Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Misere sanieren. Da
sollen die politischen Parteien am Tisch sitzen und da sollen die
Verantwortungsträger aus dem Spitals- und dem ambulanten Bereich eingebunden
werden. Wenn Sie mit offenen Karten spielen wollen, dann stimmen Sie hier zu
und stimmen Sie nicht dagegen von der Opposition. Von den Freiheitlichen und
von der ÖVP haben wir gehört, dass sie ihn unterstützen werden.
Sie haben
jetzt die Chance, wir können gerne die Sitzung unterbrechen, damit Sie sich
noch beraten können. Nun, ich denke mir, Sie stimmen nicht zu, Sie haben es
nicht nötig, Sie brauchen keinen Gesundheitsgipfel, Sie lesen uns präparierte
Antworten vor und wenn dann einer frei spricht, dann prügelt er die
blau-schwarze Bundesregierung - dafür haben wir sehr viel Sympathie als GRÜNE
-, aber heute, mit Verlaub, geht es um rote Misere und einmal nicht um
blau-schwarze Katastrophen, bei denen wir uns morgen dann gerne bei Ihnen
wieder anschließen.
Heute haben
Sie Ihre eigenen Rechnungen zu begleichen und nicht auf andere zu verweisen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Beschluss- und
Resolutionsantrag, Sie kennen den Inhalt und in formeller Hinsicht beantragen
wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR
Josefa Tomsik: Meine Damen
und Herren! Vor zirka achteinhalb Stunden haben wir hier von allen Rednern der
Parteien gehört, dass man sich auch bei der Sprache etwas mäßigen soll. Ich
denke, gerade bei dieser dringlichen Anfrage sollte das auch für alle Parteien
gelten.
Als nächster
Redner ist Herr GR Dr Serles zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das war ganz
allgemein ein genereller Aufruf!) Sehr richtig, ein allgemeiner Aufruf, an
alle. (GR Dr Wilfried Serles will das
Pult auf seine Körpergröße einstellen: Das Rednerpult rührt sich nicht!) Das
geht nicht, Herr Serles, das wurde schon in der Früh festgestellt, leider.
GR Dr Wilfried
Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Liebe Frau Gesundheitsstadträtin!
Ich glaube, es
ist ein ganz schlechter politischer Stil, wenn Sie sich diese Debatte nicht von
Ihrem Sitz hier aus anhören, sondern wenn Sie hinter den Bankreihen mit Ihren
Beamten tratschen, in der Hoffnung, die Kritik der Opposition möge an Ihnen
abperlen, wie der Regen an Ihrer Pelerine. Ich glaube, das ist ein schlechter
politischer Stil, den hat sich dieses Haus nicht verdient. Ich würde mir
wünschen, wenn Sie Ihren Sitzplatz einnehmen und vielleicht auch noch einmal
das Wort in dieser Diskussion ergreifen, sie könnte dann interessant verlaufen,
nach dem eher dünnen Eingangsstatement, das Sie hier geliefert haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Nach dem
bundespolitischen Ausflug, den Herr Kollege Wagner hier versucht hat, noch
einmal zurück zum Anlass der heutigen Diskussion, nämlich zu diesem Brief der
Frau Gesundheitsstadträtin an den Dr Rieder, der eigentlich vertraulich bleiben
sollte und in wundersamer Weise das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat.
Herr StR
Rieder hat gestern Frau Dr Pittermann damit exkulpiert, dass er gemeint hat, in
diesem Brief der Frau Dr Pittermann seien ganze zwei Sätze von ihr.
Möglicherweise die Anrede, lieber Sepp, und die Schlussformel, mit freundlichen
Grüßen. So genau haben Sie das nicht erläutert. (VBgm Dr Sepp Rieder: Die Anrede ist kein Satz!) Ich verstehe. Ich
nehme an, dass Sie das Geheimnis der beiden originären Sätze der Frau Dr
Pittermann im Laufe dieser Diskussion noch lüften werden.
Herr Dr
Rieder, ich konzediere Ihnen eines, dieser Versuch einer Verteidigung für die
Frau Dr Pittermann war lieb gemeint, er war auch in Ordnung, er war zweifellos
eleganter als der Versuch, den Herr Wagner heute gestartet hat, indem er
gemeint hat, der Sauerstoffvorrat würde der Frau Dr Pittermann schon nicht
ausgehen. Also, Ihr Versuch war eleganter, aber er kann die Frau Dr Pittermann
letztlich nicht exkulpieren. Denn klar ist, wo Pittermann draufsteht, ist auch
Pittermann drinnen.
Da Frau Dr
Pittermann diesen Brief unterschrieben hat, hat sie auch dafür die politische
Verantwortung (Beifall bei der FPÖ.), so wie sie auch die politische Verantwortung
für ihre sehr schwache Rechtfertigung trägt, die sie heute diesem Haus gezeigt
hat. Wir haben Recht behalten mit unserer Rücktrittsaufforderung. Eine Gesundheitsstadträtin,
die vor Angst schlottert, mag sie auch harte Zeiten hinter sich gehabt haben,
mag sie einige Nächte hindurch schlecht geschlafen haben, mag sie sich
berechtigt oder unberechtigt geärgert haben, eine Gesundheitsstadträtin muss in
der Lage sein, der Kritik der Opposition hier Paroli zu bieten. Das hat Frau Dr
Pittermann nicht getan und daher erst recht Frau Doktor, Sie sollten so rasch
wie möglich zurücktreten. In dem beginnenden Verteilungskampf zwischen dem
Finanzressort und Ihrem Haus werden Sie automatisch den Kürzeren ziehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir nehmen den
Brief der Frau Stadträtin heute zum Gegenstand, zum Anlass für eine
Sonderprüfung durch das Kontrollamt. Sie wissen, wir können das aus eigener
Kraft verlangen und ich werde im Zuge dieser Diskussion der Frau Vorsitzenden
auch ein Ersuchen der freiheitlichen Abgeordneten auf Sonderprüfung durch das
Kontrollamt gemäß § 73 Abs. 6a der Wiener Stadtverfassung
überreichen.
Frau Dr Pittermann
beklagt sich in ihrem Brief über hinterlassene Schulden. Sie beklagt sich über
Ungereimtheiten bei der Budgetrechnung und sie stellt klar, dass sie unter
diesen gegebenen Bedingungen niemals in die Stadtregierung eingetreten wäre.
Ich halte fest, wenn die amtsführende Stadträtin meint, es gäbe Ungereimtheiten
bei der Erstellung des Budgets für ihre Geschäftsgruppe, so kann und soll das
vom Kontrollamt überprüft werden. (Beifall
bei der FPÖ.)
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