Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 138
Eines möchte ich Ihnen schon sagen: Bei diesem
Diskussionsniveau werden Sie von einem Mitglied Ihres Klubs noch bei weitem übertroffen.
Ich meine Herrn Abg Ellensohn. Es gibt keine größere Geschmacklosigkeit - ich
kann sie hier gar nicht sagen -, als wenn er in seine Tasten greift und Mails
an die Junge ÖVP verschickt. Meine Damen und Herren, das ist unseres Hauses
unwürdig.
Herr Klubobmann Chorherr ist jetzt nicht da. Er will
unbedingt Stadtrat werden, aber wenn er da nicht Ordnung schafft in seiner
Fraktion, kann das nicht sein. Jedenfalls ist Abg Ellensohn mit diesen Aussagen
für dieses Haus untragbar geworden. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Mag Rüdiger Maresch: Und wie war das mit Ihrem Bundeskanzler
und dem Herrn Tietmeyer aus Deutschland?) Was? (GR Mag Rüdiger Maresch: In allen Zeitungen ist das gestanden!)
Geh! (GR Mag Rüdiger Maresch: Ihr Bundeskanzler
hat den Herrn Tietmeyer als eine veritable ... - ich sage jetzt gar nicht als
was - bezeichnet! Das war Ihr Bundeskanzler!) Geh, geh, hör auf! Sie kennen
doch sicher das Mail von Abg Ellensohn. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Ich lese seine Mails nicht!) Vielleicht nicht. Von
meinen Kollegen lese ich eigentlich alle Mails, die kenne ich schon. Lassen wir
das! Aber bitte, lesen Sie es sich durch! Das ist dieses Hauses unwürdig. So
weit kann es nicht gehen, dass man solche Mails an junge Menschen verschickt.
Das ist an die Junge Volkspartei gegangen. Und das lehne ich wirklich zutiefst
ab. Das hat mit Politik nichts zu tun! (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber nun zu den spärlich besetzten Reihen der
Freiheitlichen, woran man merkt, welchen Stellenwert die Umweltpolitik für sie
hat. Da möchte ich schon sagen, Sie sind ja jetzt eigentlich nur mehr auf Temelin
fokussiert. Aber, meine Damen und Herren, die Sicherheit der Österreicher und
die Integration Europas als Jahrtausendprojekt sind mir wirklich zu wertvolle
Themen, um sie als politisches Aufputschmittel, wie Sie es machen, zu
verwenden.
Und eines möchte ich auch sagen - Sie sind ja auch in
der Bundesregierung -: Die Lösung der Frage Temelin ist in der Bundesregierung
in den besten Händen! (Beifall bei der
ÖVP.) Gerade Sie haben zu Recht ganz sensibel darauf reagiert, als vom
Ausland her hereinregiert wurde, als gesagt wurde, warum die Freiheitlichen in
der Regierung sind und so weiter. Sie haben sich aufgeregt - und das zu Recht.
Und dasselbe erwarten die Tschechen auch von uns. Das möchte ich auch einmal
ganz offen sagen! (Zwischenrufe bei der
ÖVP und bei der FPÖ.)
Aber hier in der Wiener Stadtregierung - um wieder
auf unsere Stadtregierung zurückzukommen - gilt es, einiges umzusetzen und
nicht wieder in eine konzeptlose und inhaltslose Starre zurückzuverfallen.
Damit dies verhindert wird, obwohl wir nicht mehr in der Regierung sind,
fordern wir folgende Agenden von Ihnen, Frau Umweltstadträtin, ein: Umsetzung
der Programme des KliP, Öko-Kauf, Öko-Business. Wir fordern Antworten und
verlangen von Ihnen auch, auf die neuersten Herausforderungen der
Luftreinhaltung zu reagieren, auf die Schwebestäube, die ein zunehmendes Gesundheitsrisiko
mit sich bringen. Unsere Entsiedlungskampagne soll endlich durchgeführt werden,
um den Grünraum zu sichern. Die Renaturierung der Wiener Flusssysteme soll
fortgesetzt werden, und das Tierhaltegesetz muss echte Lösungen bieten. Der
Biodieseleinsatz - das ist ja bereits vereinbart - muss in Wien gestartet
werden, das Nationalparkzentrum endlich gebaut werden, die Altlastensanierung
durchgezogen und echte, messbare Ergebnisse bei der Lärmreduzierung erzielt werden.
Wir fordern eine Ausweitung der Sammeleinrichtungen. Der Kompost soll endlich
in einer Biogasanlage verwertet werden, wie wir es seit Jahren verlangen. Wir
unterstützen und fördern den Bau eines Biomassekraftwerks.
Das alles sind Dinge, die dauern - das wissen wir,
weil wir sie ja in der vergangenen Legislaturperiode mühsam eingeleitet haben
-, aber jetzt müssen sie endlich umgesetzt werden.
Meine Damen und Herren! Hinter diesen Forderungen
stehen konkrete Vorstellungen, die wir als ÖVP den Menschen in dieser Stadt
anbieten. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Reinberger. Ich erteile
es ihr.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!
Werte Damen und Herren!
Wien soll atomstromfrei sein. Mehr als
90 Prozent der Österreicher lehnen die Energiegewinnung durch Kernspaltung
ab. Die SPÖ, vor 23 Jahren Atombefürworter Nummer eins, hat sich seither
nicht wirklich zum überzeugten und überzeugenden Atomgegner gewandelt. (GRin Inge Zankl: Wieso nicht?) Hören
Sie zu, dann werde ich es Ihnen erklären! (GRin
Inge Zankl. Ob ich Ihnen zuhöre, müssen Sie mir überlassen!) Wenn Sie mir
eine Frage stellen und die Antwort dann nicht hören wollen, weil Sie nicht
zuhören wollen, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Dann werden Sie es auch nicht
wissen.
Vor zwei Jahren haben wir das Klimaschutzprogramm in
Wien diskutiert, und schon damals habe ich die schwammige und halbherzige
Zielvorgabe kritisiert, etwa den Appell an die Wiener Stromversorger - es heißt
wortwörtlich "Appell an die Wiener Stromversorger" -, beim Strombezug
aus dem Ausland darauf zu achten, dass es weder zu einer Erhöhung des Anteils
von kalorisch erzeugtem Strom noch zu einem Bezug von Strom aus Atomkraftwerken
kommt. Und weiters habe ich damals darauf hingewiesen, dass selbst ein wenig
Rechtskundiger sich fragen wird, wie man einen Appell rechtlich durchsetzt, und
ob es nicht, wenn das Anliegen wirklich ernst gemeint ist, Erfolg
versprechender wäre, entsprechende Rahmenbestimmungen gesetzlich zu verankern.
Und wie sieht es heute, zwei Jahre danach, aus? - Dank dieses Versäumnisses der SPÖ-dominierten
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