Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 99
Zweitens. Der Akt
kommt verspätet.
Drittens. Der
Akt ist außergewöhnlich dünn. (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt habe ich
im Prinzip überhaupt nichts dagegen, dass auch ein rot-grünes Projekt gefördert
wird. Ich frage nur Sie, Herr Klubobmann Chorherr, da Sie ja zumindest einer
der Väter sind und auch, wie ich höre, stolz auf diese Vaterschaft sind. Ich
würde nur gerne haben, dass dann mit gleichem Maß gemessen wird, wenn auch von
einer anderen Partei, beispielsweise der ÖVP, ein Projekt für die Popper-Schule
initiiert wird und es dort um einen ähnlichen Ansatz geht, nämlich so wie es
auch in diesem Akt drinnen steht - individuelle Begabungen, Potenziale und
Fähigkeiten junger Menschen zur Entfaltung zu bringen -, dass man da dann auch
mit dem gleichen Maß misst und nicht deshalb dagegen ist, weil es von einer
anderen Partei kommt und das sofort in Zusammenhang mit Parteienfinanzierung
und anderen schlechten Dingen stellt.
Und das
Zweite, was mich daran stört und da spreche ich wiederum Sie konkret an, Herr
Klubobmann, das ist, dass Sie noch vor gar nicht allzu langer Zeit Stein und
Bein geschworen haben, dass dieses Projekt ohne öffentlichen Mittel auskommen
wird. Dass das so ein hervorragendes Projekt sein wird, dass man mit privatem
Sponsoring alles schaffen wird. Da müssen wir heute feststellen, dass heute
genau das Gegenteil erfolgen wird, nämlich mit öffentlichen Mitteln, dieses Ihr
Projekt unterstützt werden soll.
Es ist ein
Projekt, das eine gewisse Vorlaufzeit hat und daher frage ich mich, warum der
Antrag auf Unterstützung so spät erfolgt. Der Antrag ist erst im Oktober dieses
Jahres eingegangen, vor knapp zwei Monaten, und die Projekte, fast alle acht,
laufen bereits seit Anfang September. Wir haben daher wiederum den an sich
unerquicklichen Fall, dass hier im Nachhinein eine Genehmigung für bereits
ausgegebenes Geld erfolgt.
Und auch wenn
Projekte inhaltlich noch so interessant sind und ich habe dafür durchaus
Sympathien und es ist sogar bei mir selbst Interesse entstanden, wie ich die
inhaltliche Beschreibung dieser Projekte gelesen habe, aber ganz ohne jeder
mathematischen Kalkulation kann man halt so eine Subvention auch nicht
beantragen. Und es ist durch nichts nachvollziehbar, wieso das Forstprojekt -
nicht uninteressant, dass Jugendliche erfahren, wie Wälder einzuteilen sind -
gerade 300 000 S kosten soll und warum beim Gilgamesch-Projekt - das
Gilgamesch-Epos ist sicher für einige Spezialisten auch eine ganz interessante
Sache -, warum in dem Zusammenhang die Entzifferung der Keilschrift gerade
80 000 S beträgt. Ich würde mir daher wünschen, dass man zumindest
ein minimales Rechenwerk beilegt, um auch anderen Fraktionen die Gelegenheit zu
geben, bei Beträgen, die doch nicht ganz unwesentlich sind, hier doch
letztendlich dann eine Zustimmung geben zu können.
Das einzige
Rechenwerk, dieses Projekt Wald, das dieses Wiener Lernzentrum betrifft, ist
eine einzige dürre Seite. Ein Blatt, aus dem sich Ausgaben in der Größenordnung
von 6 Millionen S und Einnahmen in der Größenordnung von ungefähr
5 Millionen S ergeben sollen. Dazu kommt, und da können jetzt die
GRÜNEN weniger dafür, dass natürlich von Seiten der Gemeinde Wien jedes
Gesamtkonzept fehlt, Förderrichtlinien fehlen, anhand derer man solche Projekte
oder ähnliche Projekte an einem einheitlichen Maßstab beurteilen kann.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Wenn Sie uns in der Zukunft die Chance geben, ein Projekt auf
Grund einer nachvollziehbaren Kalkulation und mit Evaluationsauftrag überprüfen
zu können, so besteht die realistische Chance, dass wir in Zukunft zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr Ing RUDOLPH zum Wort gemeldet.
GR Ing Herbert
RUDOLPH (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Nur auf meinen
Vorredner kurz einzugehen: Ich glaube, es ist ein bisschen riskant, hier etwas zu
kritisieren, was man selber auch praktiziert, nämlich zuerst einmal eine
Leistung anzubieten, Zusage für Subvention zu bekommen und es nachher
abzurechnen. Im Zusammenhang mit dem Stadtfest soll das ja auch schon
vorgekommen sein. Nur dazu. Punkt 1.
Punkt 2.
Zur Frau Kollegin Jerusalem. Selbstverständlich, jeder Kramer lobt seine Ware.
Das ist in Ordnung so. Das gehört sich so. Daher verstehe ich es auch, dass Sie
sich herstellen und die Vorzüge dieses Projekts hier präsentieren. Es ist ja
nicht uninteressant. Es gibt das eine oder andere darin, das inhaltlich
durchaus interessant ist, wo man sagen kann, ja, sich näher mit dem zu
beschäftigen, ist alleine schon aus allgemeinbildnerischer Sicht interessant,
das zu wissen.
Das, was mich ein
bisschen irritiert hat, war, dass der Akt, der doch eher dünn war, mein
Vorredner hat das auch richtig analysiert, eher weniger hergibt, aber trotzdem
hat er was. Der Akt hat was. Er ist wirklich politisch interessant. Ich würde
sogar sagen, es ist fast ein Akt von politischem Pharisäertum, den wir hier
erleben können. Denn wenn wir zu den Zahlen kommen - und über die Zahlen gibt
dieser Akt ja noch Auskunft -, dann ist schon eines hoch interessant, nämlich
die Kalkulation, die hinten auf der Einnahmenseite aufgemacht wird. Auf der
Einnahmenseite wird fix Schulgeld verbucht. Schulgeld in der Größenordnung von
- wenn man es auf die Schulmonate, also auf zehn Monate umrechnet - knapp
5 000 S. Um den genauen Betrag zu nennen: 4 920 S pro
Monat, nicht pro Jahr, auch nicht pro Semester, sondern pro Monat. Dann würde
ich einmal meinen, ist eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern, die sich
möglicherweise dafür interessieren, oder Eltern, die sich dafür interessieren,
von dem automatisch einmal aus-
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