Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 100
schon das erste
Signal. Hätten wir uns nur mehr dagegen gewehrt! Damals war schon beim ersten
Punkt zu sehen, zu welchen "Verkehrslösungen" dieser Bezirksvorsteher
neigt.
Denken wir an
das Haltestellenkap in der Spitalgasse beim alten Allgemeinen Krankenhaus Ecke
Alser Straße. Hier wurden die beiden Fahrspuren auf eine verengt, sodass der
Rechtsabbieger stadtauswärts in die Alser Straße, wo sehr viel Fußgängerverkehr
herrscht, den gesamten Verkehr in der Spitalgasse meistens bis zur Währinger
Straße rückstaut, und meistens den ganzen Tag. Ich fahre manchmal um
Mitternacht dort, weil ich es muss. Ich muss Ihnen sagen, sogar dann staut es
sich manchmal. Solche Lösungen hat uns der Herr Bezirksvorsteher des
9. Bezirks beschert!
Denken wir nur
an den Zirkus der Fahrspurvernichtung im Bereich der Wallensteinstraße, Julius-Tandler-Platz
und Alserbachstraße. Wozu hat denn das geführt? - Einzig und allein dazu, dass
nunmehr die Ampelschaltungen der radialen Linien verkürzt wurden und die Staus
überall stadtauswärts und -einwärts, in der Liechtensteinstraße, in der
Nußdorfer Straße, et cetera, passieren.
Jetzt haben
wir halt die Roßauer Lände als Gipfelpunkt. Ich will mich darüber gar nicht so
sehr auslassen. Kommen wir retour zur politischen Wertung dieser Verkehrspolitik.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Nach diesem Flop auf der Roßauer Lände mit Parkplätzen
für Anrainer auf Fahrspuren eines höchstrangigen Straßenzuges ist man schon
gespannt, was der nächste Versuch bringen wird. Vielleicht einen Flugplatz am
Kahlenberg? - Na ich glaube, da wird der Bezirksvorsteher nicht mitspielen.
Oder schiffbare Abwasserkanäle für Personentransport-U-Boote? Oder man könnte
auch den Wienerwald betonieren und daraus einen Parkplatz machen! Versuche, meine sehr geehrten Damen und
Herren, und da schauen die GRÜNEN zu! Das ist interessant! Gut, dass Sie sich
rechtzeitig zum Wort melden. Da schauen Sie zu, wie auf der Himmelwiese der so
genannte Lebensbaumkreis, der nur gegen den Wald und für gute Geschäfte
eingerichtet wurde ... Da gehen Sie mit hinauf und gehen dort oben Halloween
schnitzen, diese komischen Kürbisse. Da sind die GRÜNEN dabei! Lebensbaumkreis -
das ist der erste Versuch, den Wienerwald wirklich zu betonieren.
Warum sollte
man das auch nicht machen? - So eine Alleinregierung ist doch schon etwas sehr
Kommodes. Da gibt es keine Opposition, die einem mehr auf den Nerv fallen kann.
Da kann man durchaus jegliche Versuche, die es gibt, ausprobieren. Wenn irgendeinem
Bezirksvorsteher aus Ihrer Runde, einem Genossen Bezirksvorsteher, irgendetwas
einfällt, dann werden wir halt ein wengerl das probieren.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Das kann es nicht sein. Try und Error, das ist
ungeeignet für die Verkehrspolitik. Simulation und Computermodelle gibt es ja
durchaus. Es ist ja nicht so, dass man das erfinden müsste. Da gibt es genügend
Experten dafür. Das wollen wir nicht hören. Es gibt den klaren Menschenverstand.
Der hätte uns in der Roßau das schon von vornherein gesagt. Wie gesagt, die
sind auch gewarnt worden. Jeder halbwegs begabte Anwärter für einen Mopedführerschein
hätte Sie in dem Zusammenhang richtig beraten. Nein, das hat man alles nicht gemacht.
Es ist das Geld der Steuerzahler verschwendet worden. Es sind die Nerven und
das Geld der Autofahrer verschwendet worden. Es gab den Ärger der Menschen an
Ort und Stelle, die die Auspuffgase zu Gemüte geführt bekommen haben. Alles das
ist gewesen, nur nicht dass man von vornherein ein bissel nachgedacht hat.
Diese
Entscheidung - und das muss man sagen - hat Herr StR Schicker zu verantworten.
Er wurde genügend gewarnt. Man kann nicht vor jedem Genossen Bezirksvorsteher
in die Knie gehen!
Wenn größere
Entscheidungen anstehen, was machen wir denn dann? Dann machen wir bei der
Nord-Ost-Umfahrung einen Versuch? - Na, da wissen wir doch viel weniger, da
können wir den Experten vielleicht noch weniger trauen, als bei der kleinen
Roßauer Lände! Da werden wir auch einen Nord-Ost-Umfahrungsversuch machen:
Zuerst einmal eine Autobahn bauen und schauen, ob es tatsächlich funktioniert
oder dergleichen mehr. Na, so geht es nicht! Versuch und Irrtum darf nicht die
Methode werden, die in der Verkehrspolitik Einzug findet! (Beifall bei der ÖVP.)
Daher ist auch
der Herr Bürgermeister in die Ziehung zu nehmen, denn dass er hier bei der
Anfragebeantwortung sagt, er kann sich mehr oder weniger nicht um alles kümmern
und nur bei den umfangreicheren Problemen wird er tätig. Ich kann mir schon
vorstellen, er hat gemeint, er hat so viele andere Dinge zu tun. Wahrscheinlich
sind das Dinge seines Ressorts, das er führt oder das ihn da nicht zur Ruhe
kommen lässt. Ich glaube, er ist der einzige Bürgermeister einer größeren europäischen
Stadt, der kein eigenes Ressort zu verwalten hat. Da kann er sich doch
wenigstens um solche Punkte kümmern! Ich glaube nicht, dass das zu viel
verlangt ist! Die Bürger dieser Stadt hätten das von ihm eigentlich erwartet. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich sage es
noch einmal und abschließend: Versuch und Irrtum darf nicht die Methode dieser
Stadtregierung werden! Dafür hat der Bürgermeister die Verantwortung und aus
der kann er sich auch nicht heimlich verabschieden! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Zum Wort gemeldet
ist Herr StR Schicker. - Bitte schön.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Danke,
Herr Vorsitzender. - Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe
soeben erlebt, wie Abg Pfeiffer es zu Stande bringt, über einen Verkehrsmasterplan
zu sprechen und nichts anderes dazu zu sagen, als dass ich eigentlich bisher
nichts gemacht habe.
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