Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 99
beziehungsweise, wie
ich jetzt gerade vom Kollegen Scheed gehört habe, erzeugen ein Chaos in der
Arbeitsmarktpolitik. Denn ich freue mich zwar jetzt über die Ausfallshaftung
für das AMS, aber angekündigt war etwas anderes, was zu einer großen
Verunsicherung aller Betroffenen geführt hat.
Sie haben
angekündigt und dafür auch schon Maßnahmen gesetzt, die
Arbeitslosenversicherung quasi zum Stopfen von Budgetlöchern zu verwenden, das
AMS auszuhungern und so en passant als flankierende Maßnahme, damit die soziale
Treffsicherheit auch wirklich wirkt, verschärfen Sie am laufenden Band die
Bestimmungen für arbeitslose Menschen und betreiben einen beispielslosen
Kahlschlag in der Bildungspolitik! Das ist eine Bankrotterklärung der
Arbeitsmarktpolitik und der Bildungspolitik der Bundesregierung! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Meine Damen
und Herren! Sie bekämpfen nicht die Arbeitslosigkeit, Sie bekämpfen die
Arbeitslosen! Sie sind nicht nur taten- und ideenlos, Sie sind auch ohne
jeglichen politischen Gestaltungswillen.
Ich frage Sie
jetzt, ich frage die Kanzlerpartei ÖVP, die sich immer als Wirtschaftspartei
gerne - ich möchte sagen - aufspielt und das Wort Qualifikation und
Wirtschaftsstandortsicherung ja gerne im Mund führt: Wo ist denn Ihre
Qualifikationsoffensive für jene Jugendlichen, die am meisten betroffen sind?
Zum Beispiel für niedrig qualifizierte Jugendliche und zum Beispiel für Frauen,
wo wir eine dramatische Verschärfung der Situation vergegenwärtigen müssen?
Sie wissen,
dass die Bildung, die Ausbildung und die Qualifikation ein Schlüsselfaktor für
die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sind. 44 Prozent aller
Langzeitarbeitslosen in diesem Land haben nur einen Pflichtschulabschluss,
weitere 35 Prozent nur einen Lehrabschluss. Wo bleibt Ihre
arbeitsmarktpolitische Offensive gerade für diese Personengruppe? - Aber das
wollen Sie ja gar nicht. Sie wollen Eliten fördern. Sie fördern mit Ihrer
Bildungspolitik sozial Bessergestellte. Sie haben für sozial Schwache nichts,
aber auch gar nichts übrig!
Wo bleibt denn
Ihre Qualifikationsoffensive für Frauen, für jugendliche Frauen am
Arbeitsmarkt? - Auch hier gibt es wirklich dramatische Verschlechterungen. Die geschlechtsspezifische
Segregation des Arbeitsmarkts zeigt sich schon bei jungen Frauen. Zum Beispiel
die Einkommensunterschiede, die schon bei den 15- bis 24-Jährigen über
20 Prozent betragen.
Zum Beispiel
die Tatsache, dass Frauen, weibliche Lehrlinge, zu zwei Drittel nach wie vor
nur traditionelle Berufe annehmen wie Verkäuferin, Sekretärin. Und dass wir
bereits über 33 000 junge Frauen haben, die nur mehr teilzeitbeschäftigt
sind, und zwar unfreiwillig, wenn ich das dem Kollegen Pfeiffer noch ausrichten
darf. Zu 60 Prozent unfreiwillig, hat eine neue Umfrage ergeben!
Wenn es Ihnen
wirklich auch nur annähernd um die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit geht,
meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, dann hören Sie auf mit
Ihrer desaströsen Nulldefizit-Politik und investieren Sie in die
Zukunftschancen der Menschen in diesem Land! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Bitte einen letzten
Satz
GRin Dr Monika
Vana (fortsetzend): Und machen Sie auch eine offensive Lohnpolitik,
damit sich die Menschen in diesem Land, insbesondere die Jugendlichen, das
Leben wieder leisten können!
Nur einen
kurzen Satz noch zu den Kollegen der Sozialdemokratie: Sie sollten bei der
Lehrlingspolitik nicht ganz den Mund so voll nehmen. Ich erinnere nur an die
Causa Euro-Team und an die Lehrlingsoffensive und was damit passiert ist, die
Gegenstand von Untersuchungsausschüssen in Österreich und auch in Europa war.
Also da bitte ich schon, ein bisschen Demut vor den Betroffenen zu zeigen, auch
(GR Franz Ekkamp: Was war das Ergebnis?
Was war denn das Ergebnis? - GRin Inge Zankl: Was war das Ergebnis? - Aufregung
bei der SPÖ.) in Ihrer eigenen Politik! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Fuchs zum Wort gemeldet.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Vorweg einmal
zwei Dinge. Wirtschaftsminister Bartenstein wird also gegenüber dem
Vorjahresbudget sehr wohl die fehlenden Mittel von 650 Millionen S
einsetzen und auch aufbringen.
Und nun zu den
Lehrlingsstiftungen. Lehrlingsstiftungen werden deswegen nicht verlängert, weil
Lehrgänge eben effizienter sind. Und die ÖVP, das möchte ich auch sagen, legt
ganz großen Wert auf eine funktionierende Partnerschaft. Da ist ein Beispiel
der Kollege Neugebauer. Sie wissen, wie das dort gut funktioniert, sehr gut
funktioniert. Aber was wir brauchen, das ist überparteilicher ÖGB, nicht so,
wie er jetzt agiert.
Für die ÖVP
gibt es kaum (GR Kurt Wagner: Gibt es
keinen Vizepräsidenten?) ein wichtigeres Thema als die soziale
Verantwortung, die der Bund wahrnimmt, für die Vollbeschäftigung oder für die
Erhaltung der Vollbeschäftigung der Jugendlichen. Und das sollten Sie
eigentlich schon zur Kenntnis nehmen.
Nun, wir haben
sicherlich eine Steigerung der 15- bis 18-Jährigen, zum Beispiel im Oktober
eine Zunahme von 524 Arbeitslosen bundespolitisch, laut neuester
Statistik. Das, was aber hier die SPÖ betreibt, das ist arbeitsmarktpolitische
Angstmacherei! Wenn wir hier heute in diesem Haus Vorschläge machen und gemacht
haben, so wie es bei der Fragestunde zum Beispiel gewesen ist, wo wir auf
Schwarzarbeit zum Beispiel hingewiesen haben, wo auch Jugendarbeitslosigkeit
damit zusammenhängt, dann sagt der Herr Bürgermeister "Na, das
interessiert uns nicht", macht nichts, schiebt das auf den Bund, und
Maßnahmen, die wir vorschlagen, will er hier überhaupt nicht gehört haben. (GR Harry Kopietz: Das hat ja bisher die ÖVP
verhindert!)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular