Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 105 von 138
Stadt zu beseitigen. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Erika Stubenvoll:
Das ist zu wenig konkret ...!)
Es wäre im
Behindertenbereich auch notwendig, endlich einen Ombudsmann für die Wiener
Behinderteninteressen einzurichten. Auch das wäre notwendig: weg von der
Parteipolitik, einen unparteiischen Ombudsmann für Behinderteninteressen
einsetzen, der vielleicht sogar ehrenamtlich tätig wird, der nicht unter dem
Partei-Hickhack in diesen Bereichen zu leiden hat und der auch unabhängig davon
agieren kann! Auch das wird eine Überlegung sein, ich werde sie aber im
Arbeitskreis sicherlich noch näher ausführen. Ich meine jedoch, das wäre
notwendig, wie es den Ombudsmann ja auch in anderen Bereichen gibt und wie er
sich in anderen Bereichen bewährt hat.
Damit komme
ich nun auf das soziale Netz zu sprechen. Ich habe heute hier heraußen einiges
gehört, was die neue Bundesregierung an Belastungen mit sich gebracht haben
soll. Ich möchte nur festhalten - und zähle dabei nicht alle Punkte auf -, was
die Sozialisten in der Bundesregierung vor dem Jahr 1999 die Bürger an Belastungen
haben ansehen lassen: Die Karenzzeit ist reduziert worden. Die Familienbeihilfe
ist reduziert worden. Die Studentenfreifahrt ist gestrichen worden. Erhöhtes
Karenzgeld ist gestrichen worden. Das Behindertentaschengeld ist gestrichen worden.
Die Notstandshilfe ist gekürzt worden. Die Sozialversicherungspflicht für
Werktätige ist eingeführt worden.
Weiters:
Rezeptgebühr erhöht; Selbstbehalt bei Schulbüchern; Krankenscheingebühr;
Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge; 50 Prozent Kürzung des
Taschengeldes bei Heimunterbringung; Zuzahlungsbetrag bei Kur- und
Rehabilitationsaufenthalten; keine Valorisierung des Pflegegeldes; Herabsetzung
der ersten Stufe des Pflegegeldes um 635 S; Wegfall des Pflegegeldes bei
Spitalsaufenthalt schon am zweiten Tag; kein Freibetrag für Pflegegeldbezieher.
Es ist eine
endlose Latte, die sich fortsetzen ließe (GR
Johann Driemer: Endlos ist sie nicht!) - und Sie stellen sich hierher und
reden von Belastungen der neuen Bundesregierung! Bei all diesen Belastungen,
die ich gerade aufgezählt habe, haben Sie es außerdem geschafft, die
Österreicher noch zusätzlich mit 2 200 Milliarden S zu belasten.
Ich frage mich, was Sie mit diesen Maßnahmen getan haben. Was haben Sie
umzusetzen versucht, damit wir endlich von den Schulden wegkommen und damit wir
endlich beweglicher werden? - Nichts! Sie haben es geschafft, die Bürger mit
Steuererhöhungen weiter zu belasten, und das ist wirklich eine klägliche Leistung.
Sie sind in diesem Bereich kläglich gescheitert und können sich nicht nach dem
Motto hierher stellen: Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.
Wenn Sie ... (GR Dipl Ing Martin Margulies: Das stimmt
alles! Aber jetzt seid ihr in der Regierung! Was habt ihr alles abgeschafft?
... die Arbeitslosen, Notstandshilfe ...!) Seit wir in der Bundesregierung
sind, Herr Kollege, wird nicht alles teurer. Da gibt es viele Leistungen, die
von uns erreicht worden sind. Die Arbeitslosenzahlen sind deutlich gesenkt
worden. Ich komme auch gleich zu den Zahlen; Sie können ja offenbar nicht
einmal die Arbeitslosenzahlen richtig lesen, Herr Kollege Margulies. (GR Mag Hilmar Kabas: Aber wir machen keine
Schulden! Das kapieren Sie nicht! - Weitere Zwischenrufe.)
Herr Kollege
Margulies! Zu den Arbeitslosenzahlen - das war ja Ihr konkreter Einwurf: auf
der einen Seite sagt die Europäische Union - es gibt ja zwei Berechnungsschlüssel,
auf der einen Seite den der Europäischen Union, auf der anderen Seite den
österreichischen Schlüssel -, Wien hat eine Arbeitslosenrate von
5,8 Prozent in der Totalen; bei den Frauen 7,2 Prozent, bei der
Jugend unter 25 Jahren 7,4 Prozent. Nach den Zahlen der Europäischen
Union ist Wien mit Abstand das Schlusslicht aller österreichischen
Bundesländer. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
Ich bin nicht der Verteidiger der SPÖ! ... eure eigene Politik!)
Der
Österreich-Durchschnitt liegt in der Totalen bei 3,9 Prozent - gut
zuhören! -, und 3,9 Prozent sind wesentlich darunter. Er liegt bei den
Frauen nicht bei 7,2 Prozent wie in Wien, sondern bei 4,4 Prozent,
und er liegt bei den Jugendlichen nicht bei dem Spitzenwert von
7,4 Prozent wie in Wien, sondern bei 5,2 Prozent. Das macht den
Unterschied aus. Die Probleme dieser Stadt im Arbeitslosenbereich sind
hausgemachte Probleme. Da können Sie nicht permanent irgendetwas an die
Bundesregierung weiterschieben. (GR
Godwin Schuster: Vollkommener Irrtum!) Das funktioniert nicht und das
gehört einmal klar gesagt. (Beifall bei
der FPÖ. - GR Godwin Schuster: ... überhaupt nicht aus!)
Es wurde heute
schon angesprochen: Sie sparen auch konkret bei Fraueninitiativen, die extra
dafür geschaffen worden sind, Frauen, die in die Arbeitslosigkeit gerutscht
sind, wieder in den Arbeitsprozess zu führen. Konkret gilt das etwa für die
Frauenarbeitsstiftung Wien, diese wird es nächstes Jahr nicht mehr geben;
konkret das Wiedereinsteigerinnen-Programm, für das Frau GRin LUDWIG - wie für
beide Programme - noch gekämpft hat. Aber sie konnte das nicht einmal in der
eigenen Fraktion durchsetzen. Beide Frauenarbeits-Förderungsprogramme sind im
Jahr 2002 gestrichen. (GR Godwin Schuster:
Irrtum! Vollkommener Irrtum!) Hunderte Frauen werden diese Programme nicht
mehr zur Verfügung gestellt bekommen. Das zeigt letztendlich, dass Sie bei Gott
keine Frauenpartei sind, wie Sie sich in der Öffentlichkeit immer gerieren
wollen. (GR Godwin Schuster: Vollkommen
falsch informiert! - Zwischenruf des GR Dipl Ing Martin Margulies.)
Es zeigt sich, wenn
man die weiteren Belastungen hernimmt, die in Ihrem Budget vorhanden sind, dass
in dieser Stadt die Situation im Sozialbereich sukzessive verschlechtert wird.
Ich wundere mich darüber und denke mir wirklich, ich lebe in der falschen
Stadt, wenn ich mir die Redner der SPÖ hier anhöre. Da lebt
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