Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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kunft mehr Augenmerk darauf legen sollten. Das ist der
gesamte Prozess der Budgeterstellung. Es ist gang und gäbe - in der letzten
Koalition zwischen Rot und Schwarz war das auch schon gang und gäbe -, dass man
sich intern zusammensetzt, auch mit dem Magistrat, dann eigentlich ein fix
fertiges Budget präsentiert und, so wie vorher mit der Koalitionsmehrheit,
jetzt mit der absoluten Mehrheit drüberfährt.
Es ist anscheinend überhaupt nicht interessant, die
anderen Parteien, Nicht-Regierungsorganisationen, Sozialorganisationen oder die
aufmerksame Öffentlichkeit in den Budgeterstellungsprozess mit einzubeziehen.
Dabei gäbe es viele Möglichkeiten, gerade auf dieser Ebene eine
Demokratisierung vorzunehmen und zu einem besseren Budget zu kommen. In Zeiten
knapper Budgetmittel wäre es höchst an der Zeit, nicht unhinterfragt die eigenen
Prioritäten an die erste Stelle zu setzen, sondern mit der Bevölkerung in einen
Dialog zu treten, um tatsächlich die Prioritäten der Bevölkerung herauszuarbeiten.
Herr StR Rieder! Frau StR Pittermann! Eines kann ich
Ihnen versichern: Die Wiener Gesundheitspolitik als Priorität würde bei der
Bevölkerung einen erheblich größeren Stellenwert eingeräumt bekommen, als Sie
bereit sind, im kommenden Jahr budgetär bereitzustellen. (VBgm Dr Sepp Rieder: Woher wissen Sie das eigentlich?) Na ja, Sie
schreiben sich gegenseitig Briefe. (VBgm
Dr Sepp Rieder: Wo habe ich einen Brief geschrieben?) Zumindest wird in
einem Brief von Frau Pittermann darauf Bezug genommen. (VBgm Dr Sepp Rieder: Wo habe ich einen Brief geschrieben?) Zumindest
hat Ihre Magistratsabteilung der Frau Stadträtin mitgeteilt (VBgm Dr Sepp Rieder: Sagen Sie mir, welchen
Brief ich geschrieben habe!), in welcher Höhe Sie gedenken ... (VBgm Dr Sepp Rieder: Zeigen Sie mir den
Brief!)
Herr Stadtrat, was wollen Sie jetzt machen? - Wollen
Sie jetzt tatsächlich darüber ... (VBgm
Dr Sepp Rieder: Woher wissen Sie, dass ich einen Brief geschrieben habe? Wer
hat Sie informiert?) Ich habe es im "Falter" gelesen und Sie
haben es nicht bestritten. (VBgm Dr Sepp
Rieder: Im "Falter" steht überhaupt nichts drin!) Also gut, das
ist gänzlich neu, jetzt wird es überhaupt originell. Jetzt sitzen wir da eine
Zeit lang, Frau Dr Pittermann antwortet, es gibt deshalb eine Pressekonferenz,
nichts wird abgestritten - und dann beginnen Sie, weil Sie nicht bereit sind,
sich über die Finanzen und das Gesundheitssystem auseinander zu setzen,
eigentlich über eine Nebensächlichkeit zu reden. Ob Sie einen Brief geschrieben
haben oder nicht, ist doch gänzlich uninteressant! (VBgm Dr Sepp Rieder: Sie haben es behauptet!)
In dem Brief von Frau Dr Pittermann an Sie sind
Zahlen genannt, die irgendwie zu ihr gekommen sind. Was glauben Sie, woher sie
diese Zahlen hat? Hat sich Frau Dr Pittermann - sie kann mir gleich selbst
antworten - diese Zahlen irgendwo herausgesaugt und dann gesagt: Jetzt mache ich
dem lieben Sepp einen Vorwurf, so geht das nicht. - Entschuldigen Sie, wollen
Sie mich für blöd verkaufen? (VBgm Dr
Sepp Rieder: Zeigen Sie mir den Brief, den ich geschrieben haben soll!) Okay,
damit haben wir das erledigt. Reden wir über das Gesundheitssystem!
Ich muss Ihnen sagen, der Disput zwischen Ihnen und
Frau Dr Pittermann ist für mich in Wirklichkeit nebensächlich. Was ich für
traurig finde, ist, wir werden uns heute nach der Gemeinderatssitzung sehr wohl
überlegen müssen, ob wir das, was Frau Kollegin Pilz gesagt hat - dass wir
Ihnen, Frau Pittermann, die Mauer machen, beim Kämpfen um ein Gesundheitssystem,
welches sich wirklich die Bezeichnung "eines der besten Gesundheitssysteme
der Welt" verdient -, noch weiterhin unterstützen. Denn was Sie heute hier
am Rednerpult geleistet haben, lässt uns bestenfalls eine traurige Hoffnung
davon übrig, dass das Gesundheitssystem bei Ihnen in guten Händen liegt.
Frau Dr Pittermann! Wenn Sie tatsächlich vorgehabt
hätten, um ein gutes Gesundheitssystem zu kämpfen, dann hätten Sie heute hier
heraußen versucht, gemeinsam mit Ihrer Fraktion und den anderen Parteien das
Gesundheitssystem in Wien sicherzustellen, und Sie hätten nicht in einer - wie
man in Wien so schön sagt - knieweichen Antwort versucht, einen existierenden
Konflikt mit Ihrem Finanzstadtrat und eine existierende Bedrohung des Wiener
Gesundheitssystems herunterzuspielen. Ich finde es wirklich sehr traurig, dass
Sie heute nicht eindeutig auf die Notwendigkeiten und auf Summen, die im
Gesundheitssystem notwendig sind, hingewiesen haben.
Wir nehmen es zur Kenntnis, aber wir werden uns auch
in unserer grünen Fraktion darüber unterhalten, ob wir Sie nach diesem Auftritt
tatsächlich noch weiterhin als Gesundheitsstadträtin für tragbar halten. - Ich
danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR
Kurt Wagner: Da sind Sie aber im Gegensatz zu Ihrer Kollegin! - GR Dipl Ing
Martin Margulies - das Rednerpult verlassend -: Wir werden uns unterhalten!)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Dr Hahn zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Als ich das erste Mal von diesem Brief Kenntnis
erhalten habe, habe ich mich kurzfristig der Illusion hingegeben, dass das
vielleicht der Ausgangspunkt einer Diskussion über Struktur, Finanzierung und Zukunft
des Wiener Gesundheitswesens sein könnte. Nach der gestrigen Pressekonferenz
habe ich diese Erwartungslage wieder auf null revidiert. Wir haben zwei gesicherte
Erkenntnisse; zum einen, es ist eh alles paletti, zum Zweiten kennt nun eine
breitere Öffentlichkeit Ort, Datum und zumindest einen Zeugen der Eheschließung
der Frau Stadträtin. Das ist vielleicht dafür recht wichtig, dass ihr nächstes
Jahr mehrere gratulieren.
Aber jetzt zum Sachlichen, nämlich dem Brief: Ich muss
sagen, jenseits von Stil und Tonalität - das mö
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