Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 125
Vorsitzende GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Als
nächster Redner ist Herr GR Mag Gerstl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter!
Ich möchte für
meine Argumentationen nicht das "profil" gebrauchen müssen, was
notwendig ist und richtig ist, sondern ich würde mich sehr gerne auf die
Gesetze und die Zahlen beschränken, die hier angeführt sind.
Ich möchte
daher als erstes gleich zwei Anträge einbringen, die, glaube ich, auch im
Interesse meines Vorredners sind, nämlich dass die Winterarbeitslosigkeit
wirklich bekämpft wird.
Im ersten
Antrag bitte ich mit den Kollegen Fuchs und Klucsarits, dass die Stadt Wien
unverzüglich geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Winterarbeitslosigkeit in
der Baubranche setzt, insbesondere durch konjunkturbelebende Investitionsprojekte.
Im zweiten
Antrag ersuchen wir umgehend um ein Wohnbau- und Wirtschaftsprogramm mit zehn
Schwerpunkten.
Der Kürze
halber und auf Grund der fortgeschrittenen Zeit erspare ich Ihnen, Konkretes
vorzutragen. Es ist alles nachzulesen.
Meine Damen
und Herren! VBgm Rieder hat gestern erklärt, es gibt kein Mogelbudget und aus
diesem Grund möchte ich auch zu dieser Gruppe hier festhalten: Die Förderung
der Wohnhaussanierung und die Förderung des Wohnbaus geht zurück. Es handelt
sich um 120 Millionen S. Ich glaube, dass es einfach wert ist, das
einmal festzuhalten, ganz wertneutral, damit hier keine falschen Ideen dazu
entstehen.
Zweiter Punkt:
Ich möchte mich nun auf Wiener Wohnen konzentrieren, auf Wiener Wohnen, das ja
diesmal zum ersten Mal mit einem Abschlussbericht hier vorliegt, weil wir
Wiener Wohnen vor einiger Zeit ausgegliedert haben und nunmehr erstmals auch
einen Bericht einer Wirtschaftstreuhänderkanzlei haben, einer
Wirtschaftsprüfungskanzlei haben, der Wirtschaftsprüfungskanzlei Consultatio,
und das ist, glaube ich, für alle Gemeinderäte ein ganz, ganz wesentlicher
Beitrag, um etwas mehr Einblick noch zu bekommen.
Das
Anlagevermögen von Wiener Wohnen beträgt 124 Milliarden S. Wenn ich
meinen Vorrednern zugehört habe, dann ist es für mich ganz klar, dass man mit
diesem Vermögen auch etwas machen kann. Dass das nicht nur einfach daliegen
muss, sondern dass man damit arbeiten kann.
Und nun komme
ich schon zum Zweck dieser Unternehmung. Der Zweck der Unternehmung - und es
ist wunderbar, dass das wahrscheinlich nun jedes Mal in den jeweiligen
Geschäftsberichten festgeschrieben wird - ist die Bereithaltung und die Schaffung
von - einem modernen Standard entsprechenden - Mietwohnungen für
einkommensschwächere, wohnungsbedürftige Personen und Familien. - Ein wunderbares
Ziel, eins a, perfekt, unterschreibe ich sofort. Ich glaube, das unterschreibt
jeder hier im Saal, jeder von uns möchte das.
Doch nun
versuchen wir, das ein bisschen zu überprüfen. Wie schaut denn das nun wirklich
aus? Gehen diese Mietwohnungen wirklich immer an einkommensschwächere,
wohnungsbedürftige Personen und Familien? - Da bin ich nämlich einer Meinung,
um mit der Conclusio schon zu beginnen, mit meinem Vorredner Kollegen
Ellensohn. Der soziale Wohnbau in Wien ist kein sozialer Wohnbau. Warum? - Für
einkommensschwächere Personen. Es gibt einige, und da zähle ich mich selber
dazu, so wie Sie wahrscheinlich sich auch, wir können uns hier nicht zu den
einkommensschwächeren Personen zählen. Trotzdem gibt es einige Gemeinderäte
hier, die sind stolze Inhaber einer Gemeindewohnung. Okay. Erstes Ziel einmal
verfehlt.
Zweiter Punkt:
Es gibt viele, viele Personen, die sind irgendwann einmal einkommensschwächere
Personen gewesen und sind dann nach 20 Jahren, 30 Jahren,
40 Jahren keine einkommensschwächeren Personen mehr. Sie sind noch immer
im Gemeindebau. Und das sind diejenigen, wie Kollege Ellensohn auch ganz
richtig gesagt hat, die heute vielleicht sogar weniger für eine Gemeindewohnung
zahlen, als manche neuen Gemeindewohnungsmieter. Ist das sozial, frage ich?
Und dann gibt
es natürlich viele Personen, die vielleicht gerne eine Gemeindewohnung haben wollen,
aber nicht hinein können. Auch das hat mein Vorredner Kollege Ellensohn schon
angesprochen. Sie haben zwar sehr, sehr lange damit gerungen und es ist Ihnen
knapp vor der letzten Wahl noch eine Möglichkeit eingefallen, doch hier in gewisser
Form etwas sozial zu sein, aber eben nicht zur Gänze. Sie haben die Form der
Notfallswohnungen geschaffen, wo ich nicht davon überzeugt bin, dass diese
Notfallswohnungen die Not derer lindern, die wirklich in Not sind. Denn
diejenigen haben sehr oft das Leid, dass ihnen eben nicht alle Wohnungen zur Verfügung
stehen.
Sie haben in
den vergangenen Jahren oder besser gesagt Jahrzehnten, dazu beigetragen, dass
es zu Gettobildungen in dieser Stadt kommt. Und solange Sie dieses Prinzip
aufrechterhalten, wird es diese Gettobildungen weiter geben. Wenn Sie wirklich
für Integration auch arbeiten wollen, dann müssen Sie diese Gettobildungen
aufgeben und dann müssen Sie diesen Wohnbau auch generell zugänglich machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie sprachen immer
davon, als die Wiener ÖVP schon seit längerem versucht hat, diese Wohnungen
auch Mietern schmackhaft zu machen - und auch das hat mein Kollege Ellensohn
zuvor angeschnitten -, Sie haben immer gesagt, das wäre unsozial. Was machen
Sie? - Sie verkaufen ganze Wohnungen. Sie sagen, Sie haben einen
Rechnungshofbericht dazu, der sagt, es wäre notwendig, manche zu verkaufen.
Okay. Aber warum müssen Sie diese Wohnungen einfach in einer Ausschreibung
einem X-beliebigen anbieten? Warum
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