Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 138
natürlich auch
gibt und die es auch geben muss - nicht unmittelbar den Bürger treffen. Das,
glaube ich, ist das erste Resümee, das ich aus der bisherigen Debatte ziehe.
Ich
muss, wie gesagt, so wie auch andere Finanzpolitiker, mit der Tatsache leben,
dass unter den Kriterien der "Maastricht"-gemäßen Darstellung von
"Märchenerzähler", "Nebelbombenwerfer" und so weiter
gesprochen wird, aber eigentlich zeigt gerade das auch, dass es den
Oppositionspolitikern eben nicht gelungen ist, den Beweis zu erbringen, dass es
diese gravierenden Einschnitte gibt. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass
erfahrene Politiker, die so lange Zeit gehabt haben, das Budget zu
durchforsten, die auch wie Kollege Schock die Möglichkeit gehabt haben, sich
mit der Finanzverwaltung Informationen zu holen, nicht in der Lage sind, sich
hinzustellen und auch zu sagen: Jawohl, in diesem Bereich wird das Bildungswesen,
das Sozialwesen, das Gesundheitswesen heruntergefahren.
Man
sieht aber auch, wie groß eigentlich die Erwartung der Opposition gewesen ist,
anhand dieses ersten von der Sozialdemokratie allein erstellten Voranschlags
nachzuweisen, dass wir es nicht anders machen können, als die schwarz-blaue
Bundesregierung. Dass dieser Nachweis nicht zustande gekommen ist, ist der
eigentliche, schon vorgelegte Beweis dafür, dass das Wiener Budget anders ist.
Ich will jetzt nicht vom gesellschaftlichen Gegenmodell sprechen - dazu komme
ich noch -, sondern davon, dass es einfach ein anderes Budget ist, als das der
Bundesregierung, bei dem es nämlich den Oppositionsparteien - und nicht nur den
Oppositionsparteien, sondern eigentlich allen gesellschaftlichen Kräften des
Landes: den Kirchen, den Sozialeinrichtungen, den Interessenvertretungen der
Wirtschaft, den Interessenvertretern der Arbeitnehmer - sehr rasch gelungen
ist, den Nachweis zu erbringen, welch hohen Preis Österreich für dieses
Nulldefizit zahlen muss. Es kam nämlich weniger durch Einsparungen, sondern
durch Hinaufschnalzen der Gebührenquote und auch der Steuerquote zustande.
Sie haben, meine sehr geehrten Damen
und Herren, morgen und auch heute noch die Gelegenheit, den bisher schuldig
gebliebenen Beweis anzutreten, dass da oder dort diese gravierenden Einbrüche
vorliegen. Dass es Änderungen gibt, dass nicht jede Position gleichermaßen fortgeschrieben
werden kann - nona net! Wenn das so wäre, dass nichts verändert werden kann,
dann wären wir ja genau bei diesem absoluten Missverständnis, dass man ein
Budget starr und stur einfach nur dahingehend überprüft, ob man das, was im
vergangenen Jahr drinnen war, heuer auch findet. Auch das ist ein
bemerkenswertes Zeichen für eine eigentlich sehr merkwürdige oppositionelle
Haltung, bei der zwar verbal davon gesprochen wird, dass man alles erneuern und
verändern müsse, während es in der Auseinandersetzung, die hier stattgefunden
hat, eigentlich einzig und allein um das ging, was früher war. Also auch die
Idee, dass es eigentlich eine neue, eine andere Entwicklung geben kann, habe
ich eigentlich - wenn Sie mir gestatten, das anzumerken - vermisst.
Dritter
Punkt: Obwohl alle mehr oder weniger eingeräumt haben - auch ich habe das
eingeräumt -, dass beim Voranschlag 2002 die Manövriermasse eine begrenzte ist
und dass der Spielraum nicht sehr groß ist, sind von den ersten drei Anträgen,
die heute eingebracht worden sind - ich nehme den von den GRÜNEN aus -, zwei bereits
darauf ausgerichtet, mehr Geld, mehr Steuergeld auszugeben. Das macht Ihre
Glaubwürdigkeit schon sehr wackelig, wenn ich das so sagen darf, meine sehr
geehrten Damen und Herren von den Oppositionsparteien, denn wenn wir uns hier
darauf einschwören, dass unter den gegebenen Bedingungen das Steuergeld einfach
sozusagen vorsichtiger in die Hand genommen werden muss, dann mutet es nicht
wirklich überzeugend an, wenn bereits in den ersten beiden Anträgen - da geht
es auf der einen Seite um die Spielautomatenhersteller und -vertreiber oder
–aufsteller und auf der anderen Seite um die Frage einer sicherlich wichtigen
Institution - gefordert wird, mehr Geld auszugeben. Auch hier kann ich auf die
Äußerungen des Dr Franz Endler gestern im Wiener Rundfunk verweisen, der dazu,
im Gegensatz zu den Antragstellern, eine sehr differenzierte Haltung einnimmt,
aber auch da heißt es sofort wieder: Geld ausgeben, Geld ausgeben! - Ich
glaube, dass man das mit einer glaubwürdigen Oppositionspolitik sicher nicht
auf einen Nenner bringen kann.
Die GRÜNEN haben einen Antrag gestellt,
der darauf abzielt, Gebühren zu erhöhen - ein Fall, der für eine
Oppositionspartei eher nicht typisch ist, aber immerhin. Ich darf dazu auf die
Debatte in der gemeinsamen Sitzung des Finanzausschusses und der Stadtregierung
verweisen, denn dort ist es auch um dieses Thema gegangen. Ich habe dort darauf
hingewiesen, dass es eine Bestimmung der Straßenbauordnung gibt, den
§ 89a, der auf bundesgesetzlicher Ebene eine Differenzierung trifft,
sodass nicht eine völlige Überwälzung aller Verwaltungsaufgaben auf die
sozusagen Verantwortlichen und Verursacher möglich ist. Zum Zweiten muss man
sagen, dass in der Gesamtgebührendarstellung natürlich auch jene Kosten drinnen
stecken, die nicht unmittelbar dem Verursacher zugerechnet werden können, weil
dieser im betreffenden Fall zum Beispiel nicht ausgeforscht werden kann.
Also nicht jedes "abgeschleppte" - unter
Anführungszeichen - Kraftfahrzeug ist ein solches, für das es einen zur Haftung
zu bringenden, verursachenden Kraftfahrzeughalter gibt. Das nur am Rande. Aber
das Thema ist, wie gesagt, nicht neu, sondern ist in dieser gemeinsamen Sitzung
von Stadtsenat und Finanzausschuss schon behandelt worden.
Was ich auch bemerken
möchte, ist, dass die Oppositionsparteien eigentlich in vielen Wortmeldungen
den Vergleich mit der Politik der Bundesregierung
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