Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 138
rechtfertigen würden,
sie wieder zurückzuziehen (GR Johann
Hatzl: Eben!), respektive die es rechtfertigen, zu sagen, das ist
Geschichtsfälschung, Geschichtslüge, nur einseitige Schuldzuweisung. Das glaube
ich nicht mehr. Trotz allem glaube ich, dass wir moralisch völlig korrekt
handeln, wenn wir sagen, es sollte zunächst irgendeine Institution in dieser
Stadt, die an sich dafür da ist, dies überprüfen. Das kann das
Dokumentationsarchiv sein, das kann ein Museum sein, das können andere
Ausstellungsmacher sein, die sagen, sie wollen diese Ausstellung nach Wien
bringen.
Dann wäre die
erste Frage, wenn sie das wollen, ob sie das in ihrem Budget und in den
Förderungen, die sie von der Stadt bekommen, unterbringen können, aber ich sage
nicht ausschließlich, und wenn sie es nicht können, dann darf es nicht gemacht
werden. Ich halte es für durchaus denkbar, dass, wenn eine solche Institution
kommt und sagt, sie will diese Ausstellung in Wien haben, aber sie das Geld
dafür nicht hat, eine Debatte in diesem Saale darüber stattfindet, ob die Stadt
Wien ein solches Projekt fördern sollte. Das hielte ich für eine völlig
korrekte Vorgangsweise. Aber von vornherein zu sagen, diese Ausstellung muss nach
Wien kommen, obwohl es noch keinen Betreiber für diese Ausstellung gibt, das
ist das Hauptargument, warum wir diesem Antrag der GRÜNEN nicht zustimmen. Ich
sage es noch einmal klar und deutlich!
Wenn Sie, Herr
Kollege Hatzl, es aufrecht erhalten, dass wir uns in die Reihe der Verdränger,
Vergesser, Verharmloser, Kleinmacher et cetera einreihen, dann kündige ich
Ihnen - mehr Möglichkeiten habe ich nicht - meinen persönlichen Respekt, den
ich für Sie bisher gehabt habe, auf! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Mag STEFAN gemeldet.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Ich muss mich
nicht ereifern und ich muss mich Gott sei Dank nicht aufregen. Trotzdem ist es
mir ein Anliegen, dem Herrn Kollegen Hatzl gegenüber zwei Dinge noch richtig zu
stellen.
Erstens habe
ich nicht gesagt, dass Österreicher gerne in die Wehrmacht eingerückt sind. Ich
kann auch nicht beurteilen, wie viele Deutsche an sich gerne in die Wehrmacht
eingerückt sind, gerne im Osten gedient haben oder sonst etwas. Ich habe nur
festgestellt, dass die Ausstellungsmacher der ersten Ausstellung festgehalten
haben, dass 80 Prozent der 18 Millionen dort Beteiligten an
Verbrechen beteiligt waren. Unter dieser Aussage waren sicherlich auch sehr
viele Österreicher dabei, gewollt oder ungewollt. Diese Aussage halte ich und
halten wir für nicht richtig und auch auf Grund der wissenschaftlich teilweise
falschen Darstellung der ersten Ausstellung für unhaltbar. Darum geht es nicht,
wer dort gerne eingerückt ist, sondern es geht um die Diskreditierung von
Menschen. Und darunter sind auch sehr viele Österreicher! (Beifall bei der FPÖ.)
Was ich ganz
absurd gefunden habe, war das Argument, wenn die größte rechtsextreme
Demonstration in Berlin stattfindet, müssen die Freiheitlichen sagen, die
Ausstellung muss nach Österreich kommen. Genau im Gegenteil, denn es zeigt
sich, dass gerade die erste Ausstellung den Boden für diesen Rechtsextremismus
bereitet hat (GRin Susanne Jerusalem:
Nein! Das ist nicht wahr! - GR Johann Hatzl: Das stimmt doch nicht! - GR Franz
Ekkamp: Das ist eine Verdrehung der Tatsachen!), weil es für diesen wirklich einen Aufwind durch die Zurückziehung
der ersten Ausstellung gegeben hat, weil diese historisch falsch war und weil
man gezeigt hat, dass diese Darstellungen unrichtig waren. (GR Heinz Hufnagl: Also die Ausstellung hat den Rechtsextremismus erst
aus der Taufe gehoben? Ihre Aussage ist sensationell!) Warum gibt es
plötzlich die größte Demonstration? - Weil die sich unter diesem Gesichtspunkt
zusammengefunden und gesehen haben, jetzt haben sie sogar in den Medien
Rückenwind bekommen, denn alle mussten zugeben, dass es diese Verbrechen gar nicht
gegeben hat. So wird das natürlich interpretiert.
Daher muss man
vorsichtig sein, gerade in diesem Zusammenhang. Deshalb sollten wir uns hier
sehr genau anschauen, was diesmal kommt, weil es das erste Mal schief gegangen ist.
Daher sollten wir nicht zu einem Schnellschuss starten, sondern im Gegenteil
warten, bis wir wirklich wissen, was gemacht wurde. Dann sollten wir erst
entscheiden! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Hundstorfer gemeldet. (GR Heinz Christian Strache: Die Gewerkschaft kommt!)
GR Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Herr Strache, ob es Ihnen Spaß macht oder nicht, die Gewerkschaft kommt oder
nicht, ich stehe hier als frei gewählter Mandatar so wie Sie, ganz egal, wo ich
meine berufliche und meine persönliche Heimat habe! (Beifall bei der SPÖ.)
Frau
Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Es sei mir gestattet,
zur Debatte die Überschrift "Wehret den Anfängen" zu verwenden, denn,
meine sehr geehrten Damen und Herren der ÖVP, Sie erlauben mir schon auch
festzuhalten, ich finde es demokratiepolitisch von Ihnen sehr bedenklich, ein
Fünftel der Berliner Wähler in ein Eck zu stellen, das Sie total ablehnen! (GR Heinz Christian Strache: Das ist doch
nicht so!) Ich finde es demokratiepolitisch von Ihnen sehr bedenklich (GR Heinz Christian Strache: Ihnen ist das
gar nicht so fremd! - StRin Karin Landauer: Das machen Sie laufend!), eine
Partei, deren Schwesternpartei in Brandenburg überhaupt kein Problem hat, mit
der PDS zu kooperieren (GR Mag Hilmar
Kabas: Das stimmt ja gar nicht!), die in Thüringen überhaupt kein Problem
hat, mit der PDS zu kooperieren, zu verteidigen
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