Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 125
herum. Da geht es um
5, 10, 20 Milliarden S mit einer gefährdeten Entwicklung. Das sind
falsche Prioritäten, denen wir vehement entgegentreten werden, und wir sind
mehr als optimistisch, dass es zu dieser Lobau Autobahn nicht kommen wird. -
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Mag Neuhuber gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Mag
Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Guten Morgen, Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Die
Budgetdebatte lässt uns auch immer Zeit und Gelegenheit für eine kleine Retrospektive,
so einer Art Betrachtung der Vergangenheit, und wenn ich mir da die letzten
sechs Monate in der Stadtplanung ansehe, so weiß ich eigentlich nicht recht, ob
ich lachen oder weinen soll: Lachen wäre vielleicht zu viel gesagt, aber
verschmitzt lächeln darüber, dass meine Prophezeiungen, die ich in der
Rechnungsabschlussdebatte hier eingebracht habe, leider - für Wien muss ich sagen:
leider - eingetroffen sind, und weinen, wenn ich mir die bisherige Tätigkeit
des Ressorts in den letzten sechs Monaten anschaue.
Ich habe
damals beim Rechnungsabschluss warnend eingebracht, dass es von einer tiefen
Symbolik ist, dass Herrn StR Schicker in seinem Ressort die
"Zukunft", nämlich aus dem Namen, abhanden gekommen ist. Ich habe
damals schon moniert, dass Verwalten alleine zu wenig wäre, dass Stadtplanung
nicht nur ein technokratisches Ressort ist, sondern ganz entscheidend ist für
die Zukunft Wiens. Ich habe damals weiter moniert, dass wir uns ein dynamisches
Ressort statt einem statischen wünschen, das Visionen für die Zukunft Wiens
entwickelt, dass man agieren und nicht reagieren muss.
Leider, meine
Damen und Herren, sind die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen worden.
Eine impulslosere, undynamischere und visionslosere Verwaltung - ich will gar
nicht sagen Führung - des Ressorts wäre gar nicht vorstellbar gewesen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich will
natürlich auch einige Beispiele dafür anführen, wieso ich zu diesem Schluss komme.
Es ist mir relativ leicht gefallen, solche zu finden, und ich möchte sie in
zwei Kategorien teilen. Die eine Kategorie: StR Schicker macht nichts, die
andere Kategorie: StR Schicker macht zwar etwas, aber es nützt nichts oder es
kommt nur Murks dabei heraus.
Ich beginne
mit Letzterem. Beispiele gibt es genug. Da war schon im Sommer - Sie werden
sich erinnern - Dauerstau auf der Tangente auf Grund von Baustellen.
Zugegebenermaßen ist für den Stau natürlich nicht in allen Fällen der Stadtrat
verantwortlich. Es wurde dann über Ideen nachgedacht. Was kam vom Ressort? -
Die Idee eines Lkw-Fahrverbots. Sie wissen, diese Idee musste relativ rasch
zurückgezogen werden.
Der nächste
Schildbürgerstreich war noch viel schlimmer. Es folgte die Roßau. Seither muss
man fast glauben, dass "Flop" der zweite Vorname des Herrn Stadtrats
ist. Genau das passiert aber, meine Damen und Herren, wenn man verwaltet und
keine eigenständigen Entscheidungen trifft, sondern sich nur in die Geiselhaft
von relativ erfolglosen Bezirkspolitikern begibt. Aber über die Roßau haben wir
schon genug geredet und ich nehme an, es wird auch heute noch einmal von meinem
Kollegen, GR Gerstl, kommen.
Das Dritte,
worauf ich wirklich schon sehr gespannt war - das habe ich auch schon bei der
Rechnungsabschlussdebatte eingebracht -, ist das Hochhauskonzept gewesen. Dazu
bedarf es einer kurzen Einleitung. Wir Wiener haben, wie wir alle wissen, hier
herinnen genauso wie draußen außerhalb dieses Hohen Hauses, ein sehr
misstrauisches - sage ich einmal vorsichtig - Verhältnis gegenüber Hochhäusern.
Das zieht sich quer durch alle Bevölkerungsschichten. Das mag mit der Bauhistorie,
mit Kultur und Tradition Wiens zu tun haben, das mag auch damit zu tun haben,
dass wir generell Neuem nicht immer so aufgeschlossen gegenüberstehen, das mag
zum Teil auch vorauseilender Gehorsam sein, weil bekanntlich die größte Zeitung
dieses Landes nicht besonders hochhausfreundlich ist. Also ein ganzer Mix von
Gründen, wieso Hochhäuser immer sehr misstrauisch beäugt werden.
Tatsache ist
aber auch genauso, meine Damen und Herren, dass Hochhäuser aus einem modernen
Stadtbild, sei es in Wien oder in allen europäischen und Weltstädten, nicht
mehr wegzudenken sind und dass sie heute quasi als Synonym für wirtschaftliche
Dynamik stehen. Auch die Stadtplanung spricht auf der ganzen Welt davon, dass
diese Verdichtung aus Ihrer Sicht notwendig ist, genauso wie die Verdichtung
letztendlich auch aus ökonomischer Sicht auf Grund der Bodenpreise zum Teil
schlicht und einfach unabdingbar ist.
Der
"Falter" spricht in einer seiner jüngsten Ausgaben - und der ist, da
werden Sie mir wohl Recht geben, relativ unverdächtig, das Leitblatt von Kapitalisten
oder der Baulobby zu sein - wortwörtlich davon: "Wien braucht Hochhäuser,
um überleben zu können, dort, wo sie städtebaulich benötigt werden."
Herr Stadtrat!
Genau das geht mir im Hochhauskonzept ab: das klare Bekenntnis entweder dafür
oder dagegen und somit der politische Wille. Ich hätte durchaus mit mir darüber
diskutieren lassen, wenn Sie sagen: Nein, ab sofort wollen wir keine Hochhäuser
mehr in Wien! und dann Gründe dafür anführen. Aber das, was jetzt beim
Hochhauskonzept herausgekommen ist, ist ein Planungsallerlei, ein Wirrwarr, ein
Überall und Nirgends, wo man in Zukunft in Wien Hochhäuser bauen darf oder
nicht.
Überall in den
Eignungszonen. Da steht zum Beispiel: Im Radius 300 Meter von Schnell- und
U-Bahnen oder 200 von Straßenbahnen. Ganz ehrlich, das ist relativ bald wo der
Fall. (GR Günter Kenesei: In der
Donaustadt nicht!)
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