Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 99
dem nachgehen. Mir
ist in Gesprächen davon nichts bekannt geworden. Ich habe auch den Herrn Präsidenten
selber befragt, der mir dazu nichts gesagt hat. Aber ich nehme das ernst und
wir werden dem nachgehen.
Schließlich
die Veröffentlichung oder Öffentlichmachung dieses Berichts. Damit habe ich
selbstverständlich kein Problem. Es sind ja Teile bereits im Internet und
sofern nicht Datenschutzgründe dagegen sprechen, was jetzt einzelne Berichte
anbelangt oder Detailberichte, deren Veröffentlichung nur mit der Zustimmung
der Betroffenen möglich sind, ist es für mich überhaupt kein Problem, nach der
Beschlussfassung heute, die hoffentlich erfolgen wird, diesen Bericht in einer
geeigneten Form auch öffentlich zu machen.
Ich würde mich
sehr freuen, und deshalb habe ich mich jetzt im Vorhinein noch zu Wort
gemeldet, und ich glaube, das ist keine Frage von Freude, sondern ich hielte es
für die Präsentation und für das Nachaußentreten der Stadt Wien insgesamt für
gut und richtig, wenn wir alle der Meinung sind, und diese Meinung habe ich ja
doch aus den Wortmeldungen des heutigen Vormittags herausfiltern können, dass
wir uns alle, die unmittelbar Beteiligten, aber auch der Hohe Gemeinderat, sehr
ernst mit dem Thema beschäftigen und dass uns allen sehr viel daran gelegen
ist, dies lückenlos und möglichst offensiv auch nach außen hin zu dokumentieren.
Wenn wir also dieser Meinung sind, wäre es, glaube ich, gut im Sinne der Sache,
wenn es dazu eine einstimmige Beschlussfassung gäbe. Mir sind ganz offen
gestanden aus den heutigen Wortmeldungen nicht so massive Gründe bewusst
geworden, die gegen eine einstimmige Beschlussfassung sprechen könnten. Ich
bitte daher nochmals im Sinne der Sache und auch im Sinne der jetzt von mir
dokumentierten Bereitschaft, die Dinge aufzunehmen, auch transparent zu
behandeln, das zu überdenken, und ich glaube, es wäre gut, wenn es zu einer
solchen Beschlussfassung käme. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Dr LUDWIG gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen
und Kollegen!
Es ist
eigentlich aus allen Wortmeldungen hervorgekommen, dass die Frage der
Restitution und auch die Behandlung des Berichts der Restitution eine wichtige
ist und eine Frage ist, die auch aus dem parteipolitischen Streit
herausgehalten werden sollte.
Fairerweise
muss man, Frau GRin Ringler, sagen: Wenn Sie dem Bericht vorwerfen, dass er
Fragen nicht beantwortet, muss man in der chronologischen Reihenfolge sagen,
dass Sie ja zuerst den Bericht gelesen haben und dann die Fragen gestellt haben.
Deshalb dem Bericht vorzuwerfen, dass er die Fragen noch nicht beantwortet hat,
ist, wenn man so will, in der chronologischen Reihenfolge nicht ganz gegeben.
Aber Sie haben
zweifellos mit vielen Ihrer Anmerkungen Recht, dass man auch in dieser Richtung
recherchieren soll. Ich denke, dass das auch geschehen ist, dass das aber im
Bericht nicht so stark zum Ausdruck kommt, wie Sie sich das vorstellen. Ich bin
auch so wie meine Vorredner überzeugt, dass jene Verantwortlichen, die diesen
Bericht erstellt haben, durchaus auch bereit sind, Anregungen im Vorfeld Folge
zu leisten und bei der Erstattung des nächsten Berichts auf diese Wünsche und
Vorschläge einzugehen.
Ich denke,
Frau GRin Ringler: Wenn Sie sagen, dass man über dieses Thema nicht den Mantel
des Schweigens legen sollte, haben Sie völlig Recht. Das liegt aber nicht nur
an diesem Bericht, sondern das liegt auch an der Verantwortung von uns allen in
den politischen Parteien, auch von uns Mandataren. Ich denke, wir sind auch
aufgerufen, darüber nachzudenken, Aktivitäten, Veranstaltungen zu setzen, um
auch auf diese historischen Abschnitte der österreichischen Geschichte
aufmerksam zu machen.
Es gibt solche
Veranstaltungen. Ich weiß aus dem Bereich der Erwachsenenbildung, dass es erst
vor wenigen Tagen eine Veranstaltung gegeben hat, die sich mit der Restitution
von geraubtem jüdischem Eigentum in Hietzing beschäftigt hat. Ich halte das für
sehr wichtig, dass hier auch kleinteilig, auch in der Region, im Bezirk, an diesen
Fragen gearbeitet wird.
Ich weiß auch,
dass in einigen Bezirken, zum Beispiel in Simmering, Veranstaltungen
stattgefunden haben, die sich mit der Frage beschäftigt haben: In welchen
Gemeindebauten haben jüdische Bewohner ihre Wohnungen verloren und was ist mit
diesen Bewohnerinnen und Bewohnern nach 1945 geschehen?
Ich denke, das
sind Ansätze, die wichtig sind im Bereich der Erwachsenenbildung, aber auch
natürlich im Bereich des Schulunterrichts. Und hier haben Sie zweifellos Recht,
dass wir auch unsere Ambitionen verstärken müssen, in dieser Richtung tätig zu
werden.
Wenn Sie
fragen, Kollegin Ringler, auf Basis welcher Grundlage die Kommission tätig war,
ist das jetzt schon beantwortet worden. Sie wissen es aber ohnehin auf Grund
des Gemeinderatsbeschlusses am 29. April 1999, und ich denke, dass man
hier die Kommission und die Tätigkeit der Kommission nicht überfrachten sollte.
Zu einem Punkt, und
ich denke, da sind wir auch einer Meinung, möchte ich doch noch kurz Stellung
nehmen, nämlich dass man in dieser Frage keinen wirklichen Schlussstrich ziehen
soll. Trotz aller Bemühungen der Kommission und der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Historischen Museums, des Stadt- und Landesarchivs und der
Stadt- und Landesbibliothek wird es unter Umständen immer wieder Fälle geben,
die neu auftreten, die auf Grund von Recherchearbeit gefunden werden und denen
man nachgehen muss.
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