Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 99
wiesen worden ist: Bitte, tut doch etwas.
In
anderen Bundesländern geschieht das. Zum Beispiel in der Steiermark geht man
her und macht eine Winterbauförderaktion, eine spezielle, wo also nicht nur
öffentliche Bauten gefördert werden, wie Sie sie jetzt in Vielzahl genannt
haben, die sollen sogar komplett ausgeschlossen werden, sondern in der
Steiermark werden gewerbliche und touristische Bauten besonders gefördert mit
einem Direktzuschuss von 15 Prozent in der Zeit zwischen Oktober und Mai.
Glauben
Sie nicht, dass das auch etwas für Wien wäre? - Ich frage Sie daher: Sind Sie
bereit, der Bauwirtschaft und dem Baunebengewerbe für solche Bauten in den
Wintermonaten auch einen Direktzuschuss zu geben?
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael
Häupl: Um überhaupt nicht
herumzureden, sehr geehrter Herr Gemeinderat, eine klare Antwort: Nein. Denn
ich kenne dieses Modell in der Steiermark. Dieses Modell in der Steiermark hat
zwei wesentliche Zielsetzungen. Das eine ist, den Tourismus anzukurbeln. Das
ist legitim für die Steiermark, das würde ich anstelle der Steiermark auch tun.
Ich weiß nicht, ob dieser Zuschuss, dieser 15-prozentige Zuschuss für die
Errichtung von touristischen Einrichtungen tatsächlich dort das Gelbe vom Ei
ist, aber da will ich mich nicht einmischen, das müssen die Verantwortlichen in
der Steiermark selbst wissen. Aber wir alle wissen auch, wie sich der Tourismus
in Österreich entwickelt, und wir alle wissen, dass gerade der Städtetourismus
zurzeit eigentlich das Zugpferd des Tourismus ist.
Und wenn Sie
die Kritik anbringen, dass Sie sagen, man hätte das früher machen sollen, dann
würde das gerade für die Steiermark auch im besonderen Ausmaß gelten, denn
jetzt, am Beginn der Wintersaison, habe ich von keinem einzigen real
umgesetzten Projekt in der Steiermark gehört, sondern lediglich die Ankündigung
dessen, die Einreichungen dessen, die Abwicklungen dessen, aber kein einziges
umgesetztes Projekt, das nach diesen Förderungen tatsächlich auch gemacht
wurde.
Und der zweite
Bereich ist auch ein sehr einfacher und klarer: Da geht es ums Häuslbauen. Hier
geht es um eine Förderung für die Häuslbauer. Auch das halte ich für legitim in
der Steiermark. Dass wir in einer Millionenstadt wie Wien eine andere
Vorgangsweise im Hinblick auf den Wohnbau haben, das liegt ja wohl auf der
Hand.
Ich würde mir
persönlich wünschen, dass die Steiermark, aber auch alle anderen Bundesländer
die Wohnbauförderungsmittel, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, so wie
Wien, tatsächlich ausschließlich der Wohnbauförderung zur Verfügung stellen und
nicht andere Dinge - ich sage es jetzt einmal allgemein - damit machen, nicht
zuletzt auch ihren Beitrag zur Erfüllung des Stabilitätspakts damit
entsprechend finanzieren.
Wir sind das
einzige Bundesland, das die Mittel der Wohnbauförderung tatsächlich für den
Wohnbau und für die Wohnungserneuerungen verwendet. Das würde ich mir wünschen.
Und deswegen
denke ich, dass unser Programm, das wir hier anbieten, tatsächlich ein sehr
gutes ist, das real auch umgesetzt wird, das tatsächlich in dieser Stadt auch
stattfindet.
Natürlich
werden wir die Probleme der Winterarbeitslosigkeit am Bau, die heuer besondere
Probleme sind, nicht alle lösen können. Aber da muss ich schon auch mit Verlaub
darauf hinweisen, ohne dass ich jetzt Sie verantwortlich mache dafür, dass im
Bereich des Tiefbaus in allererster Linie öffentliche Mittel zum Einsatz kommen
müssen. Denn es baut nun einmal von einer Eisenbahn, über Straßen bis zu
Kanälen und Wasserleitungen und anderen Infrastruktureinrichtungen niemand
anderer als die öffentliche Hand.
Nachdem wir hier erkennen können, dass sich bei den
Großbaustellen, nämlich in der Frage von Straßenbau und Eisenbahnbau, heute
außer dem durch das Gerichtsurteil auf Grund der Schlampereien im
Wirtschaftsministerium eingestellten Tunnelbau in Lainz und der B 301 kein
wesentliches aktuelles Projekt in Umsetzung befindet, sohin die
Bundesinvestitionen im Tiefbaubereich de facto zum Erliegen gekommen sind, muss
auch darauf - ich sage es noch einmal, ohne Sie dafür verantwortlich zu machen
- hingewiesen werden, und wir werden das ebenfalls nicht in vollem Umfang
substituieren können.
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Zweite Zusatzfrage: Herr GR Ing Wolfram. - Bitte.
GR Ing Gunther
WOLFRAM (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Wir wissen, die Bauindustrie
ist gerüstet. Wintermaßnahmen werden allgemein ausgenützt. Nur, was helfen die
besten Wintermaßnahmen, wie zum Beispiel Einhausungen, Abdichtungen et cetera,
wenn nicht rechtzeitig die Aufträge hereinkommen.
Und darum die Zusatzfrage an Sie, Herr Bürgermeister: Wie
stehen Sie dazu, und werden Sie veranlassen, dass Bauaufträge bereits vermehrt
im Herbst zur Vergabe kommen und nicht wie bis dato im Frühling, April und Mai,
damit die Bauindustrie ihre Arbeitsvorbereitungen, Baustellenkoordinierungen
und Baustelleneinrichtungen in die Wintermonaten verlegen kann und die
Beschäftigung am Bau weitestgehend auch über die kalte Jahreszeit ausgedehnt
werden kann?
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Herr
Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Ja, der Hintergrund
Ihrer Frage hat schon etwas Ernstes, denn hier gerät die Realität der Ökonomie
in Widerspruch zur Kameralistik. Ich will jetzt ausklammern das Themenfeld,
dass man generell Geld zur Verfügung stellt, dass generell öffentliches Geld
für derartige Investitionen, vor allem auch im Tiefbaubereich, vorhanden ist.
Aber es ist natürlich
schon richtig, dass, wenn wir,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular