Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 125
meine Güte, das war
irgendwie mittelalterlich, das ist unwahrscheinlich, welche Verfolgung von
Menschen gestartet wurde, die eigentlich nichts anderes machten, als ein Glas
Wein zu trinken. Und wir sind uns wahrscheinlich alle in diesem Raum einig,
dass ein Glas Wein dann und wann recht angenehm ist, außer mir, ich trinke
nämlich keinen Wein.
Ich möchte den
dritten Punkt aufgreifen, wo ich sage, Wien braucht dringend Gesundheitsräume
und Heroin soll an schwer Süchtige in Form eines Modells, das wissenschaftlich
begleitet wird, abgegeben werden. Sie kennen alle die Schweizer Erfolge, die
damit erzielt wurden. Wenn hier immer gesagt wird, "Helfen statt Strafen",
dann ist das der richtige Moment, um zu helfen, statt zu strafen. Bei diesem
Modell ist herausgekommen, dass es den Menschen, die in diesem Modell aufgenommen
waren, sehr viel besser gegangen ist. Es ist ihnen gesundheitlich besser
gegangen. Es ist ihnen sozial wesentlich besser gegangen. Es war eine
eindeutige Maßnahme gegen die Verelendung. Etliche konnten wieder eine Arbeit
aufnehmen. Viele, die obdachlos waren, wohnen wieder, sind wieder versorgt und
ein Stück weiter in die Gesellschaft hineingeholt. Die Ergebnisse sind eindeutig.
Es ist nicht so, dass man diese Ergebnisse so oder so interpretieren kann. Es
spricht alles dafür, ein Heroinabgabemodell zu machen. Ich denke, in Wien ist
die Zeit reif dafür. Wovor haben Sie so große Angst? - Es kann doch nicht sein,
dass bis in alle Ewigkeit das Kleinformat diktiert, dass bis in alle Ewigkeit
alle vor dem Populismus der FPÖ in die Knie gehen und lieber die Leute
verelenden lassen, als ihnen zu helfen! Das ist unwürdig und das gehört rasch
geändert! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich komme
jetzt zum letzten Punkt. Ich habe es eingangs schon gesagt, es gibt in Wien
Menschen, die aidskrank sind. Übrigens, die meisten, die ich kennen gelernt
habe und die in diesem Wohnprojekt untergebracht sind, sind derzeit aidskrank
infolge von Drogenkonsum. Das könnte sehr stark abnehmen, wenn wir das Modell,
von dem ich vorhin gesprochen habe, auch tatsächlich einführen. Diese aidskranken
Menschen sind jetzt bei einem Verein, der ihnen Wohnungen zur Verfügung stellt,
untergekommen. Der Verein wird nicht finanziert. Der Verein steht kurz vor dem
Konkurs. Sollte das passieren, stehen die alle gleichzeitig auf der Straße. Und
es gibt derzeit niemanden, der sich zuständig fühlt. Es fühlt sich die
MA 12 nicht zuständig - ich habe extra nachgefragt. Die sagen das auch
ganz offen, weil es aus verschiedenen Gründen eben nicht geht. Es fühlt sich
derzeit die Gesundheitsabteilung nicht zuständig, meines Wissens aber auch
nicht die Wohnabteilung, weil die fühlt sich für Ob-dachlose überhaupt nicht
zuständig. Also, stellt sich jetzt die ganz dringende Frage, wer für diese Menschen
jetzt und in Zukunft zuständig ist. Das muss in den nächsten Wochen geregelt
werden. Ich bitte Sie darum, dass alle darüber nachdenken und alle mitwirken,
um diese Menschen zu einem menschenwürdigen Wohnen zu bringen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Bevor ich Herrn Mag Kowarik zu einer tatsächlichen
Berichtigung das Wort erteile: Es ist völlig klar, dass das persönliche Wohlbefinden
und die Gesundheit der Abgeordneten und vor allem der Frau Stadträtin - das
trifft aber nicht auf dieses Ressort zu - mein Anliegen ist. Darum ist auch die
Raumtemperatur um 1 bis 2 Grad erhöht worden. (Beifall bei den GRÜNEN.) - Das wollte ich nur mitteilen.
Herr GR Mag Kowarik,
drei Minuten.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich möchte
Frau GRin Jerusalem dahin gehend berichtigen, dass ihre Forderung, dass
THC-Präparate auf Krankenkassenkosten zur Behandlung von Kranken in Österreich
endlich abgegeben werden, schon seit anderthalb bis zwei Jahren in Österreich
verwirklicht ist. Es sind von Seiten des Gesundheitsministeriums, von Seiten
der Krankenkassen, von Seiten der Ärzte, der Spitäler und des Großhandels alle
Maßnahmen getroffen worden, um entsprechende Kranke mit diesem Medikament zu versorgen.
Das Einzige,
was passiert ist, ist, dass das eine Forschungsprojekt am AKH eingestellt
wurde. Ich weiß nicht warum. Trotzdem ist es möglich, wenn es medizinisch
vertretbar und notwendig ist, Patienten mit entsprechenden Medikamenten zu
versorgen. Ein Nachteil ist, dass es sehr teuer ist und leider noch aus Amerika
kommt. (GR Günter Kenesei: Cannabis,
nicht das Medikament!)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr Kollege Pfeiffer oder Herr Kollege Hahn. - Sie werden sich
jetzt hoffentlich einig werden. (GR Dr
Johannes Hahn: Wenn Sie es ihm ermöglichen, soll es mir recht sein!) Gut,
Herr Kollege Pfeiffer hat mit Herrn Kollegen Hahn getauscht. (GR Günter Kenesei: Gleichzeitig als
Doppelconference vielleicht! - GR Gerhard Pfeiffer im Gehen zum Rednerpult:
Kein Problem! Wir haben so viel zu reden, dass wir auch gleichzeitig reden
können!)
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!
Meine Damen und Herren!
Ich habe nicht
vermutet, dass ich da aus dem Stehgreif herausgehen muss, um wieder zur Frau
Jerusalem zu reden. Es ist aber ganz einfach! (GR Mag Christoph Chorherr: Sie müssen auch nicht!)
Ich weiß schon, das
wäre Ihnen am liebsten! Es ist klar, wenn Sie Ihre Gebetsmühle im Zusammenhang
mit Cannabis und Heroin vorbringen, dann brauchen Sie niemanden, der Ihnen
vielleicht etwas dagegen sagen würde! Das ist ganz klar, das verstehe ich
schon! Es wirft auch ein bezeichnendes Licht auf Ihr Demokratieverständnis,
lieber Herr Klubobmann! (GR Mag Christoph
Chorherr: Sie müssen nicht reden!)
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