Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 99
sagen darf, die diese
Aufgabe im Sinne der Stadt Wien seit vielen Jahren und Jahrzehnten erfüllt, und
würde daher bitten, die Zustimmung zu erteilen.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen-
oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt.
Ich bitte jene
Damen und Herren des Gemeinderats, die dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen
wollen, die Hand zu heben. - Das ist mehrstimmig gegen die GRÜNEN angenommen.
Es gelangt
nunmehr die Postnummer 24 (PrZ 201/01-M07) der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an das Literaturhaus -
Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur.
Ich bitte die
Berichterstatterin, ebenfalls Frau GRin Winklbauer, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin
GRin Renate Winklbauer: Ich
bitte um Zustimmung.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender! - Herr Stadtrat! Meine Damen und
Herren!
Es geht jetzt
so schnell, dass ich meine Rede gar nicht mehr durchlesen konnte.
Wir sprechen
heute über das Förderansuchen für das 7. Symposium der Internationalen
Erich-Fried-Gesellschaft. Interessant einmal, rein technisch interessant: Hier
gibt es zwei Förderungen vom Land, beide MA 7 mittlerweile, beide mit
15. Mai datiert, 766 000 S von der MA 7 Literatur und
250 000 S Wissenschaft. Über die Wissenschaft sprechen wir heute,
über die Literatur hat sich mein Kollege STEFAN im Juni zu Wort gemeldet. Erstaunlich
auch hier, dass der zweite Teil erst jetzt, Monate später, behandelt wird. Ich
weiß, der Einlaufstempel der MA 7 sagt jetzt nichts, die sind zusammengelegt
werden. Aber das ist auch nur ein Beispiel.
Wir haben ja
andere Beispiele, wo die Akten verlegt waren. Ich erinnere an die Förderung für
das Donauinselfest, wo der Antrag einen Monat nach der ersten Veranstaltung
eingelangt ist in der MA 7. Ich erinnere an das Institut für den
Donauraum, wo der Antrag im August eingelangt ist, der Eingangsstempel war vom
Oktober. Ich erinnere an das Stadtfest: Antrag Anfang April, Stadtfest April,
eingelangt Monate später. Das alles macht das Arbeiten für die Opposition
"richtig angenehm", "richtig leicht". Und deswegen muss man
das auch immer wieder sagen.
Das heißt,
eigentlich - und ich bin mir schon der rechtlichen Situation bewusst - sehen
wir das, die Akten, erst dann, wenn die MA 7 sie positiv bewertet hat.
Erstens. Sie hat die alleinige Prüfungskompetenz.
Zweitens muss
das, was hier positiv bewertet wurde, dann vorgelegt werden dem Herrn Stadtrat,
der muss das auch noch positiv bewerten. Also durch dieses doppelte
Filterverfahren durch. Das mag ja rechtlich so vorgesehen sein, meine Damen und
Herren, aber es ist trotzdem für die Opposition im höchsten Maße unbefriedigend.
Es ist ja noch
ein Glück, dass wir wenigstens die Ansuchen sehen, die die SPÖ genehmigen will.
Obwohl unsere Mitwirkungsrechte auch hier zum Teil zu einer Farce verkommen,
wenn ich zum Beispiel an die Freien Gruppen denke. Hier stimmen wir den Förderungen
nicht zu, wie Sie wissen. Aber nicht, weil wir jetzt grundsätzlich gegen Freie
Gruppen sind, sondern weil das die einzige Art des Protests ist, die Sie uns
überhaupt lassen. Natürlich können wir zustimmen ohne irgendwelche Detailinformationen.
Das macht alles ein Beirat. Ja, im Nachhinein, am Ende des Jahres, wenn alles
vorbei ist, dann können wir nachprüfen, wo unsere Fördermittel hingekommen
sind.
Meine Damen
und Herren! Wir sind dem Bürger verpflichtet. Wir müssen darauf achten, dass
Mittel sparsam verwendet werden. Man gibt uns in Wirklichkeit für die Mitwirkung
als Opposition hier keine Chance. Klar? Wir können glauben. Aber wir sind nicht
in der Kirche, wir sind im Gemeinderat und wir wollen als Opposition die Kontrolle.
(Beifall bei der FPÖ.)
Und wir
finden, dass auch in einer absolut regierten Stadt ein Höchstmaß an Transparenz
durchaus gegeben sein sollte. Meine Damen und Herren, deswegen wollen wir auch
die Ansuchen sehen, die im Vorfeld abgelehnt werden. Weil das wird nur doppelt
gefiltert und alles andere sieht überhaupt niemand
Und deswegen
haben wir am Montag wieder einen Antrag gestellt, der wie üblich - ich habe mir
sagen lassen, das kommt in regelmäßigen Abständen von der Mehrheitsfraktion -
abgelehnt worden ist. Wir werden ihn wieder stellen, meine Damen und Herren,
denn wir sind da recht hartnäckig. Es wird über all die Jahre immer wieder so
etwas geben. Das ist eine demokratiepolitische Sisyphusarbeit. Ich sehe das
halt so: Steter Tropfen höhlt den Stein, hoffe ich. Erich Fried sieht das
vielleicht ein bissel pessimistischer, wenn er sagt: Zu den Steinen hat einer
gesagt, seid menschlich, doch die Steine haben gesagt, wir sind noch nicht hart
genug.
Und damit komme ich
zum eigentlichen Thema, zur Subvention für die Erich-Fried-Gesellschaft, und
zwar unter dem Titel Wissenschaft. Das macht die Sache leichter. Damit das
völlig klar ist: Ich diskutiere nicht über die Qualität irgendwelcher Schriftsteller,
sondern es geht hier um die politische Auseinandersetzung. Es geht hier um die
Ideologie. Auch nicht nur um Erich Fried selbst, der sicher als Person schon
genug Anlass zur politischen Diskussion geben würde, etwa durch seine
antiamerikanischen Aussagen zu Vietnam oder durch seine antizionistischen Aussagen
bezüglich Israel. Ich habe in einem DDR-Literaturlexikon, Lexikon
deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart, volkseigener
Betrieb, Bibliographisches Institut Leipzig 1972,
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