Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 100
Möglichkeit haben, diese Filme spielen zu dürfen, die Geld
bringen - eine wirtschaftlich komplexe, schwierige, abzulehnende Situation -,
sagen wir: Weg mit der Vergnügungssteuerbefreiung aus dem Titel "sehenswert",
"besonders sehenswert", wie auch immer.
Zweitens. Förderung von Kleinkinos. Hier in unserem
Vorschlag haben wir gesagt 1 000 Sitzplätze. Also, kleine Kinos
sollen keine Vergnügungssteuer zahlen. Bei Großeinkaufszentren haben wir
vergleichbare Ermächtigungen. Erst ab einem bestimmten Mindestumsatz soll ein
reduzierter Steuersatz gezahlt werden.
Das hieße, dass Multiplexeinrichtungen Vergnügungssteuer
zahlen würden, das hieße, dass - jetzt kann ich nur kopfrechnen - aus diesem
Titel derzeit rund - ich kann deswegen "rund" sagen, weil die Umsatzzahlen
ja nicht bekannt sind, die werden nicht herausgerückt, wie die Multiplexe
wirklich gehen - 15 bis 20 Millionen S hereinkämen, wo wir uns vorstellen,
sie - wie es richtigerweise StR Mailath-Pokorny gesagt hat - nicht als
Wirtschaftsförderung, sondern als Kulturförderung, anknüpfend an die Qualität Dokumentationen,
fremdsprachige Filme et cetera, et cetera, und das sehr genau ausgearbeitet,
auszuschütten.
Das hat damals die volle Unterstützung der Sozialdemokratie
gefunden. Die ÖVP hat Nein gesagt. Es ist spät, aber nicht zu spät, also machen
wir das jetzt. Bitte, meine Damen und Herren, schauen wir nicht zu, wie jetzt
ein Kino nach dem anderen eingeht, unter anderem, weil dieser Schritt vor einem
Jahr nicht gegangen wurde. Gehen wir jetzt diesen Schritt einer - ja, ich
scheue das Wort nicht - intelligenten Umverteilung, die die kleinen Bedrohten
von einer Besteuerung ausnimmt, nicht aber die Großeinrichtungen, die nicht
zuletzt wegen des Versagens der Stadtplanung in der letzten Periode massenhaft
über Wien hereingebrochen sind, die Kinolandschaft bedrohen. Die Finanzkraft
ist auch eine unterschiedliche. Die Ketten, die diese Kinos betreiben, können
einige Jahre durchhalten, auch bei schwersten Verlusten. Klammer auf: Die
meisten Multiplexe in Wien haben Riesenverluste. Nur, die halten das aus als
Starke. Kleine Wiener Unternehmen haben nicht Hunderte Millionen als Kriegskassa
nach dem Motto: Na, warten wir einige Jahre, halten wir durch, bis die anderen
zugesperrt haben. Dann passiert nämlich genau das, was wir in der gesamten
Strukturentwicklung in Wien haben: Innerstädtisches, Multifunktionales muss
zusperren und irgendwo am Rand haben wir Großeinrichtungen, immer mit diesem
wunderbaren erlebnis-gastronomischen Zusatz. Allein wenn ich den Begriff schon
höre!
Ich möchte die Wirtschaftsförderung noch kurz ansprechen.
Wenn es heute noch Innenstadtkinos gibt, hängt daran auch Gastronomie. Man geht
erst ins Kino und dann in einen Gastronomiebetrieb. In dem Land, wo das
Multiplex herkommt, wo es eben keine Geschäfte, keine Beisl-Szene gibt, da baut
man ein Multiplex, wo man halt als Ersatz alles unter einem Dach hat. Die ganze
Mariahilfer Straße ist ein Multiplex. Die ganze Ringstraße, der 1. Bezirk
ist ein Multiplex. Dort gibt es alles. Warum vertreiben wir mit einer dummen
Steuerpolitik diese Strukturen aus Wien hinaus?
Darum heute unser Antrag, für den wir bewusst
"Zuweisung" beantragen, um ihn rasch im Ausschuss zu diskutieren, mit
dem Ersuchen an den Kulturstadtrat, sich dessen anzunehmen, mit dem Ersuchen an
den Finanzstadtrat und an den Vorsitzenden des Finanzausschusses, der da ist,
sich das intensiv anzuschauen, bevor es zu spät ist.
Es wird wieder ein Aufheulen von Teilen der Kammer
geben. Die sagen: Sauerei, das wollen wir nicht. Man muss fragen, in wessem
Interesse sie da agieren. Die meisten unabhängigen kleinen Kinobetreiber, denen
das Wasser klarerweise nach einer mehr als Verdoppelung der Kinosessel und
einer nur marginalen Ausweitung des Umsatzes bis zum Hals steht, wären froh,
wenn das käme. Das löst das Problem nicht, schafft aber budgetneutral einen
Spielraum, dass man wirklich substanziell helfen kann.
Darum hoffen wir, dass das jetzt angenommen wird und
es raschest zu Verhandlungen kommt, damit wir endlich diese Umgestaltung -
schade, dass das nicht schon vor drei Jahren geschehen ist - vornehmen können.
- Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich kann es kurz machen. Ich möchte schon ein Wort zu
dem Akt sagen, um den es hier an und für sich geht, mit dem Stadtkino, warum es
überhaupt notwendig ist, zu diesem Akt zu kommen.
Das Ganze hat eine politische Dimension, eine kulturpolitische
Dimension und eine wirtschaftspolitische Dimension.
Sie wissen, dass ursprünglich geplant war, die KIBA-Kinos
an die "Constantin" zu verkaufen, was zu einem Quasi-Monopol der
Einzelkinos geführt hätte. Es war eigentlich dem damaligen StR Marboe zu verdanken,
dass er die kulturpolitische Dimension dieses Problems erkannt hat. Er hat in Zusammenarbeit
mit der Finanz die Idee entwickelt, dass man diese Gelder dem Kulturbudget
gibt, woraus man entnehmen kann, dass es durchaus manchmal ganz sinnvoll sein
kann, wenn der Kulturstadtrat dieser Stadt mit dem Finanzstadtrat dieser Stadt
plaudert, und da kann sogar etwas sehr Vernünftiges dabei herauskommen, nämlich
auch kulturpolitisch.
Auch die Idee, einen Betreiber zu suchen, dem man das
zutrauen kann, das der "Viennale" zu geben, halte ich eigentlich für
eine hervorragende Idee. Und wenn man hier schon "Viennale" sagt, sei
an dieser Stelle gesagt: Es gibt in dem Land und in der Stadt großartige
Kulturinitiativen, aber was die bei der
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