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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 99

 

transparenten und bei einer erfolgreichen Ausschreibungskultur in Wien bleiben wird. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Uns geht es, was immer Sie da hineininterpretieren, um die Sache. Deshalb meine ich schon, dass wir eine dringliche Anfrage ernst nehmen sollten. Keiner von uns möchte gerne zwei Stunden seines Lebens verschustern für irgendein Geplänkel, in dem man sich etwas an die Ohren wirft, damit der böse ist, und dann ist wieder der böse, und dann ist das schlechter Stil, dann ist das unfair und dann ist das gemein.

 

Ich habe Ihnen, meine Damen und Herren, nur einen geringen Teil der Kommentare in der österreichischen und der internationalen Presse vorgelesen. Herr Kulturstadtrat, vor einem Jahr noch war in allen internationalen Zeitungen vom Theaterwunder in Wien und davon, dass Wien die attraktivste Theaterstadt im deutschsprachigen Raum ist, zu lesen. Heute gibt es Häme, Spott, ironische Kommentare, Überschriften wie Krähwinkel und so weiter. Helfen Sie doch wirklich mit, dass das möglichst schnell nicht mehr zu lesen ist, sondern dass man von Wien wieder mit Achtung und Respekt spricht, wenn es um die Kultur geht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es geht nämlich nicht um persönliches Gewinnen oder Verlieren, es geht nicht darum, ob Mailath verliert und ein anderer gewinnt. Darum geht es eigentlich überhaupt nicht, sondern es geht darum, dass die bisherige - und wie ja dokumentiert ist, spürbare - Enttäuschung über die sozialdemokratische Kulturpolitik der ersten sieben Monate von Ihnen ernst genommen wird - es ist ja noch Zeit -, einfach ernst genommen wird und nicht durch Verdrängung delegiert und einfach drübergegangen wird. Es geht, meine Damen und Herren, wenn wir es ernst meinen, um die Künstlerinnen und Künstler in dieser Stadt, es geht um das Publikum, es geht um die Theaterszene und es geht - nicht nur heute, sondern wie ich hoffe, wird das nur ein Markstein auf diesem Weg sein - um eine faire perspektivische Kultur- und Theaterpolitik in Wien. - Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster ist Herr GR Mag STEFAN zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Aus Anlass des Rabenhoftheaters habe ich mir überlegt, ich könnte mich auch einmal für ein wesentliches Amt bewerben in einer Kulturinstitution, beispielsweise dem Rabenhof, und wollte Ihnen schon fast meine neue Plakatserie "Rabenhof von hinten" mitbringen, mit Sprüchen wie: "Andreas ist immer steif" oder so etwas Ähnliches. Ich habe es mir verbeten. Ich könnte sicherlich auch andere Möglichkeiten finden, die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. Blasphemie liegt mir nicht so besonders, aber ich könnte zum Beispiel über sozialistische Säulenheilige herziehen, sie vielleicht als Kinderschänder darstellen oder irgend so etwas Ungustiöses, jedenfalls provokanter. Das würde mir schon gelingen, das können Sie mir glauben.

 

Also eigentlich scheine ich doch geeignet zu sein, zum Beispiel Programmmacher des Rabenhoftheaters zu werden. Mittlerweile habe ich gehört, der Posten ist schon vergeben. Es gibt wirklich eine Idealbesetzung. Herr Jochen Herdieckerhoff ist es geworden. Da muss ich natürlich meinen Hut ziehen.

 

Ich stelle noch eines fest: Das ist offenbar nicht das einzige Kriterium, denn sonst hätte man an mich doch noch jetzt im Nachhinein herantreten können. Die ablehnenden Blicke hier zeigen mir, das wäre nicht genug gewesen. Herr GR Woller lacht. Er würde mich offenbar nicht akzeptieren. Es fehlen mir andere Kriterien, und welche das sind, das habe ich herauszufiltern versucht. Es dürften noch zwei wesentliche Kriterien sein - die Ausbildung vielleicht auch, eine abgeschlossene Buchbinderlehre wäre vielleicht gut gewesen, ich will aber nicht Direktor werden, sondern ich will nur Programmmacher werden -: Vielleicht ist es doch wirklich der persönliche Kontakt oder das persönliche Verhältnis zu wesentlichen Personen der Sozialistischen Partei einerseits und andererseits natürlich eine einschlägige politische Einstellung.

 

Ich bin also nicht geeignet. Ich nehme es zur Kenntnis. Zum Glück gibt es andere optimale Besetzungen. Dabei hätte ich so gerne dazu beigetragen, das Theater der Geschmacklosigkeit im Rabenhoftheater zu installieren. Vielleicht macht es jetzt jemand anderer und noch viel besser.

 

Bei meiner Rede am 25. Oktober dieses Jahres, habe ich offenbar einen Tausend-Gulden-Schuss gelandet. Denn ich habe vorausgesagt, dass Herr Karl Welunschek nach einem Auswahlverfahren, das natürlich, seinesgleichen suchend, transparent sein würde und demokratisch und so weiter, jedenfalls dass Karl Welunschek letztlich auch wieder bestellt wird. Und siehe da, es ist so gekommen. Ich habe das wirklich gut vorausgesehen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das war nicht schwer!) Das war nicht schwer, das stimmt, das ist allerdings richtig. Offenbar ist es ganz gut angekommen bei Ihnen, dass ich das ernst gemeint habe.

 

Schön, dass wir jetzt das Rabenhoftheater als Anschauungsbeispiel dafür haben, wie Besetzungen in Theatern nicht stattfinden sollen. Wir können das als Anschauungsbeispiel hernehmen, wenn wir die Enquete über die Besetzung von Direktoren- und Intendantenposten machen: So jedenfalls nicht! Das geht in die falsche Richtung.

 

Natürlich geht zurzeit bei der absoluten Mehrheit der SPÖ alles durch, keine Frage, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Auf Dauer wird es sich nicht durchsetzen. Man hat schon gemerkt, die Medien spielen da nicht mehr ganz mit, die Bevölkerung auch nicht ganz, die Kulturszene wird bei aller - größtenteils erkauften - Freundschaft auf Dauer auch einmal massiven Widerstand einbringen. Und vielleicht kommt auch einmal der Gedanke auf, dass das oftmals mit

 

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