Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 99
dem ich Stadtrat bin,
und ich habe in meiner ersten Rede darauf hingewiesen, einige personelle Weichenstellungen
vorgenommen: Josefstadt, gemeinsam mit anderen, damit wir das nicht vergessen,
Rabenhof, Theater der Jugend - künstlerische Leitung, kaufmännische Leitung
beim Theater der Jugend, kaufmännische Leitung im Schauspielhaus. Das waren
alles Ausschreibungen, und das Theater der Jugend zum Beispiel ist keine kleine
Institution, und mit einer einzigen Ausnahme sind die sehr gut und problemlos
gelaufen.
Jetzt wurde
heute Abend und auch im Vorfeld argumentiert, der Rabenhof sei eine
parteipolitische Besetzung. Ich stelle noch einmal die Frage, die ich im
persönlichen Gespräch schon gestellt habe, auch öffentlich gestellt habe, man
möge mir bitte das einmal nachweisen, und zwar nicht, was in der Zeitung gestanden
ist, was man den Journalisten vorher gesagt hat, dass es so ist, und dann steht
es in der Zeitung und dann zitiert man das so, ich sage es ja nicht so, aber
dann steht es so drinnen. Ich würde gerne auch nur einen kleinen Nachweis, oder
ein Indiz würde ja schon reichen, dafür haben, dass der Rabenhof parteipolitisch
besetzt wurde. Ich habe dort - und das ist nachvollziehbar durch Protokolle, das
ist nachvollziehbar durch Gespräche mit allen Jurymitgliedern - eine
Juryempfehlung bekommen, eine offene Juryempfehlung, so wie das auch
ursprünglich im Fall der künstlerischen Leitung des Rabenhofs war. Ich habe
mich mit den Personen und den Konzepten lange auseinander gesetzt und ich habe
dann entschieden. Zu dieser Entscheidung stehe ich auch. Ich habe keine Ahnung,
es interessiert mich auch nicht, welcher Partei und ob einer Partei der Herr
Welunschek oder sonst irgendein künstlerischer Leiter oder überhaupt ein
Künstler in dieser Stadt angehört.
Diese
Nachweisführung ist nicht gelungen. Ich weiß auch, warum: Sie kann auch gar
nicht gelingen. - Ich würde Ihnen empfehlen, Herr GR Salcher: Vielleicht
horchen Sie ein bissel zu, weil sonst zitieren Sie wieder falsch, und das ist
dann nur peinlich.
Rabenhof -
Josefstadt. Hängt auch mit dem Rabenhof zusammen. Noch einmal: Es wurde auch
keine Antwort auf die Fragen gegeben, die nämlich die entscheidenderen Fragen
sind. Es liegt ein ungeheurer Problemberg vor. Helmut Lohner sagte im Herbst
letzten Jahres, dass er nicht mehr antritt. Das ist nicht eine Geschichte der
letzten Tage, das ist nicht eine Geschichte der letzten Wochen und Monate, das
war lange bekannt. Und ich habe mich oft, als diese zugegebenermaßen nicht
leichte Entscheidung und das nicht leichte Verfahren stattgefunden hat,
gefragt: Warum ist das eigentlich nicht entschieden worden? - Es lag ein Beschluss
vor, es hätte nur eines einfachen Ja des zuständigen Kulturstadtrats bedurft -
er ist lange, lange nicht gekommen, er ist gar nicht gekommen. Und ich habe
mich gefragt: Warum ist das eigentlich so? Warum ist auch nicht das angegangen
worden, was im Sommer vergangenen Jahres akkordiert war, als diese furchtbare
ökonomische Situation der Josefstadt eingetreten ist, wo im Übrigen nicht der
Stadtrat von Wien, sondern der Bund dann die Initiative ergriffen hat, um da
überhaupt einen Sanierungsplan in die Wege zu leiten. Wo dann plötzlich gesagt
wird, es soll eine Stiftung entstehen, in wenigen Wochen - und es ist nichts
passiert. Und ich habe mich dann immer gefragt: Warum ist da eigentlich nichts
passiert? Warum ist da ein Jahr lang weder personell noch organisatorisch noch
sonst was passiert? (StR Dr Peter Marboe:
Weil deine Sektion dagegen war!) Meine Sektion war dagegen: Meine Sektion
hat damals sehr intensiv an einem Sanierungskonzept mitgearbeitet. Tatsache
ist, und ich verstehe das mittlerweile, es ist ja nichts Böses, es ist ja auch
nichts Schlimmes, ich verstehe es, weil es ziemlich schwierig war, weil es
ziemlich schwierig ist, weil es dort drei unterschiedliche Entscheidungsträger
gibt, etwas, was es in ganz Österreich sonst bei keiner Kulturinstitution gibt.
Ich sage
nicht, es ist glänzend gelaufen. Ich sage nicht, da ist alles wunderbar abgelaufen,
aber ich sage zumindest:
Erstens. Ich
habe es angegriffen, habe es nicht liegen lassen, weil dann stünde die
Josefstadt vielleicht heute überhaupt ohne Direktor da. Ich habe versucht, ein
transparentes, ein nachvollziehbares Verfahren zu machen. Ich habe versucht,
was notwendig ist, mit allen Beteiligten eine gemeinsame Lösung zu finden. Und
noch einmal: Da ist der Bund, da ist die Stadt, da sind fünf Gesellschafter mit
drinnen.
Und es ist im
Grunde auch gelungen. Und wenn jetzt gesagt wird, mein Gott, da hätte man ja
die Jury zurückholen müssen, man hätte sagen müssen: Bitte macht das und macht
einen Dreiervorschlag. Dort sitzen tatsächlich unabhängige Leute, dort sitzt
als Vorsitzender der Jury der Direktor der Josefstadt, und die legen einen
einzigen Vorschlag vor.
Nachher dann
herzugehen und zu sagen, na, das ist es nicht, eigentlich sollen sie jetzt
einen Dreiervorschlag machen, weil mit dem Vorschlag bin ich nicht wirklich
einverstanden, wäre wohl auch nicht wirklich im Sinne des Erfinders gewesen.
Was ich
eigentlich nur sagen will: In der überwiegenden Mehrzahl der Vorhaben, die wir
in Angriff genommen haben, der Besetzungen, ist in ganz wenigen Monaten, in
sechs Monaten, davon waren zwei Monate Sommer, etwas geschehen, was vorher
nicht geschehen ist, nämlich es sind Entscheidungen getroffen worden, es wurden
personelle Besetzungen vorgenommen.
Und das möchte ich
auch sagen, weil das ist das eigentlich Entscheidende: Ich bin davon überzeugt,
dass diese Besetzungen, die Persönlichkeiten, die diese Theater jetzt leiten
und leiten werden, das Bild der Theaterstadt Wien nachhaltig positiv
beeinflussen werden. Es ist der erste Schritt einer grundlegenden personellen,
in weiterer Folge organisatorischen und letztendlich auch kaufmännischen
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