Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 99
Zum Rabenhof ist
schon so viel gesagt worden, dass es müßig ist, davon noch einmal zu reden.
Aber nachdem Sie ja der Meinung sind, das Ganze hat nicht sehr viel Sinn, man
soll das gar nicht so breitwalzen und so weiter: Nehmen Sie doch ernst, wenn
zum Rabenhof der "Falter" von "unsauberem Spiel" spricht!
Wir haben es nicht gesagt, keiner von uns. Ich würde das auch nicht sagen, wenn
ich es nicht belegen könnte. Niemand von uns hat gesagt, beim Rabenhof ist
unsauber gespielt worden, der Kommentator des "Falters" wirft Ihnen
das vor, meine Damen und Herren. "Gleichzeitig hat er, Mailath, Welunschek
gegenüber ein schlechtes Gewissen, weshalb die Nachsubvention jetzt auch durchgezogen
wurde."
Warum solltest
du ein schlechtes Gewissen haben, wenn dieser Vorwurf nicht stimmte? - Dann
entgegnet dem doch, sagt, das stimmt nicht, macht eine Entgegnung! Ein solcher
Vorwurf ist entgegnungsreif. Qui tacet consentire videtur, meine Damen und
Herren. Und das ist in der Kulturpolitik nicht angebracht bei solchen ernsten
Vorwürfen.
"Fatal,
wenn dieses Beispiel bei den Wiener Theatern Schule machen würde. Wozu
ausschreiben, wenn der Sieger von vornherein feststeht." - Das sage nicht
ich, das sagt "Die Presse".
"Wenn
Mailath etwas wirklich bravourös gelang, dann dies: Zwietracht in der Szene zu
schüren." - Das sagen nicht wir, das sagt "Der Standard" vom
10. November.
Der Kommentar
von Tartarotti im "Kurier": "Wer bei dem seltsamen Spiel um das
Theater in der Josefstadt gewonnen hat, ist nicht klar. Dafür gibt es einen
eindeutigen Verlierer: den Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny."
Und
"profil" setzt nach: "In Wahrheit", das sagt
Mailath-Pokorny - und das ist jetzt wieder etwas, was wir ernst nehmen sollten
- unwidersprochen im Interview, "gab es in diesem Bestellungsverfahren nur
einen Fehler: dass die Jury statt drei Bewerbern nur einen Kandidaten vorschlug
und dieser Kandidat schließlich abgesagt hat."
Ich nehme an,
das ist ein autorisiertes Interview, jedenfalls wurde es mir so bestätigt.
Alleine diese unwidersprochene Aussage in einem autorisierten Interview, meine
Damen und Herren, würde die dringliche Anfrage schon rechtfertigen, denn der
politische Auftrag an die Jury hat gelautet, einen Dreiervorschlag zu
erstellen. In dem Dreiervorschlag hätte die Echerer sein können, hätte der
Gratzer sein können. Der Gratzer stünde heute nicht als zweite Wahl da, als
Notnagel, wie es in den Zeitungen heißt, die Echerer würde nicht sagen, mit ihr
hätte kein Mensch gesprochen, sie ist nie kontaktiert worden. Das Ganze hätte
ein ganz anderes Gesicht gehabt.
Wenn die Jury
sich einem Mandat widersetzt, wenn sie jemanden nominiert, der sich nicht
einmal beworben hat, und noch dazu nur eine einzige Person, dann darf man das
politisch einfach nicht zur Kenntnis nehmen, denn dann kommt genau das
Schlamassel heraus, das jetzt herausgekommen ist, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich weiß
nicht, wer es damals gesehen hat, nämlich Helmut Lohner in der ZiB 1 im
Kulturbeitrag. Auf die Frage zur Josefstadt und zur neuen Wiener Kulturpolitik
angesprochen, hat er mit seinen - was er sehr gut kann, wenn es ihm ernst ist -
traurigen Augen nur schulterzuckend gemeint: "Wer zahlt, hat Recht."
Meine Damen
und Herren! Auch diesen Satz haben wir fünf Jahre nicht gehört in Wien. Wir
haben fünf Jahre von niemandem gehört in der Subventionspolitik: Wer zahlt, hat
Recht. Und ich wünschte mir wirklich, dass wir es die nächsten 100 Jahre
nicht wieder hören müssen in Wien, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Fritz Muliar
spricht öffentlich von einer Schändung des Andenkens Max Reinhardts. Das muss
einem doch ernst durch alle Glieder fahren, wenn der Fritz Muliar so etwas
öffentlich bei einer Ehrung im Rathaus sagt. Da kann man doch nicht sagen: Der
Marboe kann es nicht überwinden, dass er nicht mehr Kulturstadtrat ist. Wir
haben so viele Probleme mit dem Kindertheater. - Das kann man doch nicht
ernsthaft sagen, wenn man solche Aussagen öffentlich hört, meine Damen und
Herren.
Ich möchte von
hier aus und hoffentlich parteiüberschreitend an Helmut Lohner und Karl-Heinz
Hackl, die beide als Fazit dieses ganzen Schlamassels gesagt haben, sie wollen
in der Josefstadt nicht mehr spielen -da kann man herumreden, was man will, sie
haben es gesagt -, appellieren, trotz allem der Josefstadt treu zu bleiben,
meine Damen und Herren. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich möchte dem
Fritz Muliar und dem Otto Schenk und der Elfi Ott und allen Künstlerinnen und
Künstlern der Josefstadt von hier aus versichern, dass wir auch künftighin in
der Josefstadt dem Genius Max Reinhardt begegnen wollen.
Meine Damen
und Herren! Den Freien Gruppen und den jungen Künstlerinnen und Künstlern in Wien
möchte ich sagen, dass wir uns auch weiterhin für Fairness und für
Chancengleichheit in Wien einsetzen werden.
Hans Gratzer
möchte ich zurufen, dass uns bewusst ist, welch großen Beitrag er zum Ruf Wiens
als Theaterstadt geleistet hat, und dass er die ganzen Kommentare, die die
Folge dieses politischen Versagens sind - er sei ein Notnagel, er sei ein
Kompromisskandidat, er sei zweite Wahl -, nicht ernst nehmen soll.
Und weil er da oben
sitzt (Der Redner blickt in Richtung
Zuschauergalerie.), will ich auch dem Paulus Manker etwas sagen, der einer
von 21 Bewerbern war. Ich möchte ihm stellvertretend für diese
21 Bewerber, die jetzt enttäuscht sind, und stellvertretend für alle, die
in dieser Stadt mit solcher Konsequenz Theater machen und uns glückliche,
nachdenkliche, spannende Stunden schenken, sagen, dass wir alles tun werden,
damit es weiterhin bei einer
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