Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 99
steht auch im Bericht, die Attraktionen sind austauschbar
über die ganze Welt hinweg. Wo hier das Wiener Flair ist, weiß ich nicht. Ein
Wurstelprater ist es außerdem schon sehr lange nicht mehr, auch wenn Herr Obmann
Kern sagt: "Aber wieso, wir haben doch einen Wurstel da hinten?" -
Das ist ein nettes Kasperltheater, aber der Wurstel war eine andere Figur, eine
böse noch dazu.
Es steht auch darin, dass die Verweildauer der Praterbesucher
sehr kurz ist. Sie beträgt zwei Stunden. Es ist die kürzeste Verweildauer, die
Menschen, die eine Vergnügungsstätte besuchen, rundum in Europa in einer
Vergnügungsstätte bleiben. Ich muss leider dazusagen, der Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds hat bis jetzt keine Gemeinsamkeit unter den Unternehmen
herstellen können. Es ist auch sehr schwer. Wer ein bisschen hineinriecht,
weiß, wie schwer das ist.
Wenn Sie glauben, nur ich sehe das so, ist das
wirklich ein Irrtum. Wie gesagt, es steht im Bericht von Herrn Sallaberger und
Herrn Schwarz. Übrigens fand ich sehr amüsant, dass Frau VBgmin Laska im
"profil" erklärt hat: "Das wirklich Großartige an diesem Prater
ist, dass man durchgehen kann, ohne einen Schilling zu bezahlen." - Ich
weiß allerdings nicht, wie man den Praterunternehmen so etwas als großartig
erklärt. Der Prater ist ein Spielplatz für Illusionen und ein Kampfplatz der
Unternehmer.
Ich gehe fast täglich an der Ausstellungsstraße
entlang und sehe diese ganze Front. Ich muss sagen, ich ärgere mich ungeheuer.
Schauen Sie sich einmal den Eingang in den Prater an! Schauen Sie sich den
"Stillen Zecher" an, der in einem scheußlichen Gelb - es soll
Schönbrunner Gelb sein - dort steht! Man hat ihm sein Lokal auf einem
Praterplatzgrundstück wirklich vergammeln lassen. Der wunderschöne Gastgarten
wird nicht genutzt, aber dafür darf man einen Bratwurstturm auf den
öffentlichen Platz stellen.
Damit ich es nicht vergesse, er hat dort das Eingangsgestell
gesponsert. Ich muss sagen, etwas Traurigeres als dieses Eingangstor zu einem
Vergnügungspark habe ich eigentlich nirgendwo gesehen. Frau Architektin Auböck
hat mir einmal gestanden, irgendwann hatte der Besitzer des "Stillen
Zechers" keine Lust mehr, das zu bezahlen und hat damit aufgehört. Somit
stehen also ein paar Stangen da und oben dieses Blech. Das ist wirklich sehr
hübsch. Es hat aber niemanden gestört, dass das nicht fertig ist, man hat es so
stehen lassen. Weder die Unternehmer noch den Wirtschaftsförderungsfonds oder
irgendjemanden hat das halbfertige Gestell gestört. Ein weiteres Gestell ist
ein verwahrloster komischer Ballon, der dort steht und nicht wirklich attraktiv
ist, noch dazu Blumentröge, die eine Peinlichkeit sind, ohne jegliche Fantasie,
ohne jeglichen Geschmack. Das kann bitte schön nicht Wiener Flair sein.
Wenn Sie glauben, ich habe keinen Sinn mehr für den
Wurstelprater, so irren Sie sich. Ich habe mit meinem Sohn und später mit
meinem Enkelkind sämtliche Phasen der Kindheit im Prater immer wieder durchgemacht.
Was ich Grottenbahn gefahren bin, ist wirklich erwähnenswert! (GR Kurth-Bodo Blind: Das interessiert doch
niemanden!) Am letzten Sonntag, beim Rundgang, entdeckte ich allerdings,
dass zum Beispiel wieder etwas fehlt. Es war das "Tiroler Radl" in
einem Ensemble der ältesten Bahnen für die Kleinsten. Aber nicht, dass da etwas
Neues hinkommt, weil der Praterpachtgrund ja so billig ist. Es stehen fünf
Autos dort und das Schild "Hier ist Privatgrund!" Das war der Ersatz
für ein Praterunternehmen. (GR Kurth-Bodo
Blind: Wissen Sie noch irgendetwas?)
Im Anschluss an das neue Casino ist auch nur eine
G'stätten. Zum Bollwerk der Philatelie an der Ausstellungsstraße hat schon
Alexander Schaaf, bevor er gestorben ist, zu mir gesagt: "Wenn der je eine
Briefmarke verkauft hat, heiß' ich Veitl!"
Von der Gastronomie will ich gar nicht reden, dazwischen
die Spielhallen, Las Vegas für Arme oder nicht einmal das. Ich könnte mir
Klein-Las Vegas sehr attraktiv vorstellen, aber bitte!
Nun aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, gibt
es einen erfreulichen Ausblick. Ich habe dieser Tage gehört, dass die Messe
M & C die Verwaltung und Gestaltung des Praters, des Volkspraters, des
Wurstelpraters, übernommen hat. Ich meine, vielleicht schafft diese Firma das,
was jahrzehntelang, glaube ich, niemand geschafft hat. Es wäre zu wünschen. Ich
hoffe nur, dass diese Umgestaltung nicht in den Parkplätzen stecken bleibt, was
bis jetzt eigentlich das ist, was am dezidiertesten angesprochen ist. Aber
geben wir der Messeverwaltung Zeit, vielleicht schafft sie es, ein kreatives
Konzept für den Volksprater zu erstellen, bevor es zu spät ist, denn, sehr
geehrte Damen und Herren, in der nächsten Zeit wird er eingekreist.
Im 3. Bezirk entsteht ein Familyentertainmentcenter,
im 21. Bezirk, auf den Messegründen, soll noch Soundtopia - und wenn nicht
Soundtopia, dann halt etwas anderes - entstehen. Vielleicht schafft das einen
Aufbruch, das wäre wünschenswert, denn ich glaube, die Wiener lieben ihren Prater,
nur sollte er liebevoller und attraktiver gestaltet sein! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich hätte Ihnen wahnsinnig gern ein Prospekt vom
Tivoli gezeigt, es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, aber wie gesagt, im
Prater braucht es einiges. - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN und des GR Dr Johannes Hahn.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Karlheinz Hora. -
Bitte.
GR Karlheinz Hora
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Liebe Kollegin, im Tivoli - wie Sie selber sicher wissen - zahlt
man Eintritt, und wie unsere Frau Vizebürgermeisterin mitgeteilt hat, kann man
in den Prater gehen, ohne dass man etwas bezahlt. Man kann
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