Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 132 von 138
erkannt haben und was
uns auch immer dargelegt wird, vollkommen widersprechen. Das war es, weshalb,
wie ich gesagt habe, ein Weltbild für mich zusammengebrochen ist, weil ich mir
gedacht habe: Gut, wenn die mir sagen, sie überprüfen das jedes Jahr im
Nachhinein, dann wird das ja wohl so sein und dann darf ich dem vertrauen. In
Zukunft werden wir noch skeptischer sein und man wird uns gestatten, dass wir
da noch kritischer sind und natürlich solchen allgemein formulierten
Subventionen auch nicht zustimmen.
Ein anderer
Punkt, über den wir immer so ein bisschen scherzhaft sprechen, ist, dass
eigenartigerweise häufig Subventionsanträge kommen, die offensichtlich erst
Monate später einlangen, denn das Datum des Einlaufsstempels liegt viel später.
Das wird dann so als Kleinlichkeit abgetan. Es wird gesagt, die Freiheitlichen
hängen sich da an einem Datum auf. Aber Tatsache ist, dass das eigenartig ist,
denn die Post kann wohl nicht vier, fünf Monate brauchen oder zumindest nicht
so häufig. Man fragt sich: Was passiert da?
Da kommt so
der Verdacht auf oder - ich habe schon von Skepsis gesprochen, Verdacht ist
vielleicht zu viel - es kommt Skepsis auf, und man überlegt: Was passiert da? -
Da wird ein Akt beispielsweise am 15. Mai abgeschickt und am
15. Oktober läuft er ein. Da kann man davon ausgehen - ich hoffe, ich
werde da widerlegt -, dass dieser Akt erst einlaufen darf, wenn geklärt ist,
was mit dem Subventionsantrag passieren soll. Das heißt, er liegt in einer
Schublade, ist für niemanden greifbar, denn er ist ja nicht eingelangt und
scheint daher nicht auf. Wir wissen daher nicht, was damit wirklich passiert
oder was bis jetzt passiert ist. Vielleicht kommt er nie an die Öffentlichkeit.
Wir sehen ihn ja erst dann, wenn er im Kulturausschuss vorgelegt wird, das
heißt, wenn man bereits weiß, dass er so beschlossen werden soll, wie er
beantragt war. Was mit denen passiert, die nicht aus der Schublade
herauskommen, das ist uns vollkommen unklar.
Weil dieses
Misstrauen jetzt so groß ist, stellen wir auch den diesbezüglichen Antrag, dass
alle an die MA 7 gerichteten und abgelehnten Subventionsanträge den
Mitgliedern des Kulturausschusses vierteljährlich schriftlich zur Verfügung zu
bringen sind.
In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrags an den GRA für Kultur und
Wissenschaft beantragt. (Beifall bei der
FPÖ.)
Ein zweiter
Punkt, der auch im Kontrollamt geprüft wurde, waren die Wiener Festwochen,
netterweise auch Schlingensief, wie schon angesprochen. Da waren vom
Kontrollamt doch recht eindeutige Worte der Kritik zu lesen. (GRin Mag Sonja Wehsely: Und zwar?) Und
zwar? Ich erspare es Ihnen, das jetzt vorzulesen. (GRin Mag Sonja Wehsely: Aber nein!) Sie können den Akt gerne
nachlesen. (Neuerlicher Zwischenruf der
GRin Mag Sonja Wehsely.) Ja, ich zitiere ihn, wenn Sie wollen. Wenn Sie
darauf bestehen, lesen ich Ihnen etwas vor:
"Das
Kontrollamt stellte fest, dass der Aktionskünstler eine angemessene Kooperation
mit dem Auftraggeber vermissen hatte lassen, andererseits die als Veranstalter
verantwortliche Wiener Festwochengesellschaft offenbar erst auf die massiven
Medienberichte reagiert hatte, was zu einem Klagsrisiko, Kennzeichen- und
Namensrechtsverletzung, Kreditschädigung im beträchtlichen Umfang geführt
hat."
Ich hoffe, das
genügt Ihnen als kurzes Zitat und Sie ersehen daraus, was für ein Schaden hier
für die Gemeinde Wien erwachsen könnte. Ich könnte noch mehr zitieren, aber in
Anbetracht der Tatsache, dass es sehr spät ist, mache ich es nicht. Im Übrigen
sind Zitate nicht so sehr gewünscht, wie ich schon aus Vorreden gehört habe,
also erspare ich es mir.
Die Reaktion
war für mich aber ganz witzig. Als im Kontrollausschuss darüber gesprochen
wurde, wurde festgestellt: Na ja, aber 95 Prozent der Reaktionen in den
Medien waren extrem positiv. Da habe ich mir gedacht: Aha, ich lebe auf einem anderen
Planeten, in einer anderen Stadt oder ich habe irgendeinen Zugang zu den Medien
nicht. Gut. Das habe ich zur Kenntnis genommen.
Ganz
interessant war auch die Reaktion der Wiener Festwochen im Kontrollamtsbericht
selbst. Weil das eben solche Reaktionen hervorgerufen hat, hat das das
Kontrollamt kritisiert, und dann kam folgende Reaktion - Zitat -: "Die
heftigen Reaktionen der Öffentlichkeit waren Teil der künstlerischen
Inszenierung und als solche insbesondere in ihrer politischen Komponente
gewollt." - Ja, gut, so ist das. Da haben wir halt offenbar ein bisschen
ein anderes Verständnis von Kunst. Für uns ist das nicht eine rein politische
Auseinandersetzung, eine reine Provokation, eine Kasperliade, die mit
240 000 S bezahlt wird. Da sind wir eben diametral auseinander und das
Kontrollamt scheint das eher so gesehen zu haben wie wir. Das ist doch einmal
etwas ganz Erfreuliches.
Wir werden
daher auch in Zukunft unser Misstrauen zeigen. Mein Weltbild ist, wie gesagt,
leider zusammengebrochen, daher werde ich meine Hand auch immer wieder auf
diese Wunde legen, denn der ordentliche Umgang mit den Mitteln des
Kulturbudgets und möglichst große Transparenz sind das Mindeste, was wir
Freiheitliche verlangen. Und die durch das - wie wir heute ausführlich gehört
haben - rote Belastungspaket beeinträchtigen Wiener Steuerzahler haben das
wirklich verdient. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Frau
GRin Themel. - Bitte.
GRin Gerda Themel (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Hätten Kulturmanager
und Kulturschaffende anderer europäischer Metropolen die Diskussion der Oppositionsparteien
zum heutigen Kulturbudget gehört, sie hätten sich sehr gewundert. (GR Mag Christoph Chorherr: Aber bei den
Beiträgen von Ihnen schon auch!)
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