Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 99
und sagen können, wir
nehmen es wirklich ernst, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir nehmen -
und deshalb stimmen wir diesem Bericht zu - auch den Umgang mit der Restitution,
den ganz praktischen, konkreten Umgang mit der Restitution in den
Abwicklungsstrukturen und in der regelmäßigen Berichterstattung darüber ernst.
Der Herr Bürgermeister hat in meinen Augen heute eine sehr fundierte Antwort
auf Ihre Anfragen gegeben - ich bin übrigens auch dankbar, dass er zugesagt
hat, die Strauß-Meyszner-Sammlung wieder zurückzuerwerben -, und ich habe mich
auch gefreut - ich sage das auch ganz offen - über die In-Aussichtstellung -
wenn ich das so benennen darf -, dass zu den 44 Millionen, die es jetzt
schon dafür gibt, im nächsten Budget, falls hier noch ein Differenzbetrag
erforderlich ist, dieser nicht zu Lasten des Kulturbudgets gehen wird, sondern
weiterhin aus zusätzlichen Mitteln zur Verfügung gestellt werden soll.
Ich habe 1998
die Initiative zur Restitution ergriffen, weil in vielen Gesprächen, vor allem
mit den Abteilungsleitern, klar geworden ist, dass da tatsächlich eine
Notwendigkeit besteht, das ganz konkret in Angriff zu nehmen. Wir haben bald
darauf die Strukturen geschaffen, um das bestmöglich und raschest möglich
sicherzustellen. Ich möchte wirklich mit Nachdruck dem damaligen Koalitionspartner
danken, dass dies politisch so völlig außer Streit gestellt wurde, mit so viel
Umsicht und Kompetenz beschlossen wurde. Ich möchte dem Bürgermeister danken,
aber auch der Magistratsdirektion, die uns geholfen hat, diese Strukturen zu
schaffen, und auch meinen zuständigen Abteilungen, deren Leiter ja hier stehen
und denen wir wirklich zu Dank verpflichtet sind.
Und jetzt,
meine Damen und Herren, liegt mir der Resolutionsantrag der Grünen vor. Ich habe Frau Ringler sehr
genau zugehört. Da sind Worte gefallen wie "Schlampigkeitsfehler",
"Kleinigkeiten", "Unzulänglichkeiten", und für mich war das
in einem gewissen Kontrast zur grundsätzlichen Ernsthaftigkeit ihres Statements
hier. Ich würde wirklich anregen - ich weiß nicht, ob das noch möglich ist -,
noch einmal kurz darüber nachzudenken, ob ein solches Abstimmungsverhalten bei
aller Begründung, die hier gegeben wurde, nicht doch auch missverständlich
interpretiert werden könnte.
Da sage ich
ganz offen, dass mir vor allem die Begründung - auch nach dem Statement des
Bürgermeisters heute - wirklich sehr fahrlässig und unverantwortlich vorkommt.
Wenn es hier heißt, dass dieser Bericht "so oberflächlich ausgeführt ist,
sodass er beinahe den Eindruck vermittelt, die Stadt Wien habe kein Interesse
an der Aufarbeitung eines der unrühmlichsten Abschnitte ihrer Geschichte sowie
an der Rückgabe von unrechtmäßig erworbenen Objekten", dann halte ich das,
meine Damen und Herren, wirklich für eine unvertretbare Information, von der
wir wissen müssen, dass sie auch über diesen Raum hinausgehen wird. Ich weiß
nicht, ob Sie das wirklich wollen, dass solche Sätze kolportiert werden,
diskutiert werden, möglicherweise in den Medien abgedruckt werden.
Ich weiß
nicht, ob Sie das intendieren. Wenn nicht, würde ich mir diese Formulierung
wirklich noch einmal überlegen, weil man nach dem heutigen Statement des
Bürgermeisters und nach den Aussagen aller Parteienvertreter einfach nicht zu
diesem Schluss kommen kann in meinen Augen. Ich würde wirklich anregen, dass
Sie noch einmal darüber nachdenken, ob es da nicht noch einen Umdenkprozess
geben könnte.
"Anstatt
die Vergangenheit", heißt es dann weiter, "offensiv aufzuarbeiten,
wird eine derart wichtige Aufgabe auf wenigen Seiten mit so vagen Formulierungen
abgetan, dass keinerlei Überprüfbarkeit möglich ist." - Das hat Frau
Ringler auch nicht behauptet. Sie hat behauptet, es gibt Unzulänglichkeiten.
Ja, warum diskutiert man die denn nicht mit Herrn Düriegl oder mit den
zuständigen politischen und beamteten Kulturvertretern ganz konkret? Warum
macht man nicht eine Einladung und sagt das und das und das? - Niemand ist perfekt,
ich glaube, dass Herr Düriegl und Herr Obermaier die Letzten sind, die sagen,
da ist 100-prozentig kein Fehler drinnen. Warum gibt man ihnen nicht die Chance,
ganz konkret umzugehen mit solchen Hinweisen, die mit Sicherheit aber eben im
Rahmen dessen, was Sie selber gesagt haben, nämlich der Unzulänglichkeiten,
ernst genommen werden müssen? - Ich glaube nicht, dass irgendetwas an diesem
Bericht eine solche Schlussfolgerung zulässt, meine Damen und Herren.
Dafür gibt es
noch ein paar zusätzliche Argumente, abgesehen von meiner persönlichen Wahrnehmung.
Bis heute ist mir wirklich nichts bekannt, was auf eine zögerliche,
unvollständige, bewusste Verzögerung der Abwicklung schließen ließe. Mir ist
nichts bekannt und ich kenne auch niemanden, der das konkret und mit guten Argumenten
behaupten könnte, vor allem wenn man weiß, was das für eine schwierige Arbeit
ist, wenn man weiß, dass sich diese Arbeit auf vier Kontinenten abspielt, wenn
man weiß, was für Bemühungen unternommen wurden: mit Internet-Informationen,
mit Inseraten, die geschaltet wurden. Das heißt, da kann man nicht sagen, die
sind gesessen und haben gewartet, sondern die haben diesen politischen Auftrag
wirklich initiativ übernommen, angenommen und auch durchgeführt. Und dafür gebührt
ihnen eigentlich Dank und nicht eine derart massive Kritik, meine Damen und
Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei der
SPÖ.)
Ich möchte auch
bitten, dass man diesen Dank an die Restitutionskommission, die eine sehr
überlegte ist, weiterleitet an Präsidenten Mag Walter Hellmich. Natürlich ist
der unabhängig, das ist ein unabhängiger Richter. Wir haben uns das schon
überlegt. Das ist ein weisungsfreier, unabhängiger Richter, der weisungsfrei
und unabhängig seine Funktion als Präsident der Restitutionskommission wahrnimmt,
und das auch total in meiner Zeit - ich kann das bestätigen, ich bin
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