Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 117 von 138
sagt worden. Ich
teile dieses Bedauern, dass wir hier immer unter Totalausschluss der
Öffentlichkeit - nein, Entschuldigung: nicht ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit
- Kultur debattieren müssen. (GRin Renate
Winklbauer: Steht eh schon alles in der Aussendung! Ich habe Ihre Aussendung
schon gelesen!) Wer weiß, wie schwer den GRÜNEN in letzter Zeit die Kritik
an der SPÖ fällt, der muss dieses Statement von Frau Ringler jetzt als richtiggehend
mutigen Auflehnungsakt empfunden haben. Ich hoffe, der Herr Stadtrat hat auch
gut zugehört, weil wir nämlich bis auf die Angst vor der Fortschreibung, Frau
Kollegin, in vielen Dingen übereinstimmen, was die Budgetzahlen und auch die
Berechnungen betrifft. Ich denke daher, wenn von den GRÜNEN und von der ÖVP
deckungsgleiche Hinweise auf das Budget und auf die Berechnungen kommen, dann
muss man sich diesen Kalkulationen zumindest stellen.
Wie hat es
denn heute ausgesehen?
Um
12.24 Uhr ist - offensichtlich der parteipolitischen Hierarchie
entsprechend - eine Meldung von Herrn Woller hinausgegangen, in der es hieß:
"2002 höchstes Kulturbudget in der Geschichte Wiens".
Um
12.39 Uhr, also mit 15-minütigem Respektabstand, ist dann eine Aussendung
hinausgegangen unter dem Titel: "Mailath: Bisher höchstes Kulturbudget der
Stadt Wien".
Und um
13.09 Uhr ist eine Meldung hinausgegangen: "VP-Stadtrat Marboe:
Wiener Kulturbudget erstmals seit Jahren gesunken".
Ich möchte im
Moment kein Journalist sein, der innerhalb kürzester Frist solche Meldungen
hereinkriegt und sich jetzt einen Weg durch den Dschungel dieser scheinbar
widersprüchlichen Informationen bahnen muss. (GRin Renate Winklbauer: Es tut Ihnen nur weh, dass Sie der Letzte waren!
- GR Godwin Schuster: So ist es!)
Wie schaut es
also wirklich aus? (GRin Renate
Winklbauer: Ja! Er war spät dran, und jetzt ...! ) - Nein, das wäre ja
sonst eine falsche Hierarchie!
StR Rieder hat
ziemlich ehrlich gesagt, es ist kein Schönwetter-Budget. Er hat nicht gesagt,
es ist das höchste Budget aller Zeiten in Wien. Das ist es nämlich nicht! (GRin Inge Zankl: Ist es ja auch nicht!)
Na eben! Der war ziemlich ehrlich.
Nun, das
werden wir Ihnen gleich beweisen, dass das nicht stimmt. Ich glaube, dass es
vernünftiger ist, gerade beim Budget wirklich ziemlich nahe an der Wahrheit zu
bleiben. Ich sage Ihnen auch, warum: weil man sonst Erwartungen weckt, mit denen
man dann selbst umgehen muss. Mich haben heute schon drei Leute angerufen, die
gesagt haben: Super! Das höchste Budget in Wien! Jetzt kriegen wir aber unsere
Erhöhungen, jetzt kriegen wir unsere 10 Prozent Inflationsabgeltung der
letzten drei Jahre!, und so weiter. (GRin
Renate Winklbauer: Die Sie verweigert haben!) - Nun, ich wünsche euch sehr
viel Glück bei der Erfüllung all dieser Erwartungen, die jetzt mit einer
solchen Aussendung geweckt wurden!
Meine Damen
und Herren! (GRin Renate Winklbauer: Sie
haben die Drei-Jahres-Verträge eingefroren! Das waren Sie, Herr Stadtrat!)
- Ja, darauf kommen wir auch noch. Es ist kein Wunder, dass Sie das nicht
verstehen. Das ist eine unglaubliche Leistung (GR Godwin Schuster: Das Einfrieren?!) der Wiener Theater, dass sie
hier Partner sind und mitgespielt haben. Es werden dann sechs Jahre sein, dass
die Wiener Theater eingefrorene Budgets hatten und mitgespielt haben! Das
sollten Sie respektieren, weil es uns hilft, ein ordentliches Budget zu
erstellen! Das noch zu kritisieren, ist ja wohl ... (Beifall bei der ÖVP.)
Also, es ist
... (StR Dr Peter Marboe streicht sich
die Haare aus der Stirn. - GRin Renate Winklbauer: Was war das für eine
Handbewegung, Herr Stadtrat?) Ich habe mich da oben ..., weil ich ... (GRin Renate Winklbauer: Ehrlichkeit ist
etwas Schönes!) - na, aber eindeutig! - weil mir die Haare immer in die
Stirn fallen.
Meine Damen
und Herren! Zu behaupten ... (Zwischenrufe
der GRe Kurth-Bodo Blind und Günter Kenesei.) - Ich rechne das von unserer
Zeit ab! (Weiterer Zwischenruf des GR
Günter Kenesei.) Geh bitte! Bitte! Bitte! Bitte! Bitte!
Was ist die
Wahrheit, meine Damen und Herren? - Es stimmt: Formal - auch ich habe mich
darüber gefreut, als ich es sah - schaut dieses Budget sehr gut aus. Es ist
tatsächlich prozentuell - überhaupt keine Frage - ein Budget, von dem man am Anfang
glaubt, dass es eines ist, über das man sich freuen kann.
Aber was
geschieht denn schon beim nächsten Blick? - Wenn man das operative Budget nimmt
und die Sonderprojekte mit einbezieht - was man ja tun muss -, dann ist es um
54 Millionen S zurückgegangen! Allein die Sonderprojekte sind von 228
auf 144 Millionen S gesunken, also um 84 Millionen S - und
da ist aber schon das Ankaufsbudget für die Strauß-Meiszner-Sammlung von
54 Millionen S dabei, meine Damen und Herren!
Wenn man daher
korrekterweise von den 173 Millionen EUR die 10,26 EUR für den
Personal- und Sachaufwand abzieht und die 6,43 EUR für die Wissenschaft -
was man ja fairerweise muss, weil da 2001 null drinnen steht -, dann sind es
156 Millionen EUR und das sind 1,68 Prozent am Gesamtbudget. -
Sie haben Recht, Frau Kollegin Ringler: Es ist gesunken! Und es ist zum ersten
Mal seit fünf Jahren anteilsmäßig gesunken und das ist eine Trendumkehr, wie
wir sie uns in Wien nicht wünschen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Überhaupt wenn
man bedenkt, dass das Budget in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent
gestiegen ist, dass wir mit 1,7 Prozent den Höchststand erreicht haben,
dass wir in diesen viereinhalb Jahren von 1,3 auf 1,7 Prozent angewachsen
sind! - Und natürlich wird man auch im Vergleich gemessen, meine Damen und
Herren!
Bedauerlich ist auch,
dass das operative Budget
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