Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 138
dann stimmt das
schlicht und ergreifend nicht. Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen:
Heuer und auch im nächsten Jahr sind es 20 Milliarden S - und wer bezahlt
diese? - Diese Schulden bezahlen die Österreicherinnen und Österreicher, diese
Schulden bezahlen die Länder und Gemeinden. Sie bezahlen sie damit, dass sich
vielleicht der Herr Finanzminister ... (StR
Johann Herzog: Das waren sozialdemokratische Schulden! Das war die
Sozialdemokratie!) Na ich red' über neue Schulden! Ich rede jetzt über neue
Schulden und neue Belastungen, die von Ihrer Bundesregierung veranlasst wurden!
Sie haben hier keinen einzigen Punkt nennen können, wo hier das
Belastungsbudget vonstatten geht. Wie gesagt, schauen Sie sich die
Seite 54 im "profil" an! Da können Sie sich drei Seiten lang
anschauen, wo es Belastungen gibt, die schon stattgefunden haben. Aber
vielleicht braucht der Herr Finanzminister diese Mittel aus dem
Belastungspaket, um sich jetzt ein noch teureres Auto zu kaufen oder sich sein
Büro vielleicht noch teurer einrichten zu können. Aber die Bundesregierung
verschuldet sich auf Kosten der Menschen. Die Bundesregierung verschuldet sich
auf Kosten der Stadt Wien, damit diese neuen Schulden abgedeckt werden können.
Daran ändern, wie gesagt, auch die entsprechenden Inserate nichts.
Sie erinnern
sich sicher auch noch, wie der Herr Finanzminister gesagt hat: "Ein guter
Tag beginnt mit einem sanierten Budget." Also bei einem derart verantwortungslosen
Umgang, wie er ihn derzeit an den Tag legt, kann man eigentlich nur "Gute
Nacht Österreich" sagen, denn das Schuldenmachen auf Kosten der Länder
geht ja jetzt schon ins dritte Jahr. Seit 2000 findet das eigentlich statt. Man
muss sich die Zahl - und vielleicht sichert tatsächlich Wiederholung den
Lernerfolg - ein bisschen vor Augen führen: Es ist diese Neuverschuldung der
letzten drei Jahre dreimal so viel Schulden wie Wien insgesamt hat, und diese
Regierung will uns dann noch weismachen, dass sie letztendlich spart. Und um es
ganz deutlich zu sagen: Ich glaube, dass der Herr Finanzminister mit der Sparsamkeit
so viel zu tun hat, wie der Kuckuck mit der Brutpflege, nämlich einfach gar
nichts. (Heiterkeit und Beifall bei der
SPÖ.) Und dass der Herr Grasser da ein wenig schummelt, das wissen wir und
dabei müsste er es gar nicht, und es ist auch darauf heute schon hingewiesen
worden.
Wir haben mit
44,2 Prozent die höchste Abgabenquote in dieser Republik. Die Differenz am
Gehaltszettel zwischen brutto und netto war noch nie so groß. Sie hat ungeniert
über die Belastungspakete in die Geldtaschen der Menschen gegriffen. Das reicht
von der Bestrafung der Kranken durch die Ambulanzgebühren, über die Kürzung der
Unfallrenten, die Bestrafung junger Menschen, die etwas aus ihrem Leben machen
wollen, durch die Studiengebühren, und auch die Bestrafung von BUWOG-Mietern,
deren Wohnhäuser an Spekulanten verkauft worden sind.
Die
Steuererhöhungen der letzten drei Jahre sind - und man soll sich auch diese
Zahl auf der Zunge zergehen lassen - in etwa so hoch wie das gesamte Wiener
Budget! Das sind die Steuererhöhungen der letzten drei Jahre! Der Herr Grasser
hat schon durch den Budgetvoranschlag 111 Milliarden S an Mehreinnahmen
als 1999 bei den Steuern veranschlagt und es werden noch
13 Milliarden S dazukommen. Also das, was in den letzten drei Jahren
auf die Österreicherinnen und Österreicher zugekommen ist, ist in etwa dieselbe
Summe, die das Wiener Budget insgesamt hat. Ich glaube, deutlicher könnte der
Vergleich einfach nicht ausfallen, wie ernst es der Herr Grasser tatsächlich
mit einer Budgetsanierung nimmt und wie ernst er diese Herausforderung
angenommen hat. Oder, um ein bisschen in der Werbesprache zu bleiben: der
Vergleich macht, glaube ich, schon sicher und macht auch die Wienerinnen und
Wiener sicher.
Wir gestalten
und verwalten mit den 130 Milliarden S sicherlich eine der schönsten,
mit Sicherheit die sicherste und sozialste Großstadt und Millionenstadt
Europas. Die Bundesregierung schafft mit demselben Betrag nichts, außer neue
Schulden zu machen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Wir haben ja
noch zwei Tage Zeit, und es wird sicher auf viele Punkte noch eingegangen
werden können. Wenn ich mir nur die Kritik vor Augen führe, die hier am
KWK-Zuschlag vom Kollegen Kabas gemacht wurde - der Kollege Juznic wird in
seiner Rede sicher noch darauf eingehen -, dann glaube ich, dass da sehr
deutlich werden wird, wie ernst es die Wiener FPÖ tatsächlich mit Temelin
nimmt, wie ernst sie es mit den europaweiten AKWs nimmt und wie ernst sie es
mit der Versorgungssicherheit für die Wienerinnen und Wiener nimmt. Man wird
das in den kommenden zwei Tagen sicherlich noch herausstreichen können.
Ich hoffe
jedenfalls, dass die Budgetdebatte in diesen beiden Tagen seitens der
Opposition dann doch noch auf ein etwas höheres Niveau gebracht werden kann. Es
ist schon klar, dass die Opposition von der Regierung im Zuge eines Budgets
immer verlangt, die Quadratur des Kreises zu schaffen, mehr auszugeben, weniger
einzunehmen. Das ist klar. Wenn ich mir vor Augen führe, wie oft die GRÜNEN in
den letzten eineinhalb Jahren die Parkometerabgabe schon verplant haben, dann
werden wir hier in den nächsten zwei Tagen sicherlich auch die Möglichkeit
haben, alles, was schon vorgeschlagen wurde, noch einmal in den Topf
hineinzuwerfen. Vielleicht gibt es hier einmal ein paar ernsthaftere
Vorschläge. Ich glaube, sie werden sinnvoll genutzt. Nur, man kann halt einen
gewissen Betrag nur einmal ausgeben. Wenn ich mir anschaue, wie oft ihr einen
Antrag gestellt habt und wofür dieses Geld jeweils schon eingesetzt hätte
werden sollen, dann sieht man, wie seriös Sie die Auseinandersetzung nehmen.
Aber vielleicht ist es einfach der Mangel an ernsthaften Kritikpunkten, der
manchmal zu Ironie und manchmal auch zu Unernst führt und der manchmal halt
einzelne Mitglieder dieses Hauses in diesen Bereich abgleiten lässt.
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