Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 100
dieses Antrags an den
Ausschuss der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr beantragt.
Wer dafür ist,
den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist einstimmig so beschlossen.
Zur
Information, meine sehr geehrten Damen und Herren: Wir kommen jetzt zum
Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand. Ich möchte nur bemerken, dass die
Erstredner jeder Partei 40 Minuten und sonst 20 Minuten Redezeit
haben, § 20.
Es ist die
Postnummer 29 (PrZ 63/01-GFW)
der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss eines öffentlichen
Personennahverkehrs- und -finanzierungsvertrags zwischen der Stadt Wien und der
WIENER LINIEN GmbH & Co KG.
Ich bitte den
Berichterstatter, Herrn GR Friedrich Strobl, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter
GR Friedrich Strobl: Ich
bitte um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke
schön. - Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr.
Ich erteile es ihm.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen
und Herren!
Wir haben
heute eine Reihe durchaus relevanter verkehrspolitischer Entscheidungen zu
treffen. Ich denke mir, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese
40 Minuten nicht annähernd ausschöpfen werde.
Ganz kurz
worum es da geht. Es ist eine sehr große Veränderung. Wir beschließen heute
immerhin einen Vertrag, wo den WIENER LINIEN jedenfalls über acht Jahre
jährlich über 4 Milliarden S überantwortet werden. Die Frage ist: Was
sind die Bedingungen, dass eine Institution wie die WIENER LINIEN
4 Milliarden S bekommen? Welche Leistungen müssen sie dafür erbringen?
Was sind die Rahmenbedingungen? - Eine sehr relevante grundlegende Angelegenheit.
Es gibt
ähnliche Beauftragungsverträge in anderen Ländern. Da haben derartige Verträge
300, 900, 1 500, 2 000 Seiten, wo präzise vorgegeben wird, was
die beauftragende Stadt im Detail möchte. Bei einem so wichtigen Thema wie dem
öffentlichen Verkehr, das sowohl von Umfragen bekannt als auch aus der
alltäglichen Erfahrung die Wiener Bevölkerung zu Recht intensiv interessiert,
über Linienführung, über Haltestellen, über Reinlichkeiten, über den Bau neuer
Linien bis zur Information. Allein ich erinnere mich an die Diskussion, wie
lange es gedauert hat, dass jetzt bei einigen Straßenbahnlinien und U-Bahn-Linien
ein Informationssystem besteht, wo an der Haltestelle festgehalten wird, wann
die nächste Straßenbahn kommt. Eine im Übrigen positive Entwicklung.
Wie viele
Seiten hat dieser Wiener Vertrag? 400, 700, 1 200 Seiten? - Der Wiener
Vertrag hat 19 Seiten! 19 Seiten, in denen mit teilweise schönen und
netten Worten eine allgemeine Richtung vorgegeben wird, wo aber in keiner Weise
präzisiert wird, was man von den WIENER LINIEN möchte. Und wenn meine kurze
Zeit ausreicht, möchte ich durchaus auf das Argument des StR Rieder eingehen,
der im Ausschuss - wir haben diese Diskussion ja bereits geführt - auch
begründet hat, warum man keine genaue Beauftragung braucht.
Da werden Zielvorstellungen formuliert: "Weitere
Verbesserung des Marktanteils der WIENER LINIEN durch die Gewinnung neuer
Fahrgäste". Nicht gut, ist schon okay, aber wenn man einen Vertrag
ausmacht, würde ich die Vorgabe ein bisschen genauer machen, wie viele neue
Fahrgäste, mit welchen Methoden man den WIENER LINIEN das abverlangt.
Zusammenhang zur Diskussion: Wir sollen den Anteil des öffentlichen Verkehrs -
ich sage das bewusst dem StR Rieder - bis zum Jahr 2010 von 37 auf
45 Prozent der Wege erhöhen. Das hätte ich zum Beispiel gerne darin gesehen.
Einige wenige Punkte hätten mich zumindest ins
Zweifeln gebracht, ob ich zustimme. So machen Sie es uns sehr leicht. Würde
hier stehen: "Bis zum Jahr 2010 Erhöhung des ÖV-Anteils auf
45 Prozent", hätte ich mir gedacht, jetzt bin ich neugierig, wie das
umgesetzt wird, eine Erhöhung der Fahrgäste, alle Leute fahren zum Glück ein
bisschen mehr. Also, machen wir im Grunde genommen das weiter, was wir uns
bisher vorgenommen haben.
Eine zweite sehr sensible Angelegenheit ist die Frage
der Tarife. Das war letztendlich auch einer der Hauptgründe, warum wir der
Ausgliederung, die vor einem halben, drei viertel Jahr hier im Hause war, letztendlich
nicht zugestimmt haben (GR Dr Matthias Tschirf: Zweieinhalb Jahre!) -
zweieinhalb Jahre, die Zeit vergeht schnell -, also vor einiger Zeit nicht zugestimmt
haben.
Wir haben eine intensive Diskussion gehabt, wie viel
die WIENER LINIEN die Tarife erhöhen dürfen. Da steht es ganz klar drinnen:
"Die WIENER LINIEN sind zur Gestaltung neuer Tarifsysteme berechtigt und
sie werden die Anforderungen des Markts und soweit dies wirtschaftlich möglich
ist, die Interessen der kommunalen Verkehrspolitik berücksichtigen." Und
dann steht noch darin, woran sich diese Tariferhöhungen zu orientieren haben.
Allein auf Grund der Wortwahl, "sich orientieren",
"berücksichtigen", einen solchen Vertrag hätte ich gerne einmal.
Stellen Sie sich als Sozialdemokrat ein Mietrechtsgesetz
vor, in dem steht: "Der Mietzins möge sich an gewissen Grenzen
orientieren." Da würden Sie sofort schreien: "Das geht nicht! Das
muss man doch genau festschreiben! Wie soll man hier etwas einklagen?"
Und dann noch im Detail: Woran sollen sich denn die
Erhöhungen orientieren? An der Veränderung des Tariflohnindexes der Wiener
Stadtwerke - Verkehrsbetriebe, der Veränderung des Verbraucherpreisindexes und
der Veränderung der Platzkilometer. Was heißt das jetzt? - Letztendlich heißt
das - dazu muss man kein Hellseher sein -, dass man sagt, dasselbe passiert,
wie es im Bereich der ÖBB passiert. Schritt für Schritt werden die Tarife
erhöht werden und der StR Rieder oder der Verkehrsstadtrat Schicker, weil zwei
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