Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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mer identifizieren. (GR
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Das ist nicht dein Ernst!) Das ist ein überzogener
Vergleich, deswegen habe ich nur den Begriff "Stockholm-Syndrom"
genannt. Vielleicht hat Kollege Hundstorfer durchaus gewusst, was ich damit
meine, und wollte mich hier möglicherweise provozieren. Aber ich kläre ihn
gerne auf. Ich meine nur ... (GR Dr
Wilfried Serles: Jetzt hat er dazugelernt!) Jetzt hat er dazugelernt, das
ist vielleicht auch ein interessanter Aspekt meiner Ausführungen.
Aber ich möchte auch sagen, dass wir nicht den
Rücktritt der Frau Stadträtin fordern. Das ist ein Thema, das die Sozialdemokratie
unter sich lösen muss. Es ist die Aufgabe des Bürgermeisters und seine Verantwortung,
ob er Profis um sich schart oder ob er das Modell des Trainings "on the
job" präferiert. Es gibt ja hier im Haus genügend Trainer - wenn ich etwa
nur Kollegen Hundstorfer anschaue. Es ist daher nicht unsere Frage, wie dieses
Problem zu lösen ist.
Meine Damen und Herren! Ich kann nur sagen: Tragisch
ist, dass ich mit meinen Analysen und meinen Therapievorschlägen, was das
Wiener Gesundheitswesen anbelangt, Recht habe. Noch tragischer ist, dass Sie
genau wissen, dass ich Recht habe. Aber das wirklich Fatale ist, dass ich mir
sicher bin: Sie werden sich nicht bewegen. Daher ist in Abwandlung eines Satzes
von Alfred Payrleitner bedauerlicherweise festzustellen, dass sich in Wien eine
Insel lustvoll gepflegter Versteinerung zu entwickeln beginnt. Das kann
keineswegs im Interesse der Wienerinnen und Wiener sein! - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Als Nächste ist Frau StR Landauer zum Wort gemeldet.
Ich erteile es ihr.
StR Karin Landauer:
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Den Antrag der GRÜNEN bezüglich Einberufung eines
Gesundheitsgipfels werden wir gerne unterstützen. Ich hoffe nur, dass bei
diesem Gesundheitsgipfel mehr als bei der heutigen Anfragebeantwortung herauskommen
wird, und vor allem auch mehr als bei der gemeinderätlichen
Gesundheitsreformkommission, die in der vorigen Legislaturperiode jahrelang
getagt hat, von der aber bis heute kein Papier vorliegt.
Das gestrige Schauspiel bei der Pressekonferenz und
die heutige Beantwortung der Frau StR Pittermann waren für meine Begriffe mehr
als peinlich. Plötzlich war alles in Ordnung, alles war in Harmonie. Irgendwie
ist es dann erstaunlich, wenn man sich zum Beispiel die Presseaussendung der
Frau StR Pittermann von gestern anschaut. Darin schreibt sie: Hätte ich geahnt,
dass der Brief an die Öffentlichkeit kommt, wäre er steif und stromlinienförmig
verfasst worden.
Am Abend haben wir dann Herrn StR Rieder in
"Wien heute" gesehen. (VBgm Dr
Sepp Rieder: Ich habe gar nicht gewusst, dass ich Publikum habe!) Er hat
gesagt: Den Brief hat irgendein Beamter geschrieben und von der Liesl - sprich:
Frau StR Pittermann - sind höchstens zwei Sätze dabei. (GR DDr Bernhard Görg: Gott sei Dank!) Irgendwie ist es wirklich
spannend um diesen Brief. (VBgm Dr Sepp
Rieder: Ein Glück, dass wir keine anderen Sorgen haben!)
Was ich vorhin vorgelesen habe - dass die Frau
Stadträtin gesagt hat, dass der Brief stromlinienförmiger gewesen wäre -, wurde
um 12.05 Uhr gesagt. Aber um 13.23 Uhr desselben Tages hieß es: Weder
habe ich mich bei meinem Amtsvorgänger beschwert, dass das Gesundheitsressort
schlecht geordnet übergeben worden wäre ... - Irgendwie ist es daher, wie
gesagt, nicht zu durchschauen. (VBgm Dr
Sepp Rieder: ... vor der Entwicklung der Menschheit!)
Ihr findet es lustig. Aber genau das Schauspiel, das
gestern präsentiert worden ist, und auch die Art, wie heute die Beantwortung
erfolgt ist, zeigt eure Art ... (GR Mag Sonja Wehsely: Wir sind nicht per
Du; ich zumindest!) Verzeihung, es zeigt Ihre Art, mit der Opposition
umzugehen: Kritikpunkte werden weggeschoben oder lächerlich gemacht und es gibt
eigentlich nichts zu kritisieren. Wie gesagt, das ist jetzt sehr deutlich
herausgekommen.
Frau Gesundheitsstadträtin Pittermann hat gestern
auch gemeint: Die Kritik der FPÖ perlt an ihr ab, wie die Regentropfen am
Regenmantel. - Ich muss dazu sagen, ich habe überhaupt kein Problem mit dieser
Überheblichkeit. Ich denke mir nur, dass sich die Bürgerinnen und Bürger, die
das gestern gesehen haben, ihren Teil denken werden. Ich glaube, es wäre gut,
wenn Sie von der Arroganz der Macht Abschied nehmen würden. (Beifall bei der FPÖ.)
Frau StR Pittermann - übrigens, Herr GR Margulies, den
Brief, auf den sich die Frau Stadträtin bezieht, hat ihr der Bürgermeister am
5. Juni geschrieben; aber es ist völlig Wurscht - schreibt in diesem
Brief: Unter Kenntnis solcher Vereinbarungen - da geht es um den Krankenanstaltenverbund
- hätte ich das Amt als amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Spitalswesen
nicht angenommen. - (In Richtung VBgm Dr Sepp Rieder.) Dann geht es
damit weiter, dass sie dich an das Versprechen erinnert.
Ich denke mir, den Krankenanstaltenverbund gibt es, das ist
ein Unternehmen. Wir geben ihr heute noch einmal den Rat, sie sollte sich
vielleicht zurückziehen. Denn eine Gesundheitsstadträtin, die quasi mit Unsicherheit
agiert, wird meiner Ansicht nach nicht zur Gesundung des Gesundheitswesens
beitragen.
Ich denke auch, wenn sie so unsicher ist, wegen möglicher
Schulden, die der Herr Stadtrat hinterlassen hat, braucht sie eigentlich nur
herzugehen und die tollen Reden der sozialistischen Abgeordneten zu lesen. Ich
bringe dafür als Beispiel nur den Rechnungsabschluss, den wir am 25. Juni
hatten. Damals sagte Herr GR Wagner: Der Rechnungsabschluss 2000 für die
Geschäftsgruppe Gesundheit und Spitalswesen zeigt wieder sehr eindrucksvoll,
wie sorgsam hier mit Mitteln, die zur Verfügung stehen, in der Vergangenheit
umgegangen wurde und auch umgegangen wird.
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