Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 99
Der eine
Lösungsansatz auf Dauer, dass ich sage, ein jeder, der arbeitslos ist, wird vom
Staat mehr oder weniger angestellt, den halte ich nicht für zielführend. Wie
gesagt, wir haben die ganzen Jahre hindurch diese Auffangnetze unterstützt,
weil wir es für notwendig erachtet haben, aber wir müssen uns endlich einmal
überlegen, wie kann es weitergehen, weil mit lauter Staatsposten, das hat man
beim Ostblock gesehen, geht es auch nicht.
Ich glaube,
auch ein Zweites soll man nicht immer so (Aufregung
bei der SPÖ.) unter den Teppich kehren, dass man sagt, die Lehrgänge sind
schlecht. Ich glaube, im Gegenteil. Der Vorredner hat es ja angesprochen. Wir
leiden zum Teil auch darunter, dass die jungen Leute, die jetzt eine Lehrstelle
suchen, sagen wir halt, eine mangelnde Ausbildung aufweisen. Sie haben
Mangelerscheinungen. (GR Johann Hatzl:
Das heißt, die Lehrlinge sind schuld, dass sie keinen Arbeitsplatz finden!) Daher
ist es ganz, ganz gut, dass hier auch nachjustiert wird. Umsonst haben wir ja
in den vergangenen Jahren nicht Hauptschulabschlusskurse gehabt. (GR Johann Hatzl: Also die Lehrlinge sind
selbst schuld, dass sie keinen Arbeitsplatz finden!) Also lauter Dinge, die
notwendig sind. Und bitte tun wir nicht so, als ob das jetzt irgendein
österreichisches Problem wäre. Wir können darauf verweisen, dass Österreich
immerhin in der EU die zweitbesten Werte hat (GR Kurt Wagner: Was haben wir? Momentan sind wir das Schlusslicht in
der Europäischen Union! - GR Godwin Schuster: Ja, Ja!), wobei wir aber
nicht aufhören dürfen, bei diesem Thema weiter zu kämpfen. (GR Kurt Wagner: Was haben wir?) Aber so schlecht ist es nicht.
Aber was ist schlecht? Wieso hat Wien so schlechte Werte? (GR Kurt Wagner: Was haben wir?)
Und da habe
ich jetzt wieder etwas gefunden, was so schön ist und da frage ich mich: Was
macht Wien zu diesem Thema? - Da verspricht der Herr Bürgermeister, der damals
auch schon Bürgermeister war: Wir lieben Wien, wir lieben Häupl, nehmen Sie
mich beim Wort, mit der Wiener Bildungsmilliarde unseren Kindern Zukunft geben.
Im Budget haben wir davon nichts gefunden. (Berichterstatter
VBgm Dr Sepp Rieder: Also, für die Bildung ist mehr als 1 Milliarde!) Qualifikation
und Weiterbildung noch stärker fördern. Wie wir wissen, werden beim WAFF sogar
Kurse gestrichen!
Und
20 000 weitere hoch qualifizierte Jobs in Wien schaffen ... (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Im
Budget sind mehr als 1 Milliarde!) Na auf das wart' ich auch, weil da
könnte man endlich einmal die 20 000 Jobs aufholen, die seit dem
Amtsantritt des Herrn Bgm Häupl verloren gegangen sind. (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: 15 000 Beamte weniger!)
Also ich
glaube, gehen wir in den eigenen Bereich und schauen wir und sind wir uns
bewusst, dass dieses Thema auf Dauer nicht nur mit Auffangnetzen gelöst werden
kann, sondern dass es in Wirklichkeit nur gelöst werden kann, wenn eine Wirtschaft
da ist, die auch bereit ist, junge Leute zu qualifizieren, jungen Leuten Ausbildung
anzubieten. Nehmen wir das zur Kenntnis, dass das die Hauptmaßnahme ist. Unser
aller Ansinnen muss sein, hier mitzuwirken, dass das auch dementsprechend angeboten
wird. (Aufregung bei der SPÖ.)
Es waren viele
Initiativen in der letzten Zeit. Das kann man gar nicht abstreiten, aber sie
sind noch nicht alle durchgedrungen. Daher kann der Appell ja nicht sein: Ich
verlang', ich verlang'.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Letzter Satz, bitte.
GR Johann Römer (fortsetzend): Die Regierung hat Hunderte Millionen S zur
Verfügung gestellt, genauso wie die vorigen Regierungen. (GR Kurt Wagner: Was hat die Regierung?) Hoffen wir und arbeiten
wir gemeinsam, dass dieses Problem besser als bis jetzt gelöst wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Frau
GRin Novak-Schild, bitte.
GRin Barbara Novak-Schild (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen
und Herren!
"32 000
Jugendliche in Österreich joblos - Bundesregierung gefährdet Zukunftschancen
einer Generation." Das ist der Titel der heutigen Aktuellen Stunde. Und
32 000, das ist eine Zahl, die haben wir uns nicht ausgedacht, die ist
nicht erfunden, die ist Tatsache. In diesem Fall hat der Schuldige auch Name
und Adresse. In diesem Fall ist es Bundesregierung - Ballhausplatz 1. (Beifall bei der SPÖ. - Aufregung bei der
ÖVP.)
Dieses Thema (GR Johannes Prochaska: Löblstraße!
Löblstraße!) ist ein sehr ernstes und sollte sehr wichtig genommen werden
und auch mit der Wahrheit diskutiert werden. (GR Johannes Prochaska: Löblstraße!) Wenn hier gesagt worden ist,
es gibt zum Beispiel im WAFF keine mädchen- und frauenfördernde Maßnahmen mehr
in der Arbeitsmarktpolitik, dann weiß ich nicht, Herr Dr Schock, ich glaube,
Sie sitzen im Kuratorium und ich habe hier sieben Broschüren von Maßnahmen (Die Rednerin zeigt einige Broschüren.),
frauen- und mädchenfördernde Maßnahmen im Arbeitsmarkt. Aber vielleicht
irritiert Sie das Rot der Broschüren und Sie haben sie nicht gelesen. Wir setzen
Maßnahmen, und der WAFF nimmt die Verantwortung auch wahr und die Stadt Wien
nimmt die Verantwortung auch wahr! (Beifall
bei der SPÖ.)
In einem Punkt muss
ich der Opposition zustimmen, dieses Problem ist nicht erst gestern entstanden.
Nein, schon im Frühjahr hat man sehen können, was die Zahlen sprechen und in
welche Richtung sie gehen. Schon im Frühjahr hat man gewusst, dass das
Jugendausbildungssicherungsgesetz auslaufen wird und schon im Frühjahr hat man
gewusst, dass man Maßnahmen setzen wird müssen und Gelder einsetzen wird müssen
- und nichts ist passiert, nichts. Den
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