Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 99
vergessen, nämlich
dass es ganz sicher nicht nur um das kognitive Lernen geht, sondern dass das
soziale Lernen mindestens genauso wichtig ist, dass das emotionale Lernen ganz
genauso wichtig ist und dass der Moment, dass man Spaß und Freude hat, das
Lernen fördert, während die Angst das Lernen hemmt. Das sind ganz wichtige
elementare Dinge.
Ich möchte
noch auf ein Zweites hinweisen, wo ich glaube, dass demnächst Entscheidungen anstehen,
wo auch die Wiener Parteien etwas beitragen müssen. Einige Schulversuche laufen
aus, zum Beispiel der Schulversuch "Mittelschule". Wir haben uns auf
ein gemeinsames Modell einer kooperativen Mittelschule geeignet, alle Parteien
dieses Hauses. Und nun geht es darum ... Sie waren dabei, Herr RUDOLPH? (GR Ing Herbert RUDOLPH nickt.) Wir
haben da eine gemeinsame Pressekonferenz gemacht. Nun ging's darum, das auch
tatsächlich zu verwirklichen, damit nicht ein Nachteil für die Schülerinnen und
Schüler in Wien entsteht. Das heißt, da muss etwas getan werden, da muss etwas
vorangetrieben werden und da sind diese beiden Parteien gefragt zu handeln und
zwar rasch.
Ein paar
wenige Worte noch zum Sparprogramm der Regierung, das jetzt auch die Pflichtschulen
voll trifft. Ich habe es gestern oder vorgestern in einer Rede schon erwähnt.
Es fehlen immerhin 450 Dienstposten. In Wien hat sich das auf zweierlei
Art und Weise äußerst negativ ausgewirkt:
Erstens. Weil
die unverbindlichen Übungen sehr, sehr stark gekürzt wurden. Unverbindliche Übung
heißt: Es wurde das weggekürzt, was den Schülerinnen und Schülern Spaß macht,
egal, ob das eine Theaterwerkstatt ist, ob das Musik ist, ob das ein Fremdsprachenangebot
ist, ob das ein Sportangebot ist. Das sind Dinge, die Spaß machen, wo man nicht
kürzen darf, weil was Spaß macht, ist lernfördernd. Ich kann es nicht oft genug
wiederholen.
Im
Zusammenhang damit - und dazu werde ich mich noch oft äußern -, ist eines
passiert, nämlich, es gibt jetzt die Schulen, deren Elternvereine dazu in der
Lage sind, selbst zu finanzieren und auf private Finanzierungen
zurückzugreifen. Da wird es diese Angebote auch in Zukunft geben. Es gibt
andere Schulen, die sich in Regionen befinden, wo die Eltern das Geld dazu
nicht haben. Die können nicht privat finanzieren und werden nicht privat
finanzieren. Das heißt, das Pflichtschulwesen geht in Wien komplett auseinander.
Es gibt die armen Schulen und es gibt die reichen Schulen.
Jetzt eines in
Richtung FPÖ. Wenn Sie sich - Herr Römer, Sie hören mir zu? (GR Johann Römer: Ja!), das freut mich!
- Schulen anschauen, an denen besonders viele Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache
sind, die mussten dieses gesamte Restkontingent, das noch da ist, das
Stundenkontingent, dort investieren, damit diese ganzen Förder- und
Begleitmaßnahmen erhalten bleiben können. Gerade an diesen Schulen wurde
besonders viel von den Zusatzangeboten weggekürzt, die Spaß machen. Das ist
auch eine ganz schlechte Entwicklung, denn was wir alle nicht wollen - und da
war sich dieser Gemeinderat irgendwann einmal einig in diesem Punkt -, ist,
dass es Gettoschulen gibt, arme Gettoschulen, wo alle Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache zusammengefasst werden. Das wollten wir nicht. Aber diese Entwicklung
sehe ich kommen, wenn die österreichischen Eltern feststellen, dass das genau
die Schulen sind, wo die Zusatzangebote fehlen und ihre Kinder dort nicht mehr
hingeben werden. Auch damit muss sich dieser Gemeinderat eindeutig befassen.
Sie nicken, Herr Römer? (GR Johann Römer:
Nein, nicht zu Ihnen!) Aha.
Ich denke, wir
müssen uns auch mit den Auswirkungen in Bezug auf die Integration der
behinderten Kinder befassen. Wir müssen uns auch damit befassen, dass die
Integration insgesamt nunmehr in Frage gestellt ist. Wir können das für Wien
mit Sicherheit nicht zulassen.
Wir werden im
kommenden Frühjahr die Ergebnisse einer Untersuchung des Stadtschulrats bekommen
und vorliegen haben. Es denke, es macht Sinn, wenn sich dann dieser Gemeinderat
noch einmal darauf verständigt, diese Ergebnisse zu überprüfen und seine
Schlüsse daraus zu ziehen.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren von der SPÖ! Meine gesamte Kritik richtet sich in
Richtung Bundesregierung, die diese Schulpolitik zu verantworten hat. Dort
wurde ja gekürzt. Also meine gesamte Kritik richtet sich dort hin. Aber - und
das muss ich schon hinzufügen - meiner Meinung nach können die Sozialdemokraten
in Wien diese Kürzungen, diese ruinösen Kürzungen, wo tatsächlich auch die
Innovation weggekürzt wird, nicht zulassen. Ich fordere Sie auf, in dieses
Wiener Schulsystem zu investieren.
Wenn dann eine
neue Regierung kommt, an der die SPÖ auch wieder beteiligt ist, dann kann man
das auch wieder gutmachen. Aber wir müssen jetzt sofort investieren, und zwar
nicht 100 Millionen S irgendwo und sonst wie, sondern wir müssen in
das Wiener Pflichtschulsystem investieren. Und da wird es mit den
100 Planstellen nicht getan sein, die Wien zur Verfügung gestellt hat,
sondern da braucht es schon mehr, damit Innovation und Entwicklung dieses Wiener
Schulsystem nicht in Frage gestellt werden. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Dr Ulm zum Wort gemeldet.
GR Dr Wolfgang
Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Auch wenn die
ÖVP ihre grundsätzliche Sympathie im Ausschuss durchaus bekundet hat und ich
auch gar nicht verhehle, dass es eine solche gibt, und auch wenn meine
Vorrednerin dieses Projekt als besonders untypisch und als besonders
außergewöhnlich bezeichnet hat, so muss ich dennoch feststellen, dass es sich
bei diesem Akt um einen ganz typischen Subventionsakt der Gemeinde Wien handelt,
und zwar aus drei Gründen.
Erstens. Es
handelt sich um ein rot-grünes Projekt.
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