Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 138
Ausgliederungen
denken. Der Bund exerziert es vor, wie es eigentlich gehen sollte. (Beifall bei der FPÖ.)
Nächstes
Beispiel: Die Privatisierungen. Die Bundesregierung hat tatsächlich eine Reihe
von Unternehmungen erfolgreich privatisiert: Die Postsparkasse, die
Staatsdruckerei, die Austria Tabak AG, das Dorotheum, der Börsegang der Telekom
AG. Die Stadt Wien bitte hat zwar die Bank Austria an das Ausland verscherbelt,
aber sonst ist nichts passiert. Die Wiener Holding, die gehört jetzt wieder der
Stadt Wien und da dürfen wir uns jetzt sozusagen wiederum mit den Erben in
dieser Wiener Holding herumschlagen.
Nächstes
Thema, meine Damen und Herren, Subventionen. Die Stadt Wien gibt zu viel Geld für
Subventionen aus. Wir weisen darauf immer wieder hin. Damit werden politische
Abhängigkeiten geschaffen. Das ist ein Instrument erster Wichtigkeit für Sie,
um in dieser Stadt tonangebend zu bleiben. Die Bundesregierung hat die
Subventionen des Bundes ganz einfach gekürzt, und zwar dramatisch gekürzt. Wien
soll ganz einfach diesem Beispiel folgen.
Jetzt könnte
ich diese Liste noch beliebig lang fortsetzen und weitere Beispiele nennen.
Zusammenfassend
will ich sagen, Herr StR Rieder: Vergleicht man Ihre Budgetpolitik mit der des
Finanzministers, so muss man eigentlich zur Auffassung kommen: Beides probiert,
kein Vergleich. Grasser hat den Mut, die Dinge strukturell zu verändern. Von
Ihnen haben wir heute trotz eineinhalb Stunden Debattenbeitrag in der Budgetdebatte
kein Wort über strukturelle Veränderungen gehört.
Um noch einmal
auf Ihr Dampfervergleichnis zurückzukommen, Herr Stadtrat: Der Kapitän verlässt
sicher als Letzter ein sinkendes Schiff. Bevor aber das Schiff sinkt, haben Sie
die Pflicht, alles zu tun, um eine Kurskorrektur einzuleiten! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Erika Stubenvoll. Ich erteile es ihr.
GRin Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich pflichte
Frau Dipl Ing Rothauer bei, wenn sie sagt, das ist ein ordentliches Rechenwerk.
Ich meine auch, es ist ein Schiff, ein Tanker meinetwegen, der sehr wohl gut
gefüllt ist - das ist auch seine Aufgabe -, und zwar gefüllt mit vielen neuen
Ideen, mit Projekten für die Zukunft Wiens. Diese Projekte für die Zukunft
Wiens werden die nächsten zwei Tage auch sicher noch in den einzelnen Ressorts
vorgestellt werden.
Zusammengefasst
sind sie hier in einem Heft und Sie von der Opposition haben es sicher auch
gelesen. Man kann also hier auch nachlesen, wofür das Geld des Budgets 2002
ausgegeben werden wird.
Die Wiener
Sozialdemokraten setzen im Bewusstsein ihrer Verantwortung alle Kräfte dafür
ein, die Erwartungen der Wählerinnen und Wähler vom März dieses Jahres zu
erfüllen. Wir zeigen sehr wohl Gegenmodelle zu dieser Bundesregierung und wir
können das nicht oft genug betonen. Denn wenn Sie, Herr Kollege Serles, hier
das Nulldefizit so gelobt haben, dann hat dieses Nulldefizit einen Preis,
nämlich Belastung, eine enorme Belastung für die österreichische Bevölkerung
und vor allem für die sozial Schwächeren in diesem Land.
Wir bieten den
Wienerinnen und Wienern ein Gegenmodell zum neoliberalen und konservativen
Gesellschaftsbild, das von dieser Bundesregierung geprägt wird und das
ausschließlich eine kleine Gruppierung der besonders Wohlhabenden begünstigt.
Wir können das immer wieder auch nachvollziehen und erleben, wenn es um den
Ausverkauf dieses Landes geht, wer sozusagen die glücklichen Gewinner dann bei
diesem Ausverkauf sein werden. Diese Begünstigung der Wohlhabenden ist, glaube
ich, nicht in unserem Sinn, denn wir haben uns immer so verstanden, dass wir
für die Schwächeren in der Gesellschaft gekämpft haben und versucht haben, eine
Chancengleichheit herzustellen.
Die
Rahmenbedingungen, welche uns die Bundesregierung vorgibt, sind für eine
Gesellschaft in unserem Sinn nicht förderlich. Sie führen zu einem
Auseinanderdriften von Arm und Reich und das sagen nicht nur wir als
Sozialdemokraten, sondern das können Sie auch immer wieder aus kirchlichen
Kreisen hören. Österreich schlittert dank dieser Bundesregierung in eine
Rezession hinein und diese Bundesregierung reagiert mit der Einfallslosigkeit,
die Sie gerade uns hier vorgeworfen haben, denn seitens dieser Bundesregierung
wird die Arbeitslosenrate eigentlich nicht bekämpft und diese Bundesregierung
reagiert auch nicht auf das niedrigste Wirtschaftswachstum seit vier Jahren.
Das nenne ich wirklich Einfallslosigkeit!
Wenn man sich
allein die Lehrstellensituation in Österreich ansieht, so gibt es
11 171 Lehrstellensuchende, denen 3 286 offene Lehrstellen
gegenüberstehen. Wo hat die Bundesregierung hier Maßnahmen gesetzt? - Sie macht
einen Initiativantrag im Parlament, in dem 100 Millionen S vom Bund
dem AMS zur Verfügung gestellt werden sollen. Dieser Betrag, das können Sie
sich alle vorstellen, wird nicht ausreichen, denn der Finanzierungsbedarf liegt
wesentlich höher. Der Weisheit letzter Schluss ist: Die Länder sollen sich in
angemessener Form beteiligen. Das, meine Damen und Herren, ist Chaospolitik auf
Kosten der Schwächsten in unserer Gesellschaft. Gerade die jungen Menschen, die
Vertrauen in diesen Staat setzen, sehen ihre Zukunftschancen schwinden.
Grassers
Nulldefizit wird ja nur durch die Überschüsse der Länder und Gemeinden erreicht
und wir werden also noch zusätzlich belastet. Sie haben es heute schon gehört:
Der Herr Finanzminister wird ja in Wahrheit heuer ein 20-Milliarden-Defizit machen.
(GR Dr Herbert Madejski: Sie haben vom
Stabilitätspaket noch nichts gehört!)
Aber Wien, wie wir
alle wissen, ist anders. Während Wien die Investitionen im kommenden Jahr aus-
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