prochaska:
Ungeheuerlich ist das! Man sollte viel eher den Pöbel von der Donnerstags-Demo
kritisieren!)
Lieber Hannes
Prochaska, jeder Zwischenruf zeigt, wie wichtig es für uns alle ist, sich noch
intensiver mit unserer Geschichte zu beschäftigen! (Beifall bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Es ist
wichtig, sich damit zu beschäftigen, dass die heutige Österreichische Volkspartei
überhaupt kein Problem damit hat, mit einer FPÖ zu koalieren, wo zum Beispiel
ein Herr Gorbach Landesstadthalter von Vorarlberg ist, der überhaupt kein
Problem hat ... (GR Dr Wilfried Serles:
Sie waren mit uns auch schon in der Koalition! - GR Mag Hilmar Kabas: Damals
hat es den Haider schon gegeben!)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Meine sehr geehrten
Damen und Herren, gewähren Sie dem Sprecher die Möglichkeit, seine Ausführungen
fortzuführen.
GR Rudolf Hundstorfer (fortsetzend):
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir mit der FPÖ Vorarlberg des
heutigen Zuschnitts eine Koalition hatten. (GR
Mag Hilmar Kabas: Lernen Sie die Geschichte Österreichs! Dann werden Sie
wissen, dass wir auch eine Koalition miteinander gehabt haben!) Ich kann
mich nicht daran erinnern, dass die SPÖ Vorarlberg zur Kenntnis genommen hat,
dass jemand Koalitionspartner ist, der meint, es sei am besten, wenn die freien
Gewerkschaften abgeschafft wären! Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Sozialdemokratie
mit einer FPÖ eine Koalition eingegangen wäre, wo ein Herr Mölzer Platz hat,
der über eine Zeitschrift, die Ihnen gehört, Treffen der Rechtsextremen in
Europa organisiert! (GR Dr Wilfried
Serles: Aber mehr Nazis gab es in der Ära Kreisky!)
Eines zeigt mir die
Intensität Ihrer Zwischenrufe,
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