Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 138
ich geschrieben, weil
die Freiheitliche Partei einen Antrag stellt, den wir unterstützen wollen, wo
ich nur noch etwas hinzufügen möchte.
Nämlich stelle
ich folgenden Beschlussantrag:
"Der Gemeinderat
beschließt, es wird eine Bilanz des Schulbaus der Gemeinde Wien im Zeitraum
1996 bis 2001 erstellt." - Das ist ganz das Gleiche. - "Diese Bilanz
soll auch Auskunft darüber geben, wie viele Quadratmeter pro SchülerIn in den
Klassen vorhanden sind, unter der Voraussetzung, dass in einer Volksschulklasse
25 Kinder und in einer Hauptschulklasse 30 Kinder sitzen."
In formeller
Hinsicht beantragen wir ebenfalls die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Meine Damen
und Herren, ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und möchte abschließend
zusammenfassend noch einmal sagen, worin meine Vorwürfe an dieses Budget
bestehen:
Erstens. Es
ist einfallslos.
Zweitens. Es
wird zugelassen, dass die Nulldefizitpolitik der Regierung das Wiener
Pflichtschulwesen ruiniert.
Drittens. Die
Konsolidierung des Personalbereichs unter dem Stichwort
"Modernisierung" gefährdet den Arbeitserfolg im Sozialbereich.
Und viertens.
Es ist eine sehr abgehobene Politik, die nicht mehr weiß, was die sozial
Schwächsten dieser Stadt brauchen. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Walter Strobl zum Wort gemeldet. Ebenfalls maximal
40 Minuten. (GR Dr Andreas Salcher:
Muss aber nicht genützt werden!)
Man kann es auch
im Sinne der Bundesregierung mit "speed kills" in drei Minuten
erledigen.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Ich darf mich
zuerst einmal wegen meiner Stimme entschuldigen. Ich werde es kurz und
schmerzlich machen. (GR Heinz Christian
Strache: Kurz und schmerzvoll!) Kurz und schmerzlich, aber nachdem ich
40 Minuten Zeit habe, gönne ich mir das.
Zum ersten Mal
wird bei diesem Budget für 2002 ein eklatanter Unterschied zu den bisherigen
Gepflogenheiten sichtbar. Ich darf hier vor allem das in den letzten fünf
Jahren praktizierte und auch in einem sehr hohen Ausmaß umgesetzte
Koalitionsabkommen nennen und demgegenüber die Regierungserklärung des Herrn
Bürgermeisters, "Wien als Wegweiser ins neue Europa", stellen. Es
finden sich in dieser Regierungserklärung keine detaillierten Inhalte zum Thema
"Familie", keine detaillierten Vorhaben zum Thema "Jugend",
keine detaillierten Vorhaben zum Thema "Freizeit und Sport". Sieht
man von dem Hinweis ab, dass die kooperative Mittelschule ein Projekt ist, das
schon in den letzten zwei Jahren geboren wurde, finden sich auch keine
detaillierten Hinweise zum Bildungsvorhaben.
Wenn man nun
dieses Budget unter diesen Überlegungen betrachtet, dann erscheint es sehr
eigenwillig, weil es offenbar ein Budget für die Regierung, aber nicht für die
Mandatare ist. Das Geheimnis bleibt sozusagen bei den Regierungsmitgliedern.
Sie dürften die Einzigen sein, die wirklich im Detail wissen, was sich hinter
den einzelnen Budgetansätzen versteckt. (GR
Heinz Christian Strache: Das bezweifle ich! Das bezweifle ich ernsthaft!) Ich
darf einige Beispiele dazu nennen.
Meine Damen und Herren, eine
moderne Jugendarbeit hat sich schon seit längerer Zeit - das gilt natürlich
auch für Wien - weiterentwickelt von so genannten "stand
alone"-Betreuungen, also klassischen Jugendzentren, die als Ziel haben,
dass der Jugendliche zum Ort des Geschehens kommt, zur offenen Jugendarbeit,
zur mobilen Jugendarbeit, zur aufsuchenden Jugendarbeit. Das ist überhaupt
keine Frage, das passiert auch in Wien. Was aber fehlt, ist eine Evaluation der
Wirkung der heute noch immer sehr hoch dotierten Jugendzentren. Ich könnte mir
vorstellen, dass hier durchaus zumindest ein Potenzial umgeschichtet wird. Da
geht es ja nicht nur um Einsparungen, sondern da geht es um die Frage, wie man
effizient viel Geld vielleicht doch in eine Form der modernen Jugendarbeit
umleiten könnte.
Ich nehme hier
nur zunehmende Probleme, die uns zu schaffen machen. In den letzten Wochen
waren die Zeitungen voll mit dem Problem "Drogen". Es fehlen
sozusagen ganz konkrete Projekte. Die Drogenabhängigkeit oder die
Drogensituation in Wien nimmt speziell unter den Jugendlichen im Moment
eklatant zu. Das ist keine Pauschalkritik, die man jetzt irgendjemand Einzelnen
in dieser Stadt vorwerfen müsste, sondern möglicherweise eine Entwicklung, der
wir aber entsprechende Antworten entgegensetzen müssen.
Wenn ich mir
aber anschaue, dass zum Beispiel für diesen Bereich konkrete Projekte nirgendwo
stehen und daher auch im Budget nicht erkennbar sind, dann kann ich nur
feststellen, es gibt zwar gegenüber dem Rechnungsabschluss 2000
581 000 EUR weniger, als heuer im Budgetansatz vorhanden sind, aber
durchaus um 1,24 Millionen EUR mehr als im Ansatz 2001. Was
allerdings alles dabei ist und was hier geleistet werden soll, ist nicht näher
erkennbar. Erkennbar ist nur - da glaube ich aber nicht, dass das die passende
Antwort auf anstehende Probleme im Jugendbereich ist -, dass die
Jungbürgerfeiern um nicht ganz 50 Prozent erhöht wurden. Sie werden
sicherlich hier Antwort geben müssen, ob das sozusagen die neue Form der
Jugendarbeit ist, abgesehen davon, dass - das ist ein zweites Beispiel - in der
Kinderbetreuung alle Zielvorstellungen bis heute fehlen.
Wir haben uns
eigentlich noch in der Koalition darauf geeinigt, dass wir sozusagen
Projektförderung, die Darstellung und die Übersicht der laufenden und der zu
erwartenden Kosten bei Sanierungen, Ausbau oder Schließungen von
Kindertagesbetreuungseinrichtun-
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