Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 100
niert wurden. Das sind einfach Leistungen, die zu beurteilen
sind. Und über das sollten wir reden und nicht darüber, ob jetzt Sie oder ich
vielleicht irgendeine falsche Entscheidung getroffen haben.
Es gibt eine sehr positive Resonanz auf das, was der
Rabenhof gemacht hat. Durch die heutige Entscheidung wird diese Arbeit auch für
die Zukunft abgesichert und daher werden wir dieser Subvention zustimmen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Zu den eingebrachten Anträgen.
Die ÖVP fordert heute, das soll wer anderer zahlen.
Das haben Sie immer so gemacht. Sie haben immer gesagt: Das, was zusätzlich gewünscht
wird, muss der Finanzstadtrat zusätzlich finanzieren. Das ist eine völlig
obskure Politik. Man kann nicht immer sagen, ich mache das, was normal ist, und
was zusätzlich gemacht wird, muss zusätzlich finanziert werden. Das ist einfach
eine Politik, die in einer Regierung unmachbar ist, und daher ist das ein
völlig realitätsferner Ansatz.
Sie, Herr
StR Marboe, haben das heurige Budget, nämlich das Budget des Jahres 2001, verhandelt.
Sie verantworten das. Nicht der StR Mailath. Das haben Sie verhandelt mit der
Frau Finanzstadträtin Ederer. Und Sie wissen genau, dass das jetzt nicht von woanders
gezahlt werden kann, und Sie wissen auch: Wenn man etwas in seinem Ressort
machen will, dann muss man es auch finanzieren.
Ihre Entpolitisierung geht so weit, dass Sie einfach
sagen: Ich treffe keine politischen Entscheidungen. Das denken Sie offensichtlich
heute noch. Gott sei Dank ist unser derzeitiger Stadtrat eben nicht dieser
falschen Auffassung.
Wir werden daher dem Antrag der ÖVP, die Subvention
von woanders zu zahlen, selbstverständlich nicht zustimmen.
Zu den beiden Anträgen der FPÖ und der GRÜNEN: Wir
werden diesen auf Zuweisung an den Kulturausschuss zustimmen. Wir werden uns im
Kulturausschuss in den nächsten Wochen einmal ausführlich mit der Frage der
Jurys und Theaterleitungsbestellungen beschäftigen. Da werden alle Fraktionen
eingeladen, ihre Vorschläge einzubringen, und wir werden das sicher in einer
angemessenen Form durchführen.
Nur, zur Begründung der FPÖ muss ich schon sagen: Es
ist eine Unterstellung, die man von diesem Pult zurückweisen muss. Die
hochkarätige Josefstadt-Jury, als Kreis von Freunden politischer Art zu bezeichnen,
das muss man entschieden zurückweisen. Das sind hochkarätige Theaterexperten
aus Deutschland und Österreich. Die kann man nicht einfach als Freunde oder
Freunderln bezeichnen. Das muss ich zurückweisen. Wir werden dem Antrag zustimmen,
aber der Begründung können wir nicht zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Ich
danke. - Als Nächster ist Herr GR Salcher zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren!
Dank zunächst dem Kollegen Woller, dass er erstens
den Saal gefüllt hat und wieder für die nötige Stimmung gesorgt hat. Ich werde
sie aber nicht ausnutzen (Zwischenruf.) - nein, er würde mir abgehen -,
wenngleich ich es natürlich gerne habe, wenn wir so viele Zuseher in der
Kulturdebatte haben. Ich sehe es ja heute nur als meine ganz bescheidene
Aufgabe, einen Antrag einzubringen und unsere Position zu den beiden Anträgen
der Freiheitlichen und der GRÜNEN darzulegen.
Ich möchte zunächst nur zu dem Antrag der GRÜNEN
etwas sagen. Da ist mir etwas Interessantes passiert. Ich gebe ja zu, der Tag
und der Gemeinderat ist manchmal anstrengend. Meistens ist es ja ungemein
spannend, aber ganz selten gibt es so Zeitpunkte, wo vielleicht die Spannung
ein bisschen nachlässt. Dann lehnt man sich ein bisschen zurück, man schließt
vielleicht - ich habe das schon gesehen bei dem einen oder anderen Kollegen -
ein bisschen die Augen, man denkt so nach über die Sorgen und Nöte der Bürger
und über Lösungen, und dann wacht man auf einmal wieder auf und liest in einer
Presseaussendung, die mir heute um 12.15 Uhr jemand auf den Tisch gelegt
hat: Der Antrag der grünen GR Maria Ringler zur Einberufung einer Enquete zu
DirektorInnen- und IntendantInnenbestellungen im Kunst- und Kulturbereich wurde
heute mehrheitlich im Wiener Gemeinderat angenommen. (Heiterkeit.) Da
denkt man sich: Hast die Augen vielleicht einmal kurz zugehabt? Aber wann ist
das eigentlich gewesen und mit welcher Mehrheit ist das gewesen? - Nun, die
Frau Kollegin Ringler, die ich ja sehr schätze, die sehr viele Fähigkeiten hat,
hat uns aber bis heute verschwiegen, dass sie ja noch ganz geheime Fähigkeiten
hat. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: entweder die Fähigkeit der Zeitreise,
also dass sie quasi zu dem Zeitpunkt schon woanders gewesen ist und jetzt
wieder zurückgekehrt ist, oder die zweite Möglichkeit, die der Prophetie. Das
wäre ja eine noch schönere Möglichkeit. (GR Mag Christoph Chorherr:
Schlecht?)
Da könnten wir aber gleich alle gemeinsam das Problem
des Rabenhofs lösen, denn dann könnten Sie ja zum Beispiel die Lottozahlen
erraten, die dann irgendwann einmal verlost werden am Samstag, und dann könnten
wir alle darauf setzen als Wiener Gemeinderat entsprechend. Da würde sich zum
Beispiel das Kulturbudget verdoppeln, und dann wären überhaupt alle Probleme,
die wir haben, gelöst und wahrscheinlich auch die Probleme, die diese Regierung
in Zukunft noch schaffen wird.
Wir werden trotzdem diesem Antrag zustimmen, weil ich finde,
außergewöhnliche Fähigkeiten gehören eben außergewöhnlich honoriert. Ich würde
aber trotzdem den sanften demokratiepolitischen Hinweis machen, dass es
vielleicht ganz gut ist, zu sagen, dass man einen Antrag eingebracht hat, weil
sonst müsste ich jetzt sehr genau nachfragen, mit welcher Mehrheit der
eigentlich beschlossen wurde. Aber wir
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