Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 100
len
Mängeln des Vertrags, nicht, wie der Gewerkschafter, Kollege Simanov, sagt,
dass dieser Vertrag ein Schutz vor privater Konkurrenz ist, sondern wir sehen
den Vertrag, wenn man ihn wirklich liest und wenn man ihn wirklich lebt, als
Chance dafür, dass die WIENER LINIEN in den nächsten Jahren, bis zu einer
EU-weiten Ausschreibung oder einer Liberalisierung, konkurrenzfähig sein werden
und vielleicht in Zukunft bei einer Ausschreibung den Markt für sich beanspruchen
können.
Bei Abwägung all dieser Punkte, nicht im Detail der
Verträge, stimmen wir diesem Vertrag zu. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Peter Juznic. Ich erteile
es ihm.
GR Peter Juznic (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Gestatten Sie mir einige Worte zu meinen Vorrednern.
Ich möchte beginnen mit dem von Herrn Mag Chorherr
angesprochenen 300-Seiten-Vertrag Berlins. Das war kein Verkehrsvertrag,
sondern ein Rationalisierungsvertrag im Auftrag der Stadt Berlin, um bei den
Berliner Verkehrsbetrieben Maßnahmen zu setzen, die Wien schon vor etlichen
Jahren und positiv hinter sich gebracht hat. Zum Beispiel hat es in Berlin
keine schaffnerlosen Züge gegeben. Sie sind alle noch mit einer Besetzung
gefahren.
Interessant ist aber, wer diese Umsetzung in Berlin
durchgeführt hat. Das ist ein bei uns bekannter Herr vorm Walde. Herr vorm
Walde ist heute bei der ÖBB als Chef beschäftigt. Er hat in diesem Bereich in
Berlin einen rigorosen Personalabbau von Tausenden Arbeitsplätzen betrieben.
Darum war der Vertrag 300 Seiten und nicht so wenige Seiten stark, wie wir
sie in Wien haben, also unter ganz anderen Voraussetzungen.
Weiters, die Tarife festzuschreiben oder zu orientieren:
Man darf nicht vergessen, dass die WIENER LINIEN 1998 gemeinsam mit den Wiener
Stadtwerken ausgegliedert worden sind und, obwohl sie zu 100 Prozent im
Besitz der Stadt Wien sind, trotzdem in einem privatrechtlichen Verhältnis stehen.
Ich glaube, man kann einem Unternehmen, das privatrechtlich
geführt wird, nicht vorschreiben, was es verlangen darf. Da würde die ÖVP
sofort aufschreien und von Wirtschaftsknebelung sprechen. Das geht nicht so.
Aber wir wissen auch aus der Vergangenheit, dass die Tarifgestaltung mit
Augenmaß erfolgt und seit der Ausgliederung keine Erhöhungen auf diesem Gebiet
stattfanden.
Ich möchte aber auch auf GR Madejski zu sprechen kommen. Er
hat von Eile gesprochen und gemeint, dieser Vertrag ist in Brüssel nicht einmal
in der ersten Lesung. Aber die Erfahrung zeigt, dass so etwas sehr, sehr
schnell gehen kann. Obwohl es Hunderte von Abänderungsanträgen gibt, kann das
schnell gehen. - Punkt eins.
Dass wir das
unter Dach und Fach bringen, hat auch einen zweiten Grund, das ist der
Beschluss der Verkehrskommission in Brüssel, nach dessen Erkenntnissen wir uns
orientieren können, und der dritte Grund ist das Budget 2002.
Weiters möchte
ich hier noch erwähnen, dass es für uns eine Überraschung ist, dass die
Freiheitlichen diesem Geschäftsstück zustimmen, denn im Ausschuss haben sie ja
dagegen gestimmt. Eines stimmt aber leider nicht: Es haben Gespräche stattgefunden.
Auf der Ebene des Unterausschusses der Wiener Stadtwerke sowie im Finanzausschuss
mit Herrn StR Rieder ist darüber in mehreren Sitzungen gesprochen worden.
Ich möchte
eines noch kurz erwähnen: Sicherheit. Sicherheit hat für die Stadt Wien und für
die Wiener Linien die höchste
Priorität. Ich möchte auch in Erinnerung bringen, dass auf Grund der
furchtbaren Ereignisse, die bei Tunnelbränden passiert sind, immer Großübungen
gemeinsam mit Feuerwehr, Rettung, Polizei und den Bediensteten der Wiener Linien durchgeführt werden.
Weiters finden auf diesem Gebiet auch laufend Schulungen dieser Bediensteten
statt, um sich mit den Örtlichkeiten der Tunnelführung, der Gleisführung und
auch der Stationen vertraut zu machen. Selbstverständlich wurden bei Neuerrichtungen
von U-Bahnen auch alle Auflagen und alle Anforderungen der Behörden erfüllt.
Noch einmal:
Für die Stadt Wien und die Wiener Linien
hat die Sicherheit die höchste Priorität. (Beifall
bei der SPÖ.)
Bevor ich auf
das Geschäftsstück selbst zu sprechen komme, möchte ich einen Abänderungsantrag
einbringen, und zwar geht es hier um einen Tippfehler. Es soll heißen:
"Punkt 12 Abs. 4", nicht "Punkt 12
Abs. 3".
Jetzt zum
Antrag der ÖVP. Der Antrag signalisiert die Befürchtungen von Ihrer Seite, dass
es mit Abschluss dieses Vertrags zu einer Verschlechterung der Leistungen der Wiener Linien kommt. Das stimmt nicht,
und wir werden sicher zu keiner englischen Situation kommen.
Noch etwas,
was sehr, sehr wichtig ist: Es ist ein Verkehrsvertrag und kein Leistungsvertrag.
Das wurde allen Fraktionen zur Kenntnis gebracht, und auch in unseren Besprechungen
mit Herrn VBgm Rieder wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass ein Leistungsvertrag
umsatzsteuerpflichtig ist. Da kann man nicht genau und detailliert die Auflagen
hineinschreiben, was die Bedingungen zur Erfüllung dieses Vertrags sind, denn
dann wird die Umsatzsteuer in einer Höhe von ungefähr 700 Millionen S
tragend.
Seit 1998,
also seit der Ausgliederung der Wiener Stadtwerke, haben die Wiener Linien schon die Tarifhoheit,
und bis heute sind Ihre Befürchtungen nicht eingetreten.
Im Vertrag ist auch
die Kontrollmöglichkeit durch die Stadt Wien festgesetzt, ebenso sind auch bei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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