Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 138
Ein weiterer Punkt ist die Vorgangsweise bei der
strategischen Umweltprüfung zum Abfallwirtschaftsplan. Es ist ein weiteres
Mosaiksteinchen im Sittenbild der Wiener SP-Regierung. Da wird im Sommer das
Ergebnis bei einer Pressekonferenz präsentiert: 70 Millionen S für
zusätzliche Müllvermeidung und der Bau einer 450 000-Tonnen-Müllverbrennungsanlage.
Die Grünen
haben heute einen Antrag gestellt, dieses Budget für die Müllvermeidung zu
erhöhen. Wir werden diesem Antrag vorerst nicht zustimmen, und zwar kann ich
das auch erklären. Noch wissen wir nicht, was mit den 70 Millionen S
geschehen soll. Ich möchte nicht eine Erhöhung eines Budgets, die dann wirklich
darin endet, dass man um 11 Millionen EUR Müllmonster-Poster fabriziert
oder Ähnliches wie in der Vergangenheit. Damit kann man sicher nicht das
Auslangen finden. Ich hoffe, es wird dann ein näheres Konzept gemacht und uns
vorgelegt werden, wie die 70 Millionen S eingesetzt werden sollen.
Wenn es vernünftige Projekte gibt, sind wir auch gerne bereit, Erhöhungsanträge
zu unterstützen, aber wir wollen vorerst sehen, wofür dieses Geld ausgegeben
wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Was nun diese
Müllverbrennungsanlage selbst anbelangt: Noch bevor darüber im Ausschuss oder
im Gemeinderat diskutiert wurde, bevor noch die Alternativen mitdiskutiert
wurden, bevor diese Variante überhaupt noch zum Beschluss erhoben wurde, hat
die Stadträtin schon den Auftrag erteilt, einen Standort zu suchen für diese
Müllverbrennungsanlage. Wahrscheinlich deshalb, weil mittlerweile schon Unruhe
in den Bezirken ausgebrochen ist, weil verschiedene Bezirke gefürchtet haben
oder vermutet haben, zum Standort auserkoren zu sein.
Die Stadträtin hält sich
weiterhin bedeckt. Wann mit dem Ergebnis zu rechnen ist, weiß man nicht genau.
Die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Bezirke fühlen sich jedenfalls im
Stich gelassen.
Über diesen
SOP-Abfallwirtschaftsplan wird noch zu diskutieren sein. (GR Heinz Hufnagl: Wie kann man sich von etwas im Stich gelassen
fühlen, was noch gar nicht festgelegt ist?) Ja, wenn man das Gefühl hat,
dass nicht einmal im Gemeinderat darüber diskutiert wird, ob diese Anlage
kommen soll oder ob es nicht Alternativen dazu gibt, und dann schon einen
Standort überlegt für eine Anlage, die nicht einmal noch genehmigt ist im
Gemeinderat, dann hat natürlich die Bevölkerung den Eindruck, dass die SPÖ ohnehin
mit ihrer absoluten Mehrheit im Gemeinderat macht was sie will (Beifall bei der FPÖ.), dass es überhaupt
nicht notwendig ist, Alternativen aufzuzeigen oder zu diskutieren, dass man die
Standortsuche beginnen kann, bevor überhaupt noch das Ergebnis der
Gemeinderatsdiskussion vorhanden ist.
Und dass es Unruhe gegeben
hat, das haben Sie ja gesehen, weil Ihr SPÖ-Bezirksvorsteher im 11. Bezirk
als Erster und besonders laut gerufen hat: Überall, nur nicht im
11. Bezirk, soll diese Müllverbrennungsanlage stehen. Also die Beunruhigung
ist auch bei den SPÖ-Wählern sehr groß.
Das waren
jetzt nur einige Punkte und die Liste der Versäumnisse der SPÖ könnte beliebig
fortgesetzt werden. Es ist einiges schon genannt worden, wie die Altlastensanierung,
anderes nicht, wie die Tierhaltung und so weiter.
Wir
Freiheitliche werden die Wählerinnen und Wähler, das heißt die Wienerinnen und
Wiener, nicht im Stich lassen. (GR Heinz
Hufnagl: Die Wähler haben Sie im Stich gelassen am 25. März!)
Wir
Freiheitliche stehen auch dazu, auch wenn die ÖVP das als lächerlich
betrachtet, wenn wir im Wiener Gemeinderat dies thematisieren, dass eine zufrieden
stellende Lösung in der Temelin-Frage gefunden werden muss, und wir
Freiheitliche werden auch weiterhin Initiativen setzen, dass die Wiener
Haushalte ent- und nicht weiterhin belastet werden.
Wir
Freiheitliche werden daher, auch aus Sicht des Umweltschutzes, diesem Budget
nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Mag Ramskogler. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sonja
Ramskogler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags
und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich möchte
voranstellen: Aktive Mitgestaltung in der EU heißt für uns Konstruktivität,
konstruktive Vorschläge zu machen und nicht ständig nach Veto zu schreien. Denn
nach Veto zu schreien, ist bestimmt keine Lösung dieser Problematik, die bei
Temelin vorliegt.
Und ich würde
einmal sagen: Machen Sie sich keine Sorgen, verehrte Kollegen und Kolleginnen,
die Umweltpolitik ist in Wien in guter Hand, denn sie ist in sozialdemokratischer
Hand. (Beifall bei der SPÖ.)
Umweltpolitik
bedeutet für uns Umweltschutz für eine lebenswerte Stadt. In Wien ist die
lebenswerte Situation dadurch geprägt, dass 50 Prozent der Fläche grün
sind. Es gibt die gesunde Wiener Luft, es gibt frisches Trinkwasser aus den
Bergen, 2 500 Hektar Nationalpark innerhalb des Stadtgebiets. Das ist
einzigartig und das ist auch eine Tatsache, verehrte Kollegen, das ist kein
Schmäh, das ist kein Märchen oder sonst irgendwas, das ist Faktum.
Aber das ist
nicht selbstverständlich, wie ein Vergleich mit anderen Städten oder Ländern
zeigt. In Großbritannien und Frankreich schaut das schon etwas anders aus. Aber
dort war auch das Schwert der Privatisierung schon am Werk.
Nun, das ist
möglich durch das Umweltbewusstsein der Wiener Bevölkerung in erster Linie,
durch ein großes Engagement der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadt und
durch die sozialdemokratische Umweltpolitik, und dieses Budget wird das auch in
Zukunft möglich machen.
Schon 1998 hat Wien
ein neues Naturschutzgesetz erhalten, gemeinsam von der Umweltabteilung, der
MA 22, mit der Universität für Bodenkultur und
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