Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 125
(Wiederaufnahme um 9.00 Uhr.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir nehmen die Sitzung des Gemeinderats
wieder auf. Ich wünsche einen schönen guten Morgen!
Der erste
Redner, Herr Mag Chorherr, ist auch schon eingetroffen.
Ich möchte
Ihnen sagen, dass Herr GR Walter Strobl entschuldigt ist.
Wir setzen nun die
Beratungen des Voranschlagsentwurfs der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2002
und des Gebührenprüfungsantrags fort.
Wir kommen nun
zur Beratung der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr.
Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Einen schönen
guten Morgen! Einen erneuten guten Morgen nach einer kurzen Pause, denn wir
hatten ja heute in der Früh schon das Vergnügen, uns zu treffen. Vielleicht
könnten wir einmal darüber diskutieren, ob in Zukunft Feldbetten, in den Klubs
aufgestellt, auch spesenabzugsfähig sind. Das spart Taxirechnungen und die
Zahnbürsten könnten wir zur Not mitnehmen. Zum Glück bin ich ein Morgenmensch.
Kommen wir zum
wichtigen Kapitel über Planungs- und Verkehrsfragen. Ich möchte es in Umdrehung
der meisten Diskussionen, die sich primär um Verkehrsfragen, in zweiter Linie
um Planungsfragen drehen, heute bewusst umgekehrt machen und mich mit einem
zentralen Vorschlag, mit einer zentralen Idee, mit einer zentralen
Schwachstelle der Planung beschäftigen und das durchaus auch in einen Vorschlag
gießen.
Um das nicht
ganz allgemein zu halten, möchte ich es an zwei wichtigen
Stadtentwicklungsgebieten ausführen. Bei einem habe ich das Gefühl, dass es
eher besser läuft, und beim anderen habe ich das Gefühl, dass es ziemlich
schief läuft.
Das Grundproblem
der Planung in Wien, wie ich es sehe, wie viele es sehen, wie viele Architekten
es sehen, ist, dass bei Wettbewerben, sofern solche stattfinden, gesagt wird,
ja, wir nehmen diesen städtebaulichen Entwurf auf Grund gewisser Qualitäten,
und dann dauert es in der Regel fünf bis sieben Jahre - das ist zwangsläufig so
-, bis es dann Schritt für Schritt für Schritt für Schritt mit unzähligen
Magistratsdienststellen, unzähligen Bezirkswünschen, unzähligen
Architektenvorschlägen, Bauträgerwünschen zu einem endgültigen Entwurf oder
einer Umsetzung kommt.
Das
Hauptproblem - ich habe es bewusst vorweggenommen, weil es kein politisches
Kampffeld Richtung Stadt ist, sondern ein Wunsch für Qualität - besteht darin,
dass sich niemand dafür verantwortlich fühlt, dass die Qualitäten, dessentwegen
ein Entwurf von Anfang an gewählt wurde, im Zuge des Prozesses, wo jeder seine
Individualinteressen einbringt - die Wohnbauträger, die Straßenverwaltung, der
Bezirk -, am Schluss gesichert sind. Lassen Sie mich das, wie gesagt, an zwei
Beispielen ausführen.
Das
schlechtere Beispiel ist die Vorgangsweise rund um den Höchstädtplatz im
20. Bezirk, immerhin 100 000 Quadratmeter, ein Großprojekt, und
das bessere, aber auch noch verbesserungswürdige Beispiel ist die Vorbereitung
und Umsetzung der Planung KDAG, Kabelwerk, im 12. Bezirk. Ich könnte jetzt
sehr viele andere Beispiele auch noch nennen.
Ich fange mit
dem Höchstädtplatz an. Es sollte Ihnen bekannt sein, meine Damen und Herren,
dass hier immerhin rund 100 000 Quadratmeter bereits gewidmet sind,
und zwar gewidmet - jetzt komme ich zum Kern der Sache - auf Grund eines
Wettbewerbs, den in dem Fall Erich Raith mit seinem Team gewonnen hat. Warum
hat er das gewonnen? - Weil im Herzen, im Kern eine großzügige Freiraumplanung,
eine schöne, eine gute Freiraumplanung, ein Freiraumentwurf vorgeschlagen wird.
Ich zitiere
auch aus dem Juryprotokoll: "Basierend auf dieser Annahme konnte eine
völlig neue, großzügige städtebauliche Konzeption entwickelt werden. Der
Höchstädtplatz wird von einer vom Verkehr durchzogenen Restfläche zu einem
attraktiven verkehrsberuhigten Großraum." Und so weiter und so weiter.
Verschiedene lang gestreckte, großzügige, öffentliche Räume entstehen.
Das ist lange
her. Nichts ist gesichert, sondern - und damit komme ich zum Kern der Sache,
zum Kern meines Vorwurfs und zum Kern des Vorschlags - jetzt geht es darum,
dass verschiedene Bauträger diese Fläche übernehmen sollen. Wer führt das
Gesamtmanagement? - Ursprünglich war eine Überlegung, dass Siemens dabei ist,
und es war durchaus denkbar - ich kritisiere das jetzt gar nicht -, dass
Siemens da auch städtebauliche Vorstellungen einbringen kann. Siemens hat sich
inzwischen verflüchtigt. Jetzt ist das Ganze beim WWFF gelandet.
Meine Damen
und Herren! Das kann es ja nicht sein! Wenn das jetzt im schlechten Sinne
ausgeht, wird von den verschiedensten Bauträgern, denen die Grundstücke
zugeteilt werden, jeder, wie wir es Hunderte Male in Wien gehabt haben, die
Logik auf seinem Bauplatz umsetzen und sagen: Hoppala! Gesamter Freiraum? Was
interessiert denn mich das! Ich soll das zahlen? Na, sicher nicht! Wie viel
Nutzflächenwerte lassen sich aus einer Freiraumplanung, die ja auch etwas
kostet, meine Damen und Herren, umsetzen?
Noch einmal:
Das ist jetzt kein politischer Vorwurf, kein Skandal, keine Enthüllung, sondern
ein Dilemma von sehr vielen Planungen, dass wir niemanden haben, auch keine
Stelle, auch keine Institution, die im Auftrag des Planungsstadtrats, im
Auftrag des Bezirks, im Auftrag des Bürgermeisters, im Auftrag von wem auch
immer, diese Schnittstellen - wo endet Planung, wo beginnt Wohnbauumsetzung, wo
beginnt Umsetzung mit Geschäftsflächen - betreut und dafür sorgt, dass das
umgesetzt wird.
Ich bringe nur einige
sehr konkrete Ideen, die jetzt diskutiert werden, und wo ich frage: Wer ist der
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