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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 92 von 138

 

Dabei muss man sich immer vor Augen führen, dass da nicht irgendeiner eine Idee gehabt und gesagt hat: Setzen wir uns zusammen, reden wir!, sondern das war ein offizieller Wettbewerb der Stadt Wien. Es war eine ausgemauschelte Geschichte, wo selbst die Teilnehmer ... (GR Dkfm Dr Ernst Maurer: Wer war das?) Die Teilnehmer, Kollege Maurer, die Teilnehmer. (GR Dkfm Dr Ernst Mauerer: Na, wer war das?) Sie brauchen gar nicht zu schreien: Wer war das? Auch ein Vertreter des Bezirks war bei dieser kuriosen Sitzung dabei. Aber offensichtlich ticken die Uhren im 10. Bezirk sowieso ganz anders. (GR Dkfm Dr Ernst Mauerer schüttelt den Kopf.) Und wenn Sie so deuten, weiß ich, dass ich Recht habe. Das ist das einzige Indiz dafür. Tun Sie nicht so, als ob das alles nicht stimmen würde. (GR Dkfm Dr Ernst Mauerer: Ich sage ja nichts! Ich möchte nur wissen, von wem Sie das haben!) Von den Teilnehmern. Sie können aber gerne im Juryprotokoll nachlesen, wie es dort zugegangen ist - falls Sie eines finden, Kollege Maurer.

 

Das Problem ist - und auch das ist hier beschrieben -: Es haben einzelne Gruppen gesagt, wie in Zukunft mit der Architektur in Wien umgegangen werden soll. Es hat Forderungen an die Stadträte gegeben und so weiter. Es war dann so, dass es kein Juryprotokoll gegeben hat, weil es von keinem der Jurymitglieder unterzeichnet wurde und bislang auch nicht aufgelegt ist. Ein solcher Wettbewerb ist wirklich kein Renommee für die Stadt Wien.

 

Noch ein Aspekt, wie dieser Wettbewerb offensichtlich überhaupt von der Stadt Wien bewertet wurde. Dass die 74 Wettbewerbsprojekte für die Volksschule Katharinengasse so gut wie unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Gängen neben der WC-Anlage im Hanappi-Stadion zur Schau gestellt wurden (Heiterkeit bei den Grünen.), untermalt jedenfalls die Ehrerbietung, die man der Architektur in Wien entgegenbringt.

 

Ich höre jetzt keinen Zwischenruf, Kollege Maurer, auch nicht: Wer sagt das?, sondern jeder hat sich überzeugen können, dass die dort neben dem Klo gehangen sind. In einem finsteren Gang, wo zwei Lampen und eine Notbeleuchtung sind, sind auch diese 74 Tafeln mit den Projekten gehangen.

 

Sowohl die Architekten als auch die Kammer sagen: Uns wäre angesichts dieses Schlamassels lieber gewesen, man hätte es überhaupt bleiben lassen, man hätte jemanden bestimmt, wie es schon so oft geschehen ist, dann hätten wir wenigstens gewusst, wie wir dran sind, und jeder Einzelne von uns hätte sich eine Viertelmillion gespart. Auf solche Wettbewerbe kann in Wien verzichtet werden.

 

Jetzt gab es nachfolgend in interessierten Kreisen durchaus auch eine öffentliche Diskussion und einen Antrag von uns am 23. Mai dieses Jahres, der unter anderem qualitätssichernde Verfahren forderte, um im Rahmen und unter Beteiligung der MA 18, MA 19 und MA 21 solche Wettbewerbe durchzuführen. Die Stadt Wien muss sicherstellen, dass Kriterien erarbeitet werden, die definieren, welches qualitätssichernde und zeitgemäße Verfahren anzuwenden ist. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man in verschiedenen Fällen kein Wettbewerbsverfahren macht, sondern einen geladenen Wettbewerb. Die Stadt Wien soll umgehend eine verbindliche Verfahrensordnung für Gutachterverfahren und für Bauträgerwettbewerbe erarbeiten. Eine öffentliche Diskussion im Vorfeld des Wettbewerbs soll Konsens über die Aufgabenstellung sichern, detaillierte und gründliche Vorbereitung der Ausschreibungsunterlagen, Qualifikation und Unbefangenheit der Preisrichter sind sicherzustellen. Es ist zu überlegen, welche Maßnahmen bei gleichzeitigem Wechsel der Jurymitglieder gemacht werden können. Juryentscheidungen müssen transparent und nachvollziehbar sein.

 

Es ist dann auch im Ausschuss für Stadtplanung diskutiert worden und Herr StR Schicker hat zugesagt, dass es im Herbst - sieben Tage haben wir noch - eine Enquete zu diesem Thema geben wird. Jetzt ist mir keine Einladung bekannt, dass in den nächsten sieben Tage eine solche Enquete stattfinden würde. Mir ist auch nicht bekannt, dass in der übrigen Zeit seit dem 23. Mai eine solche Enquete stattgefunden hat, und wir warten noch immer darauf, wie die Stadt Wien in Zukunft mit ihrer Wettbewerbsordnung und mit ihrem Verfahren umgehen wird. Wird man weiterhin solche schludrigen Wettbewerbsverfahren und Jurierungen machen, wie es bei der Katharinengasse der Fall gewesen ist, dann werden Sie sich wundern, warum immer weniger Architektenteams und -büros an Wettbewerben teilnehmen.

 

Nur als ein Beispiel: die Fiatgründe in Schönbrunn. International ausgeschrieben, großer Architekturwettbewerb, in internationalen Fachzeitschriften angekündigt, und nur eine Hand voll Architekturbüros hat sich beworben.

 

Ist das der Weg, den Wien in der Architektur beschreiten will, oder gibt es dann nur mehr die Holzbauers, die Peichls & Co, die allesamt in Wien ihre Aufträge haben werden, und die junge, qualitätsvolle Architektur, die moderne Architektur, die durchaus ihre Chancen und Internationalisierung hat und gute internationale Aufträge ergattert, wird in Wien keine Aufträge bekommen?

 

Aber weitere Fragen knüpfen sich leider daran. Ich glaube, diese ganze Schule ist mit keinem guten Omen verbunden. Die Aura dieses Wettbewerbs strahlt auch hinein in den Neubau, in den Standort und in die Einbettung des neuen Standorts in der Katharinengasse. Oftmals haben wir diskutiert - gerade bei Neubauten von Volksschulen oder bei Schulbauten überhaupt -, welche Möglichkeiten wir haben, hinsichtlich der Öffnung der Freizeitanlagen, der Freiflächen in der übrigen Zeit außerhalb der Schulstunden, welche Kooperationsmöglichkeiten es mit benachbarten Vereinen, mit Hausgemeinschaften in dieser Anlage gibt, die ja wahrlich keine kleine sein wird. Welche Möglichkeiten der Nutzung gibt es zum Beispiel für

 

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