Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 138
sind Konflikte, die vorwiegend auf Langeweile und Orientierungslosigkeit
zurückzuführen sind." Es ist ja keine grüne Erfindung, was ich hier sage,
sondern das steht in diesem Geschäftsstück der Stadt Wien. Das sind die
einleitenden Worte, das ist im Grunde genommen die Begründung für dieses
Geschäftsstück, betreffend den Verein "Bahnfrei". (Zwischenruf des GR Günter Kenesei.)
Herr Kollege Reiter stimmt offensichtlich nicht gerne zu, aber er wird
zustimmen - oder Sie verlassen den Raum -, weil die SPÖ das alles beschließen
wird, und zwar mit den Stimmen der GRÜNEN.
Es steht auch dabei, was die Folgen dieses Mangels an
Infrastruktur sind. Die Folgen dieser Planungsfehler sind Passivität,
Vandalismus, Gewaltbereitschaft und Suchtgefährdung. Sie haben alles hineingeschrieben.
Das ist ... (GR Günther Reiter verlässt
mit einer wegwerfenden Handbewegung seinen Sitz.) Sie können auch
hinausgehen, aber das nützt überhaupt nichts. Sie haben diese Planungsfehler gemacht,
und offensichtlich ist die SPÖ wild entschlossen, alle Planungsfehler, die sie
seit den Sechzigerjahren gemacht hat, auch in alle Zukunft weiter fortzusetzen
und dann, quasi als Problembewältigung, derartige Geschäftsstücke vorzulegen
und vorlegen zu müssen. Ich wüsste an Ihrer Stelle auch nicht, was man anders
machen könnte, wenn man dazu verpflichtet ist, die Probleme der Stadtplanung im
Nachhinein irgendwie in den Griff zu bekommen. Das heißt, wir werden zustimmen.
Aber wir wissen auch, es handelt sich in dem Fall um eine Systembehandlung.
Was notwendig wäre, ist etwas ganz anderes, nämlich
überall dort, wo gebaut wird, selbstverständlich vorzusehen, dass es
Infrastruktur für Jugendliche gibt, und selbstverständlich die Stadtplanung
dazu anzuhalten, auch die notwendigen Freiräume für Kinder und Jugendliche
vorzusehen.
Ich möchte abschließend noch auf etwas anderes
hinweisen. Natürlich werden hier Gruppen mit dieser Arbeit betraut und andere
Gruppen werden nicht betraut. Ich bin noch nie draufgekommen, nach welchem
System das funktioniert, weil den Ausschussmitgliedern auch nicht mitgeteilt
wird, wer aller sich um die Arbeit bewirbt, die dort zu leisten ist, und mit
welchen unterschiedlichen Konzepten diese Gruppierungen tatsächlich antreten.
Das wäre ja das Interessante. Dann könnten wir nachsehen: Was schlagen die
einen zum Beispiel in der Mädchenarbeit vor? Oder was schlägt eine Gruppe in Bezug
auf die Behandlung von Rechtsextremismus vor? Wie geht man damit um, wie geht
man vor? - Alle diese Konzepte liegen uns nicht vor. Wir bekommen nur
Geschäftsstücke auf den Tisch, in denen schon klar ist, welche Gruppe es machen
wird.
Jetzt möchte ich darauf hinweisen, dass es am
Rennbahnweg eine Gruppe gegeben hat, die dort meiner Erinnerung nach acht Jahre
lang - oder ähnlich lang - hervorragende Arbeit geleistet hat. Es war dies der
Verein "Freispiel", der wirklich gute Arbeit geleistet hat. Mir ist nicht
bekannt, warum der Vertrag mit der Gruppe "Freispiel" aufgelöst
wurde. Ich glaube, der Gruppe selbst ist das ebenfalls nicht bekannt. Denn im
Jahresbericht des Vereins "Freispiel" steht zu dem Punkt
"Auflösung unseres Vertrags" drin: "Bis dato kam von der Stadt
weder ein Kommentar" - zur Auflösung des Vertrags - "noch eine
konkrete Begründung für diesen Schritt. Ganz im Gegenteil: Es wurde Anfang Mai
ein Ganzjahresvertrag zugesandt und am 22. Mai wurde dann die Kündigung
verfasst."
Kein Mensch weiß, warum das aufgelöst wurde. Aber
mein Verdacht ist, dass Gruppen, die aufmüpfiger oder weniger an die Vorgaben
der Stadt Wien angepasst sind, einen sehr schweren Stand haben.
Jetzt möchte ich noch auf ein Problem hinweisen. Die
neue Gruppe, die dort arbeiten wird und über die ich überhaupt nichts
Schlechtes zu sagen habe - sie wird dort vielleicht hervorragende Arbeit
leisten -, ist am Rennbahnweg mit rechtsextremistischen Jugendlichen
konfrontiert. Eines ist anzumerken: Diese Jugendlichen auszuschließen, wenn sie
wieder irgendetwas angestellt haben - und ich schwöre Ihnen, die stellen
dauernd etwas an -, und diese Jugendlichen bei den Aktivitäten der
Betreuungseinrichtungen nicht mitmachen zu lassen, ist falsch. Man muss sie
einbinden, man muss ihnen etwas anbieten und man muss sich auch am Rennbahnweg
Konzepte gegen rechtsextremistische Vorfälle und Jugendliche überlegen. Das Ausschließen
ist garantiert der falsche Weg.
Jetzt noch einmal: Wir werden dem zustimmen. Wir
bitten aber trotzdem darum, dass die Frau Stadträtin und die gesamte Abteilung
heftig darauf dringen - in den anderen Abteilungen, bei der Stadtplanung und
beim Wohnbau -, dass diese Infrastruktur in Zukunft vorgesehen wird. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster ist Herr GR Römer zum Wort gemeldet.
Ich erteile es ihm.
GR Johann Römer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen
und Kollegen!
Diese Aneinanderreihung von Akten der Jugendsubvention
ladet wirklich dazu ein, dass man sich hier über die gesamte Problematik
unterhält und nicht jeden einzelnen Akt zelebriert. Ich glaube, dass dieses
Konto 1/3811/757, Kulturelle Jugendbetreuung, eine interessante Sache ist.
Es wird ja unbestritten sein, dass Jugendförderung wichtiger denn je ist. Selbstverständlich
ist allein schon der Titel Kulturelle Jugendbetreuung nicht passend, aber er
ist eben geschichtlich entstanden.
Meine Vorrednerin, Frau GRin Jerusalem, hat schon das
Gefühl in den Saal gebracht, dass das Ganze ein bisschen undurchsichtig komisch
ist. Darum möchte ich mich auch ein bisschen damit befassen.
Ich stelle zunächst fest, dass hier über
320 Millionen S vorhanden sind. Den Großteil dieses Geldes, mehr als
zwei Drittel des ganzen Ansatzes, stecken die Jugendzentren und wienXtra ein.
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